Lucifers Lady
zornigen Blick auf Bonnie. „Sorge dafür, dass sie isst und hier bleibt, bis ich zurückkehre.“
Damit stapfte er hinaus, und Santos, der hastig am Nebentisch seinen Bierkrug leerte, eilte ihm pflichtschuldig nach.
Bonnie schüttelte den Kopf und ließ sich auf den Platz neben Catherine fallen. „Essen Sie, solange alles noch heiß und frisch ist.“
Catherine stellte fest, dass sie trotz allem, was sie durchgestanden hatte, erstaunlich hungrig war. Sie nahm sich eine große Schale voll Eintopf, eine dicke Scheibe Brot und auch von dem Käse.
„Ein Streit zwischen Liebenden?“ wollte Bonnie wissen.
Catherine kaute auf dem köstlichen warmen Brot und schüttelte den Kopf.
„Sind Sie nicht Captain Lucifers Geliebte?“ fragte Bonnie und schnitt ein Stück Käse ab.
Ihre Bemerkung belustigte Catherine. „Ich bin der Stachel in seinem Fleisch.“
„Eine Rose wäre passender, so schön, wie Sie sind.“
Ihre Bemerkung ließ Catherine erröten.
Bonnie suchte nach etwas Unterhaltung, nachdem mehrere
Gäste gegangen waren und die Wirtschaft still und ruhig dalag. „Ich habe noch nie gehört, dass der Captain sich darum sorgte, ob eine Frau etwas aß oder nicht.“
Diese Bemerkung weckte Catherines Interesse.
„Gewöhnlich amüsiert der Captain sich mit einer Frau und geht dann einfach, ohne sich weiter um sie zu kümmern, wenigstens in dieser Gegend.“
Catherine hätte Bonnie gern gefragt, ob sie das aus Erfahrung wusste, aber da sie eine Dame war, zögerte sie.
Bonnie lächelte und schnitt sich noch ein Stück Käse ab. „Der Captain neckt mich immer, aber er hat mich noch nie in sein Bett geholt. Nicht, dass ich etwas dagegen hätte, so gut wie er aussieht.“
Catherine entspannte sich bei Bonnies Geplauder. Sie hatte weibliche Gesellschaft vermisst. Die Tatsache, dass Lucian nicht bei Bonnie gelegen hatte, erleichterte sie überdies, obwohl sie sich weigerte, über die Bedeutung dieser Empfindung nachzudenken.
Bonnie beugte sich näher zu ihr, so dass die Leute an den anderen Tischen sie nicht hören konnten. „Sagen Sie, ist er so gut im Bett, wie man sich erzählt?“
Da es ihr an Erfahrung mangelte, hatte Catherine keine Vorstellung, wie sie ihn einschätzen sollte. Sie entschied, dass Ehrlichkeit am besten wäre. Ehe sie antworten konnte, kam ihr plötzlich ein Gedanke. Statt des Lächelns, das sich ihr aufdrängte, runzelte sie die Stirn. „Der Captain hat nicht bei mir gelegen.“
Bonnie schien überrascht. „Er sieht aus, als hätte er Sie liebend gern zu sich genommen.“
Catherine fuhr fort: „Ich fürchte, mir fehlt die Fähigkeit, ihm Lust zu bereiten.“
Bonnie lachte und wischte diese Bemerkung beiseite. „Das lässt sich mit Leichtigkeit ändern.“
Catherines Herz tat einen Sprung. „Wie das?“
„Ich kann Ihnen ein paar Ratschläge geben, mit Hilfe derer eine Frau jemandem wie Captain Lucifer gewiss Vergnügen bereiten kann.“
Catherine lächelte. „Das würde Ihnen nichts ausmachen?“ Bonnie schüttelte den Kopf. „Wir Mädchen müssen doch Zusammenhalten. Wenn Sie dem Captain gefallen, dann behält er Sie vielleicht. Sie sind zu schön und zu nett, um wie eine ge-wohnliche Hure herumgereicht zu werden. Ich für meinen Teil wähle selbst aus. Das gefällt mir besser.“
Catherine mochte Bonnie. Was sie sagte, kam von Herzen, und diese Eigenschaft besaßen nicht viele Menschen. „Ich weiß Ihre Hilfe zu schätzen.“
„Fangen wir an, ehe er zurückkommt. Es gibt viel zu besprechen. “ Bonnie errötete ein wenig. „Mir sind die Zungenspiele am liebsten. Männer und Frauen können einander mit der Zunge auf viele Arten Lust bereiten.“
Catherine wollte nicht zeigen, wie sehr sie erschrak. Sie behielt eine ernste Miene und lauschte. Sie wollte alles lernen, um ihre Charade weiter aufrecht zu halten. Und dann wollte sie entkommen, sobald sie die Dokumente gefunden hatte.
„Beginnen wir ganz am Anfang. Wenn Sie einen Mann für sich wollen, dann muss er das erfahren.“
„Ich bin ganz Ohr“, sagte Catherine, schob ihr halb verzehrtes Stew zur Seite und stützte die Ellenbogen auf den Tisch. Bonnie beugte sich noch näher vor und begann zu flüstern. Sogleich färbte eine leichte Röte Catherines Wangen. Wenig später war ihr ganzes Gesicht tiefrot. Sie hatte nicht geahnt, was sie alles nicht gewusst hatte.
Dreißig Minuten später lehnte Bonnie sich in ihrem Stuhl zurück und lächelte. „Wie wäre es mit einem Versuch?“ Catherine verstand nicht.
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