Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Lucifer - Traeger des Lichts

Titel: Lucifer - Traeger des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Webb
Vom Netzwerk:
die Herrentoilette auf. Sie war klein, schäbig und hatte nur für einen Benutzer Platz. Aber sie hatte ein Schloss an der Tür und war dunkel genug für seine Zwecke. Er sichtete.
    Gail Gabriel. Wer du auch sein magst. Wer es auch war, der vergeblich versucht hat, Andrew zu beschützen. Wenn sie wissen, wo du bist, dann muss ich es auch wissen. Ich muss dich als Erster finden, koste es, was es wolle. Haaalloo, ist da jemand, oder muss ich das Licht einsetzen und die Gedanken der Menschen lesen, damit ich kriege, was ich will?
    Bilder, Gefühle, Laute ... Die Sichtung filterte sie eins nach dem anderen heraus und setzte sie langsam zu einem Bild zusammen. Gail-Gabriel. Erzengel. Haaalloo...
    Und plötzlich, wie er es geahnt hatte, war da ein Schild, der seinen Geist hart zurückprallen ließ und jeden Zugang zum Objekt seiner Sichtung abschnitt. Wie in Moskau suchte er nach den Kennmarken, öffnete sich ihnen, flüsterte: Hier bin ich. Ich bin ein Freund. Der Schild teilte sich. Er drang hindurch, fühlte, wie das Leben sich unter ihm regte, und wie ein Vogel schoss er auf sein Ziel zu und traf einen weiteren Schild. Er hämmerte dagegen mit nutzloser Kraft, aber der Schild gab nicht nach. Er suchte nach Zeichen, fand sie, hörte sie wispern: Feind. Spürte, wie Magie sich sammelte, um ihn zurückzudrängen, erhob seinen eigenen Schild, ließ den Sturm vorbei, griff an, schirmte sich wieder ab. Alles vergebens. Er wusste, dass es keinen Zweck haben würde. Er sah, wie die innere Verteidigung konstruiert war, genau innerhalb des ersten, freundlichen Schilds und nahtlos an dessen Form angepasst, sodass jeder, der den ersten durchbrach, an dem zweiten scheitern musste.
    Er wusste auch, wer diesen Schild errichtet hatte. Der Geruch der Magie, der ihm anhaftete; die Art, wie er konstruiert war: alles glatte Linien, traditionelle Kurven, keine Fantasie, kein Funke, eine bloße Anwendung althergebrachter Gesetze der Abschirmung durch einen peinlich genauen, geübten Praktiker. Er erkannte diese Struktur wieder. Er konnte den Weltenwandler nennen, der sie gemacht hatte. Jehova. Jehova war es, der ihn nicht hineinließ. Jehova wusste, dass er kommen würde. Michael musste es ihm gesagt haben. Jehova war es, der ihm den Weg zu Gail abschnitt.
    Zu Gabriel.
    Seinem Erzengel.
    Diesmal gab er sich nicht mit Flugzeugen ab. Er hatte keine Pässe, und das Geld, das er erschwindelt hatte, würde nicht ausreichen. Er ging direkt zu einem Höllentor und wandelte von dort ruhig und mit stetem Schritt zu einem Tor in einer einsamen Höhle, die in der Nähe von Gehenna, wenn auch nicht direkt am Ort lag.
    Ein Schwarm von weißen, fledermausähnlichen Geschöpfen mit spitzen Zähnen und tiefliegenden Augen flatterte auf und stob davon, als er durch das Tor trat. Die Kälte traf ihn wie eine Faust; seine Kleider waren viel zu dünn, um ihn warm zu halten, während er dort stand und mit schweren Atemzügen die Stimmen des Weltenpfads zu vergessen suchte, die ihm wie Spinnweben anhafteten. In weiter, weiter Ferne konnte er die Geräusche der Stadt hören, doch er kümmerte sich nicht darum. Die Hölle war nicht mehr von Belang für ihn. Vielleicht später, ja, aber nicht jetzt. Nicht da Seth seine Finger im Spiel hatte, der schlaue, gerissene Seth.
    Als er sich wieder umdrehte und dem Portal zuwandte, zitterte er. Sein Atem stand in Wolken vor seinem bleichen Gesicht. Er wühlte in seinem Beutel, bis er einen zweiten Anorak fand, den er über den ersten anzog, einen langen Schal von jener verfilzten Art, die er liebte, und einen großen Hut. Er schwang den Beutel wieder über die Schulter, und ohne weiteres Zögern trat er direkt wieder durch das Tor. Er wusste, wenn er wartete und auf das Tor starrte, um zu überlegen, was er tun wollte, würde er sich nie mehr aufraffen können.
    Während die Schatten an ihm zerrten und der Nebel seine Lungen mit brennendem Feuer füllte, fühlte ein Teil von Sam sich seltsam glücklich. Michael hatte auf ihn geschossen, Seth war in seine Welt eingedrungen. Doch irgendwie hatte er in dem ganzen Durcheinander, obwohl ständig auf der Flucht, herausgefunden, wer seine Feinde waren. Odin, Jehova und Seth. Er war wieder im Krieg. Er hatte ein Ziel vor Augen.
    Sam Linnfer trat wieder aus dem Portal. Er war in Russland.
    Mascha war eine seltsame Nixe. Die meisten ihrer Art waren rastlos, trieben immer durch die Anderwelt auf der Suche nach etwas, was ihre ewige Neugier befriedigte. Aber sie nicht. Sie hatte vor

Weitere Kostenlose Bücher