Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Luciano

Luciano

Titel: Luciano Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
Vom Netzwerk:
hinter ihm stand und deren beide Hände leicht auf seinen
Schultern ruhten, konnte spüren, daß er ein wenig zitterte.
      Barbera küßte Luca die
Hand. »Don Antonio, das ist Colonel Carter, von dem ich Ihnen
schon erzählt habe, und Captain Savage, ein amerikanischer
Offizier. Don Salvatore kennen Sie.«
      Luca beachtete ihn nicht, beachtete
keinen von ihnen. »Laßt uns allein«, sagte er heiser.
»Alle. Caterina, sorge dafür, daß sie zu essen
kriegen.«
    Caterinas Hände schlossen sich einen
Augenblick fest um seine Schulter, dann lächelte sie den
Männern zu. »Bitte, si gnori , kommen Sie mit.«
      Carter zögerte, aber Barbera zog ihn am Ärmel, und alle folgten Caterina ins Haus.
      Maria blieb mit gefalteten Händen stehen.
      Sie war todmüde, ihr Kleid war
staubbedeckt, und sie nahm das Kopftuch ab und fuhr sich mit den
Fingern durch das kurz geschorene Haar.
      »Es stimmt also«, sagte Luca. »Du bist wirklich Nonne.«
      »Schon seit vier Jahren.«
      »Streifst durchs Gebirge wie
eine verirrte Seele, hilfst Kin dern auf die Welt, die normalerweise
hätten sterben müssen. Für Solazzo und seine Freunde
bist du bereits eine Heilige.«
      »Gibt es irgend etwas, das du nicht erfährst?«
      »Nichts, was in diesen Bergen vorgeht«, sagte er fest.
      Auf dem Tisch stand ein Krug mit
Zitronenlimonade, und Maria goß sich ein Glas ein und setzte
sich. »Nichts ändert sich. Antonio Luca ist noch immer Herr
über Leben und Tod in ganz Sizilien.«
      »Ich gehöre der
Organisation an«, sagte er. »Ich schäme mich dessen
nicht. Die Mafia hat mich zu dem gemacht, was ich bin. Was sie ist, das
bin auch ich.«
      »Und sie hat meine Mutter getötet.«
      »Der Anschlag war auf mich gemünzt. Die Schuldigen ha ben bezahlt.«
      »Macht das die Toten wieder lebendig?«
      Lucas Miene hatte sich verfinstert,
er faßte den Stock fester. »Für eine Dienerin Gottes
fehlt es dir auffallend an Nachsicht. Ich weiß, was ich bin, aber
was bist du, Maria? Die Nonne in weißen Gewändern, die sich
mit den Kranken im Spital abmüht oder bei Kerzenschein auf den
Knien liegt und zur Heiligen Jungfrau betet, um Antonio Lucas Seele zu
retten?«
      Ihr Gesicht war blaß, die
Hände umklammerten die Lehnen des Sessels so krampfhaft, daß
die Knöchel weiß schimmerten.
      Er sagte leise: »Oder
könnte dein Gebet vielleicht an den Teufel gerichtet sein, damit
er mich stracks zu sich in die Hölle holt?«
      Sie sprang so heftig auf, daß
der Limonadenkrug umfiel, drehte sich um und lief die Stufen hinunter
in den Garten. Cate rina kam durch die offene Fenstertür und trat
zu Luca.
      »Befriedigt dich das, was du da tust? Bist du jetzt glück
    lich?«
      »Nein«, sagte Luca. »Aber das habe ich auch nie erwartet.«
      Er ging die Stufen hinunter und einen
Pfad entlang, der ihn schließlich zu einem Olivenhain über
dem Tal führte, wo Maria auf einer niedrigen Steinmauer saß.
      Er setzte sich neben sie und zog eine
Zigarre aus der Tasche. »Erinnerst du dich noch an das Sommerhaus
in Trevese? Glückliche Zeiten haben wir dort verlebt. Wie alt
warst du, als ich dir dein erstes Pony kaufte? Neun?«
      »Ich habe mir den linken Arm an
zwei Stellen gebrochen, als ich über die Umfassungsmauer springen
wollte«, sagte sie.
       »Und das Pony
mußten wir erschießen.« Er seufzte. »Alles
Leben geht auf den Tod zu. Menschenlos.« Eine Weile schwiegen
beide, dann sagte er: »Bist du glücklich? Ich meine, in
deinem Kloster?«
      »Vollständig. Ich bin ausgebildete Pflegerin. Die meiste Zeit verbringe ich im Krankenhaus.«
      »Ein seltsames Leben«,
sagte er. »Zum Beispiel die Ehelo sigkeit. Das habe ich nie
begriffen.«
    Sie lachte unwillkürlich. »Das
Gelübde der Keuschheit ist ein Vertrag mit Gott, den man
freiwillig eingeht. Wenn ich auch jeder sexuellen Beziehung
abgeschworen habe, so bedeu tet das nicht, daß ich keine
Wünsche hätte. Wir sind auch nur Menschen aus Fleisch und
Blut wie alle anderen.«
      »Stimmt, zumal du meine Enkelin
bist«, sagte er. »Hiermit endet also unser Stamm. Kein Luca
mehr, wenn ich einmal tot und begraben bin.«
      »Vermutlich.«
      Und dann begriff er oder glaubte zu begreifen. »War das der Grund, Mädchen? Hast du das im Sinn gehabt? Das schuldbe ladene Blut für immer zum Versiegen zu bringen?«
      »Vielleicht. Ich weiß es
nicht.« Sie war verwirrt und kämpfte dagegen an.
»Diese Frau?«
      »Caterina? Was ist mit

Weitere Kostenlose Bücher