Lucifers Lady
nicht länger. Sein Leid und sein Schmerz gehörten in die Vergangenheit, und dort würden sie bleiben. Sein Körper war geheilt - wenn doch nur auch seine Seele heilen würde!
„Ich weiß“, sagte Lucian und spritzte sich kaltes Wasser ins Gesicht, wobei er Catherine Abelard verfluchte, deretwegen er so leiden musste.
„Mir schien der große Tisch im Speisesaal ein sehr guter und befriedigender Ort zu sein, um sich dort zu lieben“, fuhr sie fort.
Lucian spritzte sich wieder und wieder Wasser ins Gesicht und versuchte mit äußerster Selbstbeherrschung, sie nicht zu erwürgen. Er dachte an das Meer, den Wind, das Schaukeln des Schiffes unter seinen Füßen, Catherines Hüften unter denen des Earl.
Er stöhnte wieder, diesmal hörbarer.
„Sagtest du etwas, Lucian?“
„Nein!“ fuhr er sie an und zog das Handtuch von dem Messinghaken an der Wand.
Catherine zuckte nur die Achseln, während sie innerlich unter ihren eigenen Bemerkungen litt. Der Earl, von dem sie so intim sprach, war Lucian. Sie hatte sich das Vergnügen, das sie teilen könnten, ausgedacht, wobei sie Bonnies Geschichten benutzte, um ihre Schilderungen auszuschmücken.
„Der Earl bevorzugte den Garten, natürlich nur in der warmen Jahreszeit. Der Geruch der voll erblühten Blumen stach mir in die Nase“, seufzte sie.
Lucian presste sich das Handtuch vors Gesicht, um den Zorn zu ersticken, der in ihm aufstieg. Er hatte sich Catherine oft nackt vorgestellt im tropischen Paradies von Heaven. Wie der süße Duft der Blumen sie umgeben würde, wenn sie einander langsam und leidenschaftlich liebten.
„Der Earl pflückte eine Rose, eine dunkelrote“, sagte sie und dachte dabei an Lucians Haar. „Dunkel und voll in der Farbe und süß im Duft. Er pflegte die Blüte sanft in der Hand zu zerdrücken und die samtweichen Blütenblätter über meine Brüste zu streuen und . . .“
„Hör auf, Catherine“, befahl Lucian und wandte sich ihr mit zorniger Miene zu. „Sag kein weiteres Wort.“
Aber sie sprach weiter, sie musste es tun, denn sie fürchtete, dass alles verloren sein würde, wenn er diese Nacht über bei ihr blieb. „Ich wollte dich nur teilhaben lassen . . .“ „Teilhaben?“ Er warf den Kopf zurück und lachte. „Sie haben geprahlt, Madam. Geprahlt mit ihrem verdammten Liebhaber, und ich wage zu sagen, dass er mehr als das, dass er Ihr Liebster war.“
Catherine stand auf und reckte das Kinn. „Der Earl war mein Liebster. Er ließ mich mehr fühlen als jeder andere. Er berührte mich wie kein anderer, küsste mich wie kein anderer.“ Catherine holte tief Luft, ehe sie ihm ihren letzten Hieb versetzte. „Und er machte mich schreien wie kein anderer zuvor.“ Lucian verlor jede Selbstbeherrschung. Er stürzte sich auf sie.
Sie trat zurück. Seine Größe, sein Zorn ließen ihn aussehen wie Lucifer persönlich, der sich aus dem Schlund der Hölle erhoben hatte.
Er packte ihre Schultern und schüttelte sie. „Du bist nichts als eine Hure.“
Seine Worte stachen sie ins Herz. „Und bist du besser, Captain Lucifer?“
Dünne Linien erschienen um seine zusammengekniffenen Augen. „Ich tue, was sein muss, um zu überleben. Du spreizt die Beine für jeden Mann, nur um des Vergnügens willen.“ Catherine fühlte den Hieb bis tief in ihre Seele hinein. Sie reckte das Kinn noch höher und ging zum Angriff über. „Sie haben Recht, Captain. Ich heiße jeden Mann, der mir Vergnügen bereitet, gern zwischen meinen Beinen willkommen.“
Zorn durchzuckte Lucian wie ein Wirbelsturm. „Du besitzt keine Moral.“ Er ließ sie angewidert los und trat zurück. „Moral? Ich tue, was mir gefällt, und ich tue mir selbst zahl-'
lose Gefallen mit jedem, der mein Interesse erregt. Und dieser Earl, der mir der liebste war, erregte mich immer und immer wieder. . . “
Lucian stieß einen wüsten Schrei aus. „Genug! Genug, sage ich. Genug von diesen verdammten Geschichten . . .“ Er hielt abrupt inne und starrte auf ihre Brust. „Und genug von diesen verdammten Perlen!“
Er streckte die Hand nach der Kette aus.
Catherine schrie auf, sprang zurück, hob die Hand, um ihren Schild, ihren Panzer zu schützen.
Es war zu spät.
Lucian hatte die Perlen gepackt und riss sie von ihrem Hals.
Eine Perle nach der anderen fiel von der zerrissenen Schnur zu Boden.
Catherines Schmerzensschrei durchdrang die Kabine, und entsetzt fiel sie auf die Knie. In wilder Hast sammelte sie ein, was sie nur greifen konnte, verschloss sie in der einen
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