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Lucifer - Traeger des Lichts

Titel: Lucifer - Traeger des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Webb
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Geld zu kommen.
    Zuerst ging er zu einem Antiquitätenladen in einer der Straßen nahe Annettes Apartment. Nachdem er einen ebenso hilfsbereiten wie aufdringlichen jungen Mann verscheucht hatte, der es nicht verstehen konnte, dass jemand seine Leidenschaft für sündhaft teure Regency-Stühle und -Tische nicht teilte, befasste er sich mit einer kleinen Statue. Sie war mit einem Preis von fünfhundert Pfund ausgezeichnet und stellte eine unmöglich geformte Frau dar, die eine Halskette trug und sonst wenig. Sam studierte sie, bis seine Augen schmerzten, prägte sich jeden Zug und jede Kontur ein, hob sie hoch, fühlte ihr Gewicht, drehte sie nach allen Seiten um.
    Als er den Antiquitätenladen mit leeren Händen verließ, blickte der Verkäufer übellaunig diesem Philister - oder Geizhals - hinterher, der seine Zeit vergeudet hatte.
    Es war irgendwie seltsam, mit leeren Händen durch London zu gehen. Sam, immer in Bewegung, war an ein Gewicht auf seinem Rücken gewohnt. London selbst war immer eine sichere Stadt für ihn gewesen; die kleinen Seitenstraßen und ausgedehnten Vorstädte hatten zahllose Verstecke und Fluchtmöglichkeiten geboten. Das Busliniennetz und das U-Bahn-System waren kompliziert genug, um jeden Verfolger abzuschütteln, und die Innenstadt mit ihren großen, einheitlich gestalteten Häusern war verwirrend genug, um es jedem Späher, so geschickt er auch sein mochte, schwer zu machen, die richtige Adresse herauszufinden.
    Aber jetzt war er auf der Hut vor allem und jedem. Vorbeieilenden Passanten warf er forschende Blicke zu und blieb oft vor Schaufenstern stehen, um zu sich zu vergewissern, ob ihm jemand folgte. Suchte den Himmel nach Raben ab. Sondierte die Straße nach Anderen. Doch da war nichts.
    Er bog um die Ecke in eine kleine Seitenstraße. Vor zweihundert Jahren war dieser Ort voller Pferdedreck gewesen und erfüllt von schmutzigen, lärmenden Kindern. Jetzt gab es hier Boutiquen, die Weihrauchstäbchen und Papierlampen mit »authentischem« Licht verkauften.
    Irgendwie war er, während er in diese Gasse einbog, an ein Gepäckstück gelangt.
    Es war nicht sein Schwert oder sein Rucksack; doch seine Hände, die ein paar Augenblicke zuvor leer gewesen waren, hielten nun einen großen, schweren Gegenstand, der in Seidenpapier gewickelt war. Er suchte sich einen Antiquitätenladen aus, der seinen Charakter und Charme einem blitzenden Schaufenster und überhöhten Preisen geopfert hatte, trat durch die Tür und ging auf die Theke zu.
    »Verstehn Se wat von Antiquitäten?«, fragte er die Frau, die dort saß.
    »Das hier ist ein Antiquitätenhandel, wissen Sie, und ich leite ihn.« Sie hatte einen beleidigten Ton, der Sam beim ersten Hinhören missfiel. Er war genau in der richtigen Stimmung für Vorurteile.
    »Ich will dat hier verkaufen.« Er packte sein Bündel aus. Unter der Umhüllung kam eben jene Statue zum Vorschein, die, ob die Dame es wusste oder nicht, immer noch ein paar Straßen weiter an ihrem angestammten Platz thronte.
    »Wir sind kein Trödelladen, wissen Sie.«
    Er hatte das Gefühl, dass sie den Ausdruck »wissen Sie« ziemlich häufig gebrauchte.
    »Zweihundert Pfund, Ma'am. Und dat is' 'n guter Preis.« Er liebte dieses »Ma'am«. Wenn sie ihn schon mit irgendwelchen Nachsätzen nervte, konnte er das auch.
    Widerstrebend schenkte sie der Statue einen Blick. Dann einen zweiten. Schließlich nahm sie sie in die Hände und drehte sie um, studierte die Basis, strich mit den Fingern darüber, und ihr Gesicht hellte sich zu einem leichten Stirnrunzeln auf.
    »Hundertundfünfzig, und das ist mein letztes Angebot«
    »Anderswo krieg ich fünfhundert dafür.«
    Sie zögerte. »Woher haben Sie die Statue?«
    »Meine Mam is' grade gestorben.«
    »Hmm.« Beileidsbezeugungen schienen dieser Frau nicht leicht zu fallen. Ihr ganzes Leben war Arbeit, und Arbeit war für sie der einzige Weg, sich selbst zu überzeugen, dass ihr Leben erfüllt war. »Verstehen Sie etwas davon?«
    »Ich weiß, dat mein Freund gesagt hat, ich könnte dafür Geld kriegen.«
    Wieder ein kleines »Hmm«, ein Schürzen der Lippen. »In Ordnung. Zweihundert, auch wenn's mir in der Seele wehtut«
    Ja, dachte er. Aber es tut dir nicht weh. Wenn du jemand anders gewesen wärst, wenn die Zeiten anders gewesen wären, hätte ich mich schuldig gefühlt. Aber im Augenblick ist das ein Luxus, den ich mir, mittellos wie ich bin, nicht leisten kann.
    »In bar.«
    »Sind Sie verrückt?«
    »Bargeld, oder ich geh mit dem Ding

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