Lucifers Lady
ärgerlichem Kopfschütteln.
„Dann sind Ihre Unterlagen ungenau.“ Catherine hätte ihre
Erklärung weiter fortgesetzt, doch Charles' Miene erschreckte sie und brachte sie zum Verstummen. Er kniff die Lippen zusammen und ballte die Hände zu Fäusten. Er sah aus, als würde er gleich auf sie zuspringen und sie angreifen.
„Ich habe einen vertrauenswürdigen Anwalt engagiert, damit er sich um meine rechtlichen Angelegenheiten kümmert und darauf achtet, dass alle Fakten stimmen.“ Er sprach so langsam und deutlich wie jemand, der sich nur schwer beherrschen kann.
Catherine wollte ihn trösten, seine Stimmung erregte ihre Besorgnis. Sie hatte ihn niemals so außer sich erlebt. „Ich bin sicher, dass der Anwalt sich ordnungsgemäß um alles kümmerte. Informationen, die eine große Entfernung zurücklegen müssen, können leicht ungenau sein.“
„Vielleicht, aber dieser Mann hat keinen Anspruch auf meinen Besitz und das Vermögen der Darcmoors. Alles gehört mir. Mein Onkel, Elliot Darcmoor, hat extra bestimmt, dass ich den Titel und das Anwesen erbe.“
„Für den Fall, dass sein Sohn tot ist“, meinte Catherine. „Natürlich“, stimmte Charles rasch zu. „Aber Onkel Elliot ließ seinen Sohn suchen und fand heraus - und das glaubte er auch ohne Zweifel -, dass Lucian, sein einziger Erbe, bei einem Piratenüberfall ums Leben kam.“
„Aber das stimmte nicht“, sagte Catherine. „Er ist am Leben, und Besitz, Geld und Vermögen der Darcmoors gehören ihm. Ich bin sicher, dass Ihr Cousin, wenn Sie mit ihm sprechen, Sie für Ihre Unannehmlichkeiten großzügig entschädigen wird.“ Charles sprang auf. „Mich bezahlen mit meinem eigenen Geld!“
Catherine zuckte zusammen und zog den Schal fester um sich. Dunwith war augenblicklich neben ihr. „Ich muss Sie bitten zu gehen, Sir“, sagte er zu Charles. „Sie haben Lady Catherine aufgeregt, und sie erholt sich noch immer von ihrer Krankheit.“ Charles wollte widersprechen, doch dann überlegte er es sich anders, vor allem, nachdem er Dunwiths entschlossene Miene gesehen hatte.
„Ich erbitte noch einmal deine Verzeihung, Catherine“, sagte Charles und verneigte sich. „Ich bin aufgeregt und nicht Herr meiner selbst. Ich wollte nicht unhöflich sein.“
„Kommen Sie her und sprechen Sie mit meinem Vater, wenn er aus London zurückgekehrt ist. Er wurde in einer dringlichen
Angelegenheit für ein paar Tage abberufen“, erklärte Catherine und hoffte, ihr Angebot würde seinen Zorn besänftigen.
„Danke, Catherine. Sie waren sehr großzügig, und ich werde Ihren Vater nach seiner Rückkehr aufsuchen.“ Er verneigte sich und ging hinaus, mit Dunwith auf den Fersen.
Der Tag begann grau und wolkig, und am Nachmittag setzte feiner Regen ein, der die frühen Sommerblumen tränkte, die Luft abkühlte und Nebel verursachte.
Catherine hatte es warm und gemütlich, sie saß im Salon am Kamin, und die Flammen verscheuchten die Feuchtigkeit.
Lorna Beiford, mit grauem Haar, gekleidet in ihren Sonntagsstaat, saß steif und kerzengerade auf dem Sofa gegenüber. Catherine bemerkte, dass sie ihre kurzen Beine mit den feuchten Stiefeln zum Feuer hinstreckte, damit sie trockneten.
„Ich weiß nicht, was Sie von mir wollen“, sagte Lorna, als wollte sie sich verteidigen.
Catherine hatte den größten Teil der vergangenen Nacht hellwach in ihrem Bett gesessen und sich auf dieses Treffen vorbereitet. Sie hatte eine endlose Liste mit Fragen zusammengestellt und viele Gründe aufgeschrieben, warum sie mit einem früheren Dienstboten über die Darcmoors sprechen wollte. Jetzt, da sie die Aussicht hatte, Genaueres über die Vergangenheit von Lucian und ihrem Vater zu erfahren, zögerte sie, voller Angst vor dem, was sie dabei zu hören bekommen könnte.
„Ich weiß gar nichts, Mylady“, sagte Lorna, als Catherine nicht antwortete.
Catherine sammelte neuen Mut. „Nun, da der neue Earl in Brynwood residiert, hielt ich es für das Beste, etwas über seine Familie zu erfahren, ehe ich ihn zu einem Dinner einlade, wie ich es geplant habe.“
Lorna nickte. Die Regeln der Gesellschaft verstand sie.
Catherine ließ Dulcie Tee einschenken, und Lorna begann, sich zu entspannen. Sie genoss es, bedient zu werden, statt selbst bedienen zu müssen.
„Marissa Darcmoor war eine schöne Frau mit der ungewöhnlichsten Haarfarbe, die ich jemals gesehen habe. Es war von einem außergewöhnlichen Rot und schimmerte wie reife Kastanien. Die Dienstboten bewunderten sie
Weitere Kostenlose Bücher