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Lucifer - Traeger des Lichts

Titel: Lucifer - Traeger des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Webb
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woandershin.«
    Sie stieß verärgert die Luft aus, doch zählte ihm dann widerwillig zehn Zwanzig-Pfund-Noten auf den Tisch. Er nahm sie und machte, dass er wegkam. Fünf Minuten später war nicht
    nur er auf Nimmerwiedersehen verschwunden, sondern auch die Statue. Als hätte es sie nie gegeben.
    Sam folgte seinem Gespür, das ihm den Weg zu seiner geraubten Waffe wies, so wie er ihm von der Hölle aus gefolgt war.
    Als er das Tor zur Erde geöffnet hatte, hatte er sich auf kein spezielles Ziel konzentriert, sondern auf das Lied, das in seinem Kopf sang - die Melodie, die all seine Waffen gemeinsam hatten. Er hatte sich davon leiten lassen, war auf dem Weltenpfad darauf zugegangen, bis er glaubte, seine Lungen und sein Geist müssten bersten. Zu seiner Überraschung hatte ihn das Lied nach London geführt. Und jetzt führte es ihn weiter zu einem Bus, der durch den langsamen Verkehr Richtung Südwesten fuhr.
    Eine junge Mutter sehnte sich nach Schlaf, während ihre Kinder auf dem Sitz neben ihr wibbelten und kicherten. Der Schaffner diskutierte mit einem Mann, der zwei große Einkaufstaschen trug. Hier ist nicht genug Platz, Sir. Der nächste Bus kommt in ein paar Minuten, Sir. Ein Junge hörte Rap aus einem Ohrstecker, viel zu laut Alles, was Sam mitbekam, war das regelmäßige Dum, Dum, Dum des Schlagzeugs, wie der Herzschlag eines Elefanten. Ein paar Frauen in Hosenanzügen redeten mit hoher, überdrehter Stimme, entzückt von dem >Charme< des Busses. Sie arbeiteten in der City, dem Finanzdistrikt. Busse waren für andere Leute oder wenn es keine Taxis gab.
    Sams Gedanken gingen zurück in die Vergangenheit.
    Es hatte einen anderen gegeben. Vor seiner Zeit; doch damals im Himmel hatte Sam all die Geschichten gehört. Einen anderen Sohn der Zeit, Stolz und Freude von allen Werken seines Vaters.
    Er hatte die Geschichte von Baldur von einem zugleich klugen und guten Mann gehört, einem Mann, der sich nie für irgendeine Sache hatte einspannen lassen, weder von seinen Geschwistern noch von irgendjemandem sonst...
    »Sie hassen dich, Lucifer.«
    »Warum?«
    »Weil du für etwas stehst, was sie nicht begreifen können.«
    Sam saß mit untergeschlagenen Beinen auf einem Tisch in einer kühlen, halbdunklen Bibliothek, mit einem vergessenen Buch auf dem Schoß und schaute sehnsüchtig auf das Sonnenlicht draußen. Der Bibliothekar saß an einem Tisch ihm gegenüber und stellte Kreuzverweise zwischen Büchern her, die so alt aussahen, dass sie nur durch ein Wunder nicht längst auseinandergefallen waren. Sam konnte draußen vor dem Fenster Engel reden hören und das Fauchen eines Drachen, und er wünschte sich von ganzem Herzen, irgendwo anders zu sein. Doch er hatte seinem einzigen guten Freund versprochen, ihm zu helfen, und im Himmel wog ein gebrochenes Versprechen besonders schwer.
    »Alles steht in Büchern geschrieben, weißt du«, sagte Buddha plötzlich. Es war ein Lieblingsthema des kleinen, stillen Sohns der Weisheit. Seine Haut war braun, seine tintenfleckigen Finger gezeichnet von langen Arbeitsstunden nicht nur in der Bibliothek, sondern auch im Garten und den Laboratorien der Alchimisten und von seiner liebsten Freizeitbeschäftigung, dem Angeln. Sam hatte sich zu ihm hingezogen gefühlt, weil er anders war als seine anderen Halbbrüder und -schwestern. Buddha schien nichts von Himmel, Erde, Hölle oder Sam selbst zu wollen. Sein Halbbruder hatte auch Sams Zuneigung gewonnen durch die Tatsache, dass Buddha ihn an ein ständig überraschtes Meerschweinchen erinnerte.
    »Es gibt immer jemanden, der irgendwo Dinge dokumentiert. Vielleicht nicht genau, aber zumindest versucht man es.«
    »Was meinst du?« Sam war an diese plötzlichen Themenwechsel gewöhnt und folgte liebend gern Buddhas oft verwirrenden Gedankenprozessen zu einem unbekannten Ziel.
    »Nun, hier ist ein Beispiel. Ich habe drei Bücher, die die Geschichte von Baldur erzählen, und keines davon stimmt in irgendwelchen Details mit den anderen überein außer der Tatsache, dass er gestorben ist.«
    »Bist du Baldur je begegnet?«
    »Ich? Liebe Zeit, nein. Ich war noch ein Kind.«
    »Erzähl mir von ihm.«
    Buddha veränderte seine Haltung, um es sich bequem zu machen. Er saß immer gerade, als hätte ihm jemand einen unsichtbaren Faden durch Rücken und Kopf gezogen und hielte diesen straff gespannt.
    »Einst gab es nicht acht Königinnen, sondern neun. Und die neunte war Licht. Sie hatte nur einen Sohn, und Chronos verkündete, wenn jemand den

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