Lucifer - Traeger des Lichts
Himmel beherrschen würde, dann wäre es dieses goldene Kind. Baldur. Baldur wurde eine Macht gegeben ähnlich der, die du besitzt. Wie bei dir erschien sie in der Form von Licht, ausgelöst, wenn er es wollte.
Es sei, erklärte Chronos, die ultimate Waffe. Dieses Licht würde alles Böse in der Welt fortbrennen und nur das Gute übrig lassen. Dieses Licht würde alles Unreine vernichten. Also löste Baldur es eines Tages aus. Und das Licht breitete sich aus über die Erde und zerstörte Tausende von Leben und machte Ozeane zu Wüsten. Baldur war so entsetzt von dem, was er getan hatte, dass er sich weigerte, es je wieder einzusetzen. So zartfühlend und freundlich war dieser Sohn von Licht, dass er keinem lebenden Wesen etwas antun wollte.
Chronos war zornig und blieb dabei, dass Baldur in sich die ultimate Waffe des Guten trüge. Doch Baldur weigerte sich. Er sei kein Kämpfer, sagte er, und die Waffe werde nie zum Einsatz kommen. Chronos tobte und sagte, dass er Baldur die andere
Waffe hätte geben sollen. Die verfluchte Waffe, die ihren Benutzer verzehrte ebenso wie ihr Ziel und die Welt von Dunkelheit und Unreinheit singen ließ.«
Buddha starrte Sam an, aber Sam ließ sich nichts anmerken. Er blieb weiter sitzen, unbeweglich wie Buddha selbst, bis sein Bruder fortfuhr.
»Auch wenn er fluchte, Chronos strafte sein Kind nicht, sondern sagte, es würde immer noch eines Tages den Himmel regieren. Inzwischen wurde Loki - seiner Natur als Vater der Lügen und der Unbeständigkeit getreu - eifersüchtig. Er war eifersüchtig auf dieses schöne Kind mit der unglaublichen Waffe in seinem Innern. Eifersüchtig, dass Vater Zeit es unter den anderen hervorhob. So erschlug Loki Baldur. Und Licht floh vor Kummer aus dem Himmel. Und die ultimate Waffe gab es nicht mehr.«
»Wenn ... wenn unser Vater Baldur so geliebt hat, warum hat er Baldur nicht vor dieser Gefahr gewarnt?«
»Chronos sieht alle Zukünfte voraus, doch er weiß nicht, welche davon eintreffen wird, bevor es geschieht. Er sah, dass es eine geringe Wahrscheinlichkeit gab, dass Loki seinen eigenen Bruder töten würde, und so versuchte er Loki und Baldur getrennt zu halten. Die Wahrscheinlichkeit blieb klein; die meisten Zukünfte, die Chronos sah, verhießen, dass Baldur überleben würde. Aber Loki ist unberechenbar, und er machte aus jener geringen Wahrscheinlichkeit Realität. Ich glaube, dass Chronos in der Sekunde, bevor Baldur starb, sah, wie all jene Tausende von künftigen Möglichkeiten sich änderten, wie die Möglichkeiten, in denen Baldur überlebt, eine nach der anderen vergingen, und die Möglichkeiten, in denen Loki seinen Bruder tötet, in Wellen zunahmen. Die unwahrscheinliche Zukunft, in der Baldur starb, war Wirklichkeit geworden.
Es gab natürlich Gerüchte. Gerüchte, dass Loki es die ganze Zeit geplant und es irgendwie geschafft hatte, Chronos für die wirkliche Gefahr, in der sein Sohn schwebte, blind zu machen. Gerüchte von Zaubern, die Lokis Gedanken dem Zugriff der Zeit entzogen hatten, Gerüchte über alles vom Wilden bis zum Trivialen, ohne große Rücksicht auf das Glaubhafte. Aber der Grund war eigentlich ganz simpel: Chronos hatte das Vermögen seiner Kinder unterschätzt, ihre Kräfte gegen ihn zu wenden.
Ein Fehler, den Chronos nicht noch einmal machen wird. Nun benutzt er seine Kinder, um die Zukunft zustande zu bringen, die er will.«
Sam schwieg lange, bevor er wieder sprach. »Er benutzt mich, nicht wahr? Mich, das notwendige Kind.«
»So sieht es aus. Und um die Wahrheit zu sagen, diese andere verfluchte Waffe, von der Chronos sprach ... Nun, wenn ein Sohn von Licht sie nicht auslösen wird, dann wäre der Sohn eines nicht so zarten Elements vielleicht eher dazu imstande.«
»Spricht aus, Bruder«, ermahnte ihn Sam. »Die Waffe auszulösen und dabei selbst vernichtet zu werden. Seth weiß es. Ich weiß es. Du weißt es. Unser Vater weiß es. Die interessante Frage ist, ob er mich auch falsch eingeschätzt hat.«
Buddha lächelte matt, doch es war etwas in seinen müden Augen, was Sam das Blut in den Adern gefrieren ließ.
»Lucifer, hast du nicht zugehört? Nach Baldur wird Chronos keinem mehr eine Wahl lassen.«
16
Aufräumarbeiten
Michael hatte genau so gehandelt, wie Sam es getan hätte. Er hatte den wertvollsten Besitz des Feindes in die Hände eines Halb-Feindes gegeben, dem Sam nichts antun würde.
Sterblichen etwas anzutun hieß, ihre Aufmerksamkeit zu erregen, und wie Sam oft betont hatte, es
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