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Lucifer - Traeger des Lichts

Titel: Lucifer - Traeger des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Webb
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auf dem zwei wohlgenährte, wenngleich schmutzige Pferde grasten. Er ging um das Feld herum, vorbei an einer hohen Hecke. Nach ungefähr fünfzig Metern kam er an eine Lücke und bahnte sich einen Weg hindurch. In der Hecke war eine kleine Lichtung. Die Überreste eines Feuers hatten einen Kreis toter Blätter geschwärzt. Ein Kind hatte ein Schild in kyrillischer Schrift aufgestellt: »Geheimlager«. Ringsum war eine Einzäunung aus Pfosten und Seilen errichtet worden, um den Raum für die spielenden Kinder abzusichern.
    Sam musste unwillkürlich lächeln. Wenn die Eltern gewusst hätten, von welcher Art der geheime Ort war, an dem ihre Kinder spielten, hätten sie ihnen bestimmt einen anderen Spielplatz gesucht
    Er ging um die ausgebrannten Überreste des Feuers herum, hob eine Hand und spürte, wie das Tor auf seine Berührung reagierte. Sam trat nicht hindurch, sondern sandte seinen Geist voraus in den Nebel, suchte in den Schatten nach etwas, von dem er wusste, dass es da sein würde. Er fand, was er suchte, packte es mit seinem Willen und zog es heran, sosehr es auch in seinem Griff zappelte und sich wand und in den Nebel zurückzutauchen versuchte.
    Widerstrebend ließ sich das Geschöpf aus dem Tor hinaus und in die wirkliche Welt hineinziehen, wo es sich zitternd zu Sams Füßen niederduckte. Sam bewegte die Hand, und das Portal fiel wieder in sich zusammen.
    Die Kreatur vor ihm war... befremdlich. Zarte Flügel sprossen auf ihrem Rücken, doch ihr Gesicht war von Hass verzerrt, ihre Kleidung zerfetzt und ihre Augen erfüllt von einer wilden Feindseligkeit gegen den, der sie gefangen genommen hatte. Ihre Nägel waren zu nadelspitzen Krallen geformt, bereit, ihrem Opfer die Augen auszukratzen, und ihre Zähne waren
    klein und scharf, um Fleisch zu zerreißen. Es war ein Dunkelelf, ein verzerrter Schatten seiner irdischen Verwandten. Wo Elfen wie Wisperwind und Adamarus Gefühle aus freiem Willen aufgegeben hatten, konnte das Geschöpf zu Sams Füßen nichts anderes empfinden als den Hass der Zwischenwelt, und seine Stimme war die lauteste und süßeste, wenn es darum ging, unachtsame Wanderer in ihr Verderben zu locken. Es hasste Erde, Himmel und Hölle gleichermaßen und winselte erbärmlich, weil es gewaltsam aus seinen Jagdgründen zwischen den Welten herausgezerrt worden war.
    »Also«, sagte Sam so freundlich, wie er konnte, wenn es ihm auch den Magen umdrehte, an all die betörenden Einflüsterungen zu denken, mit denen das Wesen ihn versucht hatte, »wenn du tust, was ich sage, wird dies alles schnell vorbei sein. Geh zu Seth. Sag ihm, ich will ihn treffen, allein, auf neutralem Boden. Am üblichen Ort.«
    Der Dunkelelf rührte sich nicht.
    »Sofort!«
    Das Geschöpf fletschte knurrend die Zähne, aber erhob sich dennoch auf die Beine, da es wusste, dass es dem Tod geweiht war, wenn es nicht gehorchte, und machte einen Satz auf die Stelle zu, wo das Tor gewesen war. Dunkelelfen konnten sich schneller auf den Weltenpfaden bewegen als irgendein anderes Wesen. Es war dies, was sie so wertvoll machte für jeden, der wusste, wie man sie heraufbeschwor.
    Sam öffnete das Tor erneut und fragte sich, mit welch größerer Wut jene Klauen nun an ihm zerren würden, da er die Ruhe des Wesens gestört hatte. Er richtete sich auf und sagte sich, dass er ein Fürst des Himmels war, der sich nicht fürchtete.
    Fürst des Himmels dem Namen nach. Fürst der ungewollten Lande dürfte es besser treffen.
    Wenn er voll und ganz an sich geglaubt hätte, hätte er nicht bei seinen eigenen Worten gelacht. Er lachte laut.
    Aber immer noch ein Fürst. Einer, der keine Angst vor Schatten hat.
    Entschlossen ging er auf die Suche nach dem neutralen Boden mit dem einen Gedanken, der ihm Kraft gab. Die Lücken schließen sich.

18
    Puzzleteile
     
    Sam trat aus dem Tor heraus und fand sich in völliger Dunkelheit wieder. Seine Ohren wurden betäubt von Wasserrauschen und seine Nase von dem Gestank von Algen. Als er weiterging, rutschten seine Füße auf nassem Marmor aus, und fast wäre er hingefallen. Sein katzenhaftes Sehvermögen stellte sich rasch auf die Dunkelheit ein und seine Augen konnten einen unterirdischen Fluss erkennen, der durch eine Höhle aus weißem Marmor rann, welche ein längst verstorbener zwergischer Baumeister in makellosen Proportionen aus dem Stein gehauen hatte.
    Das Höllentor hatte sein eigenes gemeißeltes Portal, auf dem sich Feuer und Eis in einem verschlungenen Tanz ineinander wanden. Sam wandte sich

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