Lucifers Lady
wusste ich nicht. Es tut mir so Leid. Du musst entsetzlich leiden. Am Ende der Woche werden wir heimkehren. Ich möchte nicht, dass du noch mehr Kummer und Leid ertragen musst.“
„Danke“, schluchzte sie, die doch geglaubt hatte, nichts könnte schlimmer sein als der Schmerz an jenem Tag, da sie die Insel verließ. Aber das Wissen, Lucians Kind zu tragen und dass sie die Freude, ihren Sohn oder ihre Tochter großzuziehen, niemals mit ihm teilen würde, brach ihr das Herz.
„Ich werde für alles sorgen“, tröstete sie der Vater. „Niemand wird dich je wieder verletzen. Du wirst in Yorkshire sicher sein, und gemeinsam werden wir diese Notlage überstehen. Du wirst sehen, alles wird wieder gut. Wirklich alles.“
Nichts war gut, und es würde auch niemals gut werden. Catherine betrachtete das gute Dutzend Einladungen auf dem Tisch in der Eingangshalle.
Den ganzen Morgen über hatten Männer im Stadthaus der Abelards vorgesprochen, ihre Karten hinterlassen, um einen Besuch gebeten und Blumen mit Billetts voller Anspielungen zurückgelassen.
Dunwith war angemessen damit umgegangen, hatte die Karten genommen und den Besuchern die Tür vor den erstaunten Gesichtern zugeschlagen. Nachdem der erste Strauß geliefert worden war und Catherine erbleichte, als sie die Karte dazu las, hatte sie ihn angewiesen, sich um die Blumen zu kümmern und ihr den Schmerz zu ersparen.
„Mylady“, sagte Dunwith und betrat die Eingangshalle. „Dulcie hat für Sie den Tee in Ihrem Salon serviert.“
Sie lächelte und drängte die Tränen zurück. Jetzt verstand sie wenigstens, warum ihr so weinerlich zumute war. Ihre Schwangerschaft hatte sie empfindlicher werden lassen und trieb sie immer wieder zu Tränen. „Danke, Dunwith. Ich weiß nicht, was ich ohne Ihre Unterstützung tun würde.“
Der alte Butler nickte in der ihm eigenen ausdruckslosen
Weise und wartete, um sie zum Salon zu begleiten. Sie ging eilig mit ihm davon, voller Angst, dass noch ein Besuche vorsprechen und sie zu sehen verlangen würde.
Dulcie erwartete sie im Blauen Salon. Die schweren Vorhänge und dunklen Möbel wirkten so finster, verglichen mit den hellen, heiteren Farben in Lucians Inselhaus.
„Setzen Sie sich, Mylady. Der Tee ist heiß, und der Koch hat frisches Gebäck für Sie gemacht.“ Dulcie hatte sich seit ihrer Rückkehr wie eine Henne um ihr Küken um sie gekümmert.
Catherine gehorchte und ließ sich in dem bequemen Ohrensessel neben dem Kamin nieder.
„Wenn Ihnen kalt ist, lasse ich ein kleines Feuer entzünden. Der Frühlingsregen hat die Kälte zurückgebracht“, sagte Dulcie, schob einen Hocker vor Catherine und legte ihre Füße darauf.
„Das ist nicht nötig, ich fühle mich wohl“, sagte sie, obwohl die Kleider, die sie einst zu tragen pflegte, ihr jetzt unbequem erschienen. Sie dachte an den Sarong, den sie so oft getragen hatte, und daran, wie bequem er sein würde, wenn ihre Schwangerschaft weiter voranschritt.
Dulcie servierte ihr den Tee. Catherine sah auf, während sie die Tasse nahm und bemerkte, dass die junge Frau sie besorgt betrachtete. „Du weißt es, nicht wahr, Dulcie?“
Die Zofe senkte den Blick. „Tut mir Leid, Mylady, ich versprach Ihrem Vater, es nicht. . .“
„Schon gut, Dulcie. Ich bin froh, dass du weißt, dass ich Captain Lucifers Kind erwarte. Ich kann jede Hilfe und jede Unterstützung gebrauchen. Ich fürchte, ich weiß so gar nichts über das, was mich nun erwartet.“
„Keine Sorge, Mylady“, meinte Dulcie. „Ich weiß alles, was es so zu wissen gibt. Und ich werde immer bei Ihnen sein. Ich werde auf Sie aufpassen. Niemand wird Ihnen wehtun. Dieser nichtsnutzige, verdammte Pirat.“
Catherine lächelte. „So nichtsnutzig war er nicht.“
Dulcie sah sie überrascht an. „Wirklich, Mylady?“
„Wirklich, Dulcie. Und an einem verregneten Tag in Yorkshire werden wir gemeinsam unseren Tee nehmen, und ich werde dir ein paar Piratengeschichten erzählen.“
Dunwith betrat den Salon.
„Mylady, ein Besucher ist gekommen, Sie zu sehen, und er ist äußerst beharrlich.“
Catherine seufzte. „Wer ist es?“
„Der Earl of Brynwood ..."
Die Tasse fiel Catherine aus der Hand, ehe Dunwith ausgesprochen hatte.
Dulcie tupfte das Kleid ihrer Herrin ab und ihre Hand, wo der Tee hingetropft war.
„Ich werde Lord Brynwood sagen, dass Sie indisponiert sind.“
Catherine atmete wieder ruhiger. „Nein, Dunwith. Schicken Sie Charles herein. Ich will ihn sehen.“
Dunwith nickte, ging
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