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Luciano

Luciano

Titel: Luciano Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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wird stattfinden, und zwar schon sehr bald.
Ihr müßt euch mit euren Leuten und sämtlichen Waffen,
die ihr auftreiben könnt, bereithalten, und wenn es soweit ist,
dann befolgt ihr die Befehle von Colonel Carter. Habt ihr mich
verstanden?«
      »Ja«, sagte Zizzo.
    Hochwürden Collura sagte: »Daß
wir von der ChristlichDemokratischen Partei uns anschließen,
muß ich wohl nicht eigens betonen.«
      Luciano wandte sich vom Fenster ab. »Ist jetzt alles in Ord nung?«
      Barbera nickte: »Scheint so.«
      »Gut. Hauptsache, wir verstehen einander.«
      Hochaufgerichtet blieb er stehen, die
linke Hand in die Hüfte gestemmt, den Kopf zurückgeworfen.
Zizzo und Valachi scho ben sich hintereinander heran und
küßten ihm im Vorbeigehen die rechte Hand.

      Savage konnte nicht schlafen. In dem
Bett, das er mit Rosa teilte, war wenig Platz. Das alte Hemd, das sie
anstelle eines Nachtgewands trug, hatte sich verschoben, so daß
ihre Brüste sich warm an ihn drängten, – ihr Arm lag
über seinem Magen. Im Schlaf sah sie jung und schutzbedürftig
aus.
      Es schien die natürlichste Sache
der Welt zu sein, daß er hier lag und Rosa im Arm hielt. Er
fühlte sich geborgen, warm und zufrieden. Mit einigen Verrenkungen
gelang es ihm, die Lampe höher zu schrauben, er zündete sich
eine Zigarette an und griff nach einem zerlesenen Büchlein auf dem
Nachtkästchen. Es war eine Gedicht-Anthologie, die sein
Großvater ihm zum dreizehnten Geburtstag geschenkt hatte. Er
hatte sie schon tau sendmal gelesen, und der Inhalt langweilte ihn nie.
      Rosa regte sich und schlug die Augen auf. Schläfrig sagte sie: »Was machst du denn?«
      »Ich lese.«
      »Was liest du?«
      »Gedichte.«
      Sie berührte sein Ohr mit der Zunge, und ihre Hand glitt vom
    Magen abwärts und hielt ihn fest. »Sind sie besser als ich, diese Gedichte?«
      »Das kann man nicht vergleichen.«
      »So?« schmollte sie. »Soweit ist es her mit deiner Liebe!«
      »Nein«, erwiderte er.
»Manchmal kann nur ein Gedicht das ausdrücken, viel besser
als ich.«
      »Sag mir eines auf.«
      Leise und langsam rezitierte er auf
englisch ein Liebesge dicht und drückte sie fest an sich, dachte
an Boston und an sei ne Mutter und den ganzen Savage-Clan.
Plötzlich fühlte er sich unerklärlich heiter. Wenn es
ihnen nicht paßt, dachte er, nun, dann geht es auch anders. Rosa
war wieder eingeschlafen, und er hielt sie in seinen Armen und lauschte
auf den Regen vor dem geöffneten Fenster.
      In dem Verschlag hinter der
Sargkammer saß Barbera am Funkgerät, während Carter und
Luciano warteten und Kaffee tranken. Endlich nahm Barbera die
Kopfhörer ab und drehte sich um. Sein Gesicht glühte vor
Erregung.
      »Sie kommen«, sagte er. »Übermorgen.«
      Carter sprang auf und marschierte nervös auf und ab. »Dann bleibt uns nicht mehr viel Zeit.«
      »Aber Harry«, sagte Luciano. »Morgen suchen wir Luca auf.
      Mehr als eine Unterredung ist nicht
nötig. Danach alarmiert er ganz Westsizilien, und wie lange wird
das dauern? Nur ein paar Stunden.«
      Barbera hatte eine Flasche und drei Gläser aus dem Schrank geholt. Er goß schnell ein.
      »Ich glaube, jetzt ist ein
Schluck fällig.« Er ging ans Radio und drehte an der Skala.
»Mal sehen, was der britische Militär sender in Kairo zu
bieten hat.«
      Die Musik klang fern und undeutlich, und die Stimme des
    Sängers war faszinierend, wie vom Zauber der Nacht erfüllt.
    »Das gefällt mir«, sagte Luciano. »Wer ist das?«
      »Al Bowlly«, sagte
Carter. »Eine meiner Schwächen. Habe ich Ihnen je
erzählt, daß ich ein ganz leidlicher Jazzpianist bin? Bowlly
war ein englischer Jazzsänger südafrikanischer Her kunft.
Jahrelang die Nummer eins in der Hit-Parade. Er kam
    1941 in London bei einem Fliegerangriff um. Das
hier ist ›Moonlight on the Highway‹, wohl das Beste, was
er je ge macht hat. Aufgenommen mit dem Lew-Stone-Orchester im
März 1938.«

Die fesselnde Melodie erfüllte den Raum.
Luciano sagte: »Daß er ausgerechnet auf diese Weise sterben
mußte.«
      »Sein freier Wille. Er ging
einmal durch die Brewer Street, als eine Bombe fiel und die Druckwelle
nach der anderen Seite verlief. Seitdem glaubte er an sein Glück,
und wenn die Sire nen heulten und alle Leute die Schutzräume
aufsuchten, blieb er im Bett.«
      »Und bezahlte dafür mit seinem Leben?« sagte Barbera.
      »Stimmt.« Carter
lächelte. »Aber diese Unterhaltung wird allmählich
morbid.

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