Lucky - Nur eine Frage der Zeit
Mann schlechthin. Dummerweise war er aber auch unsensibel, engstirnig, egozentrisch und hinterhältig. Sydney mochte ihn nicht – ein Umstand, den sie praktischerweise vergessen zu haben schien, als er sie küsste.
Der Hunger in seinen schönen Augen hatte etwas Hypnotisierendes an sich, als er erneut die Arme nach ihr ausstreckte.
“Nein danke”, stieß sie zornig hervor und wich ihm hastig aus. “Und wo ich schon dabei bin: Ich verzichte auch auf das Essen.”
Er war am Boden zerstört. Wenn ihr nach Lachen zumute gewesen wäre, dann hätte sie sich köstlich über seinen Gesichtsausdruck amüsieren können, während er um seine Fassung rang. “Aber …”
“Ich bin keine Vollidiotin, Ken. Ich weiß verdammt genau, worauf sie hinauswollen. Sie denken, Sie könnten mich mit einem saftigen Knochen abspeisen – ein bisschen Sex, und schon spurt die Dame. Und ja, Sie küssen wirklich großartig, aber dennoch: Nein danke.”
Er versuchte, erst den Unschuldigen zu spielen, und gab sich dann geknickt. “Das glauben Sie von mir? Nein, warten Sie, ich würde nie versuchen …”
“Was?”, unterbrach sie ihn. “Soll ich etwa den ganzen Mist glauben, den Sie mir aufgetischt haben? Von wegen: Ist das nicht verrückt? Du spürst es doch auch, nicht wahr?” Sie lachte ungläubig auf. “Tut mir leid, Kumpel, aber das kaufe ich Ihnen nicht ab! Männer wie Sie baggern Frauen wie mich nur aus zwei Gründen an. Entweder, weil sie etwas von einem wollen …”
“Ich schwöre dir, du irrst dich …”
“Oder es ist eine Verzweiflungstat.”
“Oha.” Jetzt lachte er. “Du hast aber keine besonders hohe Meinung von dir, hmm?”
“Sehen Sie mir in die Augen”, erwiderte sie fest, “und sagen Sie mir, dass Ihre letzte Freundin nicht blond, eins fünfundsiebzig groß und wie eine Schönheitskönigin gebaut war. Sehen Sie mir in die Augen, und sagen Sie mir, dass Sie schon immer auf flachbrüstige Frauen mit breiten Hüften stehen.” Sie ließ ihm keine Gelegenheit zu antworten, sondern ging zurück ins Haus und hob dabei die Stimme, damit er sie hörte. “Ich nehme mir ein Taxi.”
Er schaltete den Grill ab und folgte ihr. “Machen Sie sich nicht lächerlich! Ich fahre Sie zu Ihrem Wagen.”
Syd schob sich an ihm vorbei zur Vordertür. “Meinen Sie, Sie kriegen das fertig, ohne dass es wieder peinlich für uns beide wird?”
Er schloss die Tür hinter sich ab. “Es tut mir leid, wenn ich Sie in Verlegenheit gebracht oder beleidigt oder …”
“Nicht oder , Lieutenant – Sie haben beides getan. Am besten reden wir jetzt einfach nicht mehr darüber, in Ordnung?”
Ein wenig steif öffnete er ihr die Beifahrertür und trat zur Seite, damit sie einsteigen konnte. Ihm brannte es förmlich auf der Zunge, etwas zu sagen. Syd war sicher, dass es höchstens vier Sekunden dauern würde, bis er damit herausplatzte.
“Zufällig finde ich Sie sehr attraktiv”, erklärte Luke, als er sich hinters Steuer setzte.
Zweieinhalb Sekunden. Sie hatte es doch gewusst. Besser wäre es gewesen, wenn sie ihn einfach ignoriert hätte, aber auch sie konnte sich eine Antwort nicht verkneifen.
“Na klar”, sagte sie, “logisch. Als Nächstes erzählen Sie mir, Sie stehen besonders auf meine feinfühlige und damenhafte Art.”
“Sie haben nicht die geringste Ahnung, was in meinem Kopf vorgeht.” Er ließ den Motor seines Pick-ups aufheulen. “Vielleicht stimmt das sogar.”
Syd stieß einen absolut nicht damenhaften Fluch aus.
Der Lieutenant warf ihr von Zeit zu Zeit einen Seitenblick zu und drehte die Klimaanlage etwas höher, während Syd still dasaß und vor sich hin kochte. Verdammt noch mal, die nächsten paar Wochen würden die reinste Hölle werden! Selbst wenn er nicht noch einmal versuchte sie anzubaggern, würde sie mit der Erinnerung an jenen Kuss leben müssen.
Diesen erstaunlichen Kuss.
Ihre Knie waren immer noch ein wenig weich.
Er bog etwas zu schnell auf den Parkplatz des Polizeireviers ein, und der Wagen rumpelte über die Bordsteinkante. Aber immerhin wusste er noch, welches Auto ihres war, und steuerte es direkt an. Die Reifen rutschten ein Stück über den Kies, weil er zu abrupt bremste.
Syd wandte sich ihm zu und schaute ihn an.
Er starrte geradeaus. Vermutlich hatte er zum ersten Mal in seinem Leben einen Korb erhalten, und das war ihm peinlich. Sie konnte leichte Röte auf seinen Wangen erkennen.
Beinahe tat er ihr leid. Beinahe.
Da sie sich mehrere Sekunden lang nicht rührte,
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