Lucifers Lady
mich nicht.“
Sie rückte zum Rand des Bettes. „Mein Vater“, betonte sie, „würde niemals jemanden wegen unbezahlter Schulden auf ein Schiff verkaufen.“
Captain Lucifer sprach so ruhig, dass sie erschauerte. „Er hat es getan.“
„Niemals“, beharrte sie.
„Sie haben keine Ahnung, wozu Ihr Stiefvater wirklich fähig ist.“
Catherine fühlte, wie sie wütend wurde. Ihre Hände begannen zu zittern, genau wie ihre Stimme. „Sie wissen überhaupt nichts über meinen Vater, Captain Lucifer. Ich kenne ihn besser als jeder andere.“
Er lachte, ehe er antwortete. „Sie kennen ihn so gut? Dann sagen Sie mir, Catherine, wie gut sind seine Küsse?“
Es dauerte einen Augenblick, bis sie seine Anspielung ver-standen hatte. Ihre Antwort erfolgte umgehend. Sie schlug ihm mit der flachen Hand ins Gesicht.
Der Schlag hallte in der Dunkelheit wider. Stille folgte, ehe er reagierte. Er streckte die Hand aus, packte sie am Hinterkopf und zog sie zu sich herab.
Sie fühlte seinen warmen Atem, roch das fruchtige Aroma des Weines und spürte seinen Zorn.
Er fasste sie mit jedem Wort, das er sprach, fester. „Wenn Sie jemals wieder die Hand gegen mich erheben, werde ich Sie am Mast festbinden und eigenhändig auspeitschen.“ Er schob sie auf die andere Seite des Bettes, von sich weg.
Catherine kauerte sich dort zusammen, umklammerte den Rand, um nicht hinabzufallen. Bisher hatte sie den Grund für seinen Rachewunsch nicht gekannt, und jetzt, da sie Bescheid wusste, war ihre Aufgabe noch schwieriger geworden. Kein Wunder, dass er ihren Vater so sehr hasste. Für Captain Lucifer war der Marquis of Devonshire der Grund für all die Unbilden gewesen, die ihn im Laufe der Jahre befallen hatten. Jetzt wollte er den Marquis leiden lassen, wie er selbst gelitten hatte. Zorn und Rachedurst hatten den Captain blind gemacht für die Wahrheit, die Wahrheit über ihren Vater und über sie selbst.
7. KAPITEL
Catherine entschied, still zu bleiben, als sie am nächsten Morgen erwachte. Ihre bedrückte Stimmung passte zum Wetter. Der Himmel draußen vor den Fenstern war dunkel und kündete von Regen oder vielleicht auch von Sturm.
Sie fühlte, wie es in ihrem Innern brodelte. Sie war unzufrieden mit dem, was sie in der vergangenen Nacht getan hatte. Sie hatte die Beherrschung verloren, etwas, das nicht passieren durfte. Schließlich hatte sie sich unter großen Mühen als Hure dargestellt, und seine obszöne Anspielung bedeutete doch nur, dass es ihr gelungen war, ihn von ihrem Naturell zu überzeugen. Eigentlich sollte sie stolz auf sich sein.
Doch sie war es nicht. Ihre schwierige Aufgabe hatte gerade erst begonnen, und schon war zu ihrer Last eine neue Bürde gekommen. Sie war nicht nur entschlossen, die Dokumente zu finden, die die Unschuld ihres Vaters bewiesen, sie wollte auch sicher sein, dass Captain Lucifer erkannte, dass er ihren Vater falsch einschätzte.
Sie setzte sich im Bett auf und zog die Decke über ihren Knien zurecht, ehe sie sich mit den Fingern durch ihr Haar fuhr. Dabei sah sie sich um und bemerkte, dass der Kapitän an seinem Schreibtisch saß, tat aber, als kümmerte seine Gegenwart sie nicht.
Mit schmerzverzerrtem Gesicht hörte sie auf, ihr Haar zu entwirren, es war zu mühsam und würde nur wenig dazu beitragen, ihr Aussehen zu verbessern.
„Wenn Sie Ihren Kamm haben möchten, dann bitten Sie darum“, erklärte er und stellte die Feder ins Tintenfaß.
„Mein Kamm“, entgegnete sie, „befindet sich auf dem anderen Schiff.“
Lucian schob den Stuhl zurück und stand auf. „Ihr Gepäck wurde mit Ihnen zusammen an Bord meines Schiffes gebracht.“
Catherine lachte auf und klatschte in die Hände wie ein Kind, das man mit einem Geschenk entzückt hatte. „Wie schön! Wo ist es? Kann man es zu mir bringen?“
Lucian fühlte, wie etwas ihm den Atem raubte. Himmel, wenn sie lächelte, war sie sogar noch schöner. Er hätte nicht geglaubt, dass ihre engelsgleichen Züge noch herrlicher werden könnten, wenn er das nicht mit eigenen Augen gesehen hätte.
Ihre dunkelgrünen Augen strahlten, ihre Wangen röteten sich leicht, und ihre Lippen hätte er, so geöffnet, noch lieber geküsst. Sogar ihr Haar, auch wenn es zerzaust und ungekämmt war, trug noch zu ihrer Schönheit bei.
Lucian ging um den Schreibtisch herum und wollte gerade zu ihr treten, als er bemerkte, was er zu tun im Begriff stand. Er blieb abrupt stehen, drehte sich um und begab sich zu der Weinkaraffe im Schrank.
Gerade
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