Lucifer - Traeger des Lichts
schon wieder angestellt, dummer Junge?«
Sam lachte nur noch lauter. Im Überschwang der Erleichterung fand er kaum die Worte. »Ich wurde erschossen, habe zwei Kämpfe zugleich verloren und verbrachte eine Woche auf einer Müllhalde, um mich zu regenerieren.«
»Ah. Immer noch die alten Spiele, auch wenn du selbst inzwischen viel zu alt dafür sein solltest!«
»Ich weiß, ich weiß.«
»Und jetzt ist die Polizei hinter dir her.«
Sams Lachen verstummte abrupt. »Was hast du gesagt?«
»Die Polizei, junger Unsterblicher. Die Friedenshüter, die Säulen der Gerechtigkeit. Sie kamen her und stellten Fragen über dich, meinten, ich wäre eine aktenkundige Kontaktperson« von Luc Satise. Sie haben deine Pässe, kennen deine Decknamen. Sie haben dein Schwert und deine Krone und scheinen aus unbekannten Quellen darüber informiert worden zu sein, dass du jemanden umgebracht hast.«
Sein ernstes Gesicht kam dem ihren gleich, doch wo ihre Augen zugleich lachten und weinten, enthielten die seinen nichts als Besorgnis. »Was hast du ihnen gesagt?«
»Nichts. Du wärst der nette junge Mann, der mal mit meiner Enkelin ausgegangen sei; das sei alles, was ich wüsste.
Dann kamen die anderen Männer, die Fragen über dich stellten. Sie wirkten sehr zornig. Ist er mit irgendwelchen Ärzten befreundet, wo hält er sich am liebsten auf, können Sie uns Adressen angeben? Ich habe ihnen natürlich nichts gesagt. Ich war nur die harmlose alte Dame, die wirres Zeug redet« Sie ballte ihre alten Finger zur Faust, und mit ihrer freien, zittrigen Hand zog sie sein Gesicht näher zu sich heran. »Was hast du getan?«, fragte sie leise. »Was haben sie sonst noch gesagt?«
»Ich soll dir etwas sagen, wenn du hier aufkreuzt. Dich warnen, auch wenn sie dich nicht hätten töten können, hätten sie immer noch deine Freunde in Kaluga. Und dass du dich raushalten sollst.« Er sagte nichts.
»Luc? Luc, ich habe dich geliebt. Ob ich in den Himmel oder die Hölle komme, ich werde auf dich warten. Was hast du getan?«
Er machte sich von ihr los und wandte sich zur Tür. »Ich bin nur gekommen, um zu sehen, ob alles mit dir in Ordnung ist«, murmelte er. »Ich hatte Angst, sie könnten dir etwas antun.« »Wir sind alle jung im Himmel. Wir sind alle alt in der Hölle. Wir können zusammen alt oder jung sein. Wenn du stirbst. Wenn du zu mir kommst.«
Sam wandte sich in der Tür um und sah aus, als wollte er etwas sagen. Er wollte ihr sagen, dass er für sie sterben würde, wenn sie nur das Wort aussprach. Nie mehr in ihr Leben zurückkehren würde. Ein Geist unter vielen.
Aber er hatte nicht den Mumm. Was, wenn er sie noch einmal brauchte?
So sagte er nichts.
Für sie hatte er genug gesagt.
Ich hatte Angst, sie könnten dir etwas antun.
Annette lächelte vage in sich hinein und lehnte sich gegen den Berg von Kissen zurück, als die Tür sich schloss. Der Unsterbliche hatte Angst um ihr Leben gehabt. Sie war zufrieden.
Also hatte Michael nun dafür gesorgt, dass die britische Polizei hinter ihm her war. Wider Willen war Sam beeindruckt. Gewiss war er ein Meister in der Kunst der konstruktiven Behinderung. Sterbliche Polizeikräfte waren nichts, was sich nicht mit zwanzig Jahren Aufenthalt im Ausland oder einfach durch das Verbrennen von ein paar Akten in den Griff kriegen ließ. Aber er konnte nicht leugnen, dass es lästig war.
Michael versucht, mich auszubremsen. Der schlaue Erzengel kann rechnen - sagen wir, eine Woche für die Regeneration, ein Tag, um mich zu orientieren, ein weiterer Tag, um meine Sachen zusammenzusuchen, noch ein Tag, um die Spur wieder aufzunehmen. Michael tut alles, was in seiner Macht steht, um mich kaltzustellen, ohne dabei bis zum Äußersten zu gehen.
Der gute alte Michael. Ich könnte dir fast - aber nur fast - alles vergeben.
Das nächste Problem war Geld. In den Zeiten, als er einfach mit einer Handbewegung die Illusion von Gold hervorrufen konnte, war alles viel einfacher gewesen. In den komplizierteren Zeiten, als Maschinen und Ordnung ihren Einzug hielten, hatte er sich gezwungen gesehen, ein Bankkonto zu eröffnen. Und zu seiner Schande hatte er es durch Tricks und Kniffe heimlich, still und leise zu einem hübschen Vermögen gebracht, das seit mehr Jahren, als Sam Linnfers Geburtsurkunde dies möglich zu machen schien, Zinsen für ihn ansammelte.
Das Konto wurde überwacht, dessen war er sich sicher. Doch selbst in diesen Tagen der Sicherheitsvorkehrungen gab es noch andere Möglichkeiten, an
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