Lucifers Lady
sprach und das Problem ein für allemal aus der Welt schaffte. Ob es ihr gelungen wäre, ihn zu überzeugen, stand auf einem anderen Blatt.
„Warum will er mich in der Bucht treffen?“
Bones sah hinunter auf seine Stiefel, als er sprach. „Vermutlich hält er das für den sichersten Ort.“
Catherine sorgte sich sogleich um seine Sicherheit. „Er ist doch wohlauf, oder? Niemand weiß, dass er Captain Lucifer ist?“ „Vorsicht ist immer besser als Nachsicht“, meinte Jolly. „Warum bringen wir Sie nicht einfach zu ihm, und Sie sprechen dann in Ruhe miteinander?“
Bones pflichtete ihm bei. „Er hat Recht. Bringen wir Sie zum Captain.“
Catherine zögerte. Hier im Haus fühlte sie sich sicher, aber unten in der Bucht, am Meer, das ihm so vertraut war, hätte er einen entscheidenden Vorteil. Doch sie musste mit ihm sprechen, ihn überzeugen, dass er mit ihrem Vater reden musste. Er musste die Wahrheit erfahren, er musste einfach. Dann könnte er genesen und vielleicht eines Tages verzeihen.
„Ich ziehe nur Schuhe an und hole meinen Umhang. Es wird nicht lange dauern“, sagte sie.
Die beiden Männer traten beiseite und machten für sie den Weg frei. Sie verschwand in der Dunkelheit, und die Männer gingen ungeduldig auf und ab, während sie auf sie warteten.
„Was glaubst du, wird der Captain tun, wenn er ihren Zustand sieht?“ fragte Jolly.
„Ich weiß es nicht“, meinte Bones leise. „Aber eines weiß ich bestimmt.“
Jolly blieb stehen. „Was?“
„Der Captain liebt sie.“
Beide Männer lächelten, setzten sich auf die unterste Stufe und warteten auf Catherines Rückkehr.
Catherine hüllte sich in ihren Umhang, der ihren Bauch verbarg und sie vor der nächtlichen Kühle schützte. Bones und Jolly kümmerten sich um sie, während sie zur Bucht gingen.
„Vorsicht.“
„Passen Sie auf.“
„Langsam.“
„Möchten Sie sich ausruhen?“
Ihre Sorge und Aufmerksamkeit war rührend, aber auch beunruhigend. Sie wollte nicht, dass Lucian von dem Kind erfuhr. Noch nicht, nicht ehe die Sache zwischen ihm und ihrem Vater geklärt war.
Der Vollmond schimmerte nur schwach durch einen dichten Nebelschleier, so dass die Küste kaum zu erkennen war.
Je näher sie dem Meer kamen, desto ängstlicher wurde Catherine. Die Feuchtigkeit drang durch ihr Cape und verursachte ihr eine Gänsehaut. Sie ging noch ein paar Schritte weiter, und der Sand gab unter ihren Füßen nach.
Wind kam auf und wehte vom Meer her über die Küste hin-weg, verfing sich in ihrem Cape und ließ ihr Haar flattern. Als die Bö nachließ, trat eine hoch gewachsene Gestalt aus der Dunkelheit und näherte sich ihr.
„Catherine.“
Sie blieb stehen. Der Klang seiner Stimme ließ ihr die Knie zittern. Und als er aus den Schatten trat, stand er vor ihr als Captain Lucifer, der legendäre Pirat.
Sein Haar war zu einem Zopf geflochten, und er trug eine enge schwarze Hose und schwarze Stiefel. Das offene weiße Hemd hob sich vor der schwarzen Schärpe um seine Taille ab. Er wirkte gefährlich, man durfte ihn nicht unterschätzen, und ganz gewiss war eine schwangere Frau, die ihn liebte, keine Gegnerin für ihn.
„Lucian“, war alles, was sie herausbrachte, ohne dass ihre Stimme zitterte.
„Ich habe wiederholt versucht, dich zu treffen.“ Er trat näher und stand jetzt nur ein paar Fuß entfernt von ihr. „Man sagte mir, du wärest krank.“
„Es geht mir besser.“
„Gut, dann wird die Reise angenehm für dich sein.“
„Welche Reise?“ fragte sie angespannt.
„Ich führe dich heim.“
„Ich bin zu Hause.“
Er schüttelte den Kopf. „Nein, das bist du nicht.“
Sie fühlte, wie ihr Puls schneller schlug. „Doch, das bin ich, Lucian.“
„Nein, Catherine. Es muss einiges geklärt werden zwischen uns.“
Sie wich zurück. „Kläre erst alles mit meinem Vater.“
Seine Züge verhärteten sich. „Zwischen deinem Vater und mir gibt es nichts zu besprechen.“
Sie trat noch einen Schritt zurück. „Ich habe dir nichts zu sagen. Sprich mit meinem Vater.“
Bones und Jolly eilten herbei.
Bones versuchte, etwas zu sagen. „Captain, es gibt etwas, das Sie . . .“
„Geht ins Boot an die Ruder“, fuhr Lucian ihn an.
„Aber Captain, Sie sollten wissen . .."
„Nicht jetzt, Bones.“
Jolly versuchte, die Aufmerksamkeit seines Masters auf sich zu lenken. „Captain, es ist wichtig . . .“
Lucian drehte sich zu den beiden um. „Macht, was ich gesagt habe. Sofort!“
Catherine seufzte erleichtert.
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