Lucky - Nur eine Frage der Zeit
wandte er sich schließlich zu ihr um und sah sie an. “Das ist doch Ihr Wagen, oder?”
Sie nickte. Der Anflug von Mitleid verwandelte sich in blanke Wut. “Und?”
“Und was?” Er lachte betrübt. “Irgendetwas sagt mir, Sie warten nicht auf einen Gutenachtkuss.”
Er wollte es ihr nicht sagen. Er hatte nicht die leiseste Absicht, es ihr zu sagen. Dieser Hurensohn!
Syd funkelte ihn zornig an.
“Was?”, fragte er entnervt. “Was zum Teufel habe ich jetzt schon wieder getan?”
“Elf Uhr”, erinnerte sie ihn so freundlich, wie sie nur irgend konnte. “Skippy’s Harborside?”
Schuldbewusstsein und noch etwas anderes flackerten kurz in seinen Augen auf. Zweifellos Enttäuschung, dass sie ihm auf die Schliche gekommen war. Ganz sicher keine Reue, ihr das Treffen verheimlicht zu haben. Er fluchte leise.
“Treiben Sie mich nicht zur Weißglut!”, warnte Syd. “Ich gehöre zu Ihrem Team!”
Er schüttelte den Kopf. “Das heißt aber nicht, dass Sie an jeder Besprechung teilnehmen müssen.”
“Doch, genau das heißt es.”
Er lachte. “Lucy McCoy und ich sind befreundet. Dieses Treffen dient nur als Vorwand, um …”
“Informationen über den Fall auszutauschen”, brachte sie den Satz für ihn zu Ende. “Ich habe die Nachricht auf dem Anrufbeantworter gehört. Ich hätte ja vielleicht geglaubt, dass es sich um ein heimliches Rendezvous handeln könnte, aber sie erwähnte, dass – wie heißt er doch gleich noch – Bobby auch kommen würde.”
“Heimliches Rendezvous?” Er wirkte ehrlich gekränkt. “Wenn Sie damit andeuten wollen, dass zwischen Lucy und mir irgendetwas läuft …”
Syd rollte mit den Augen. “Ach, kommen Sie. Es ist ziemlich offensichtlich, dass da was im Gange ist. Ich frage mich, ob sie weiß, was Sie mit mir vorhatten. Ich schätze, sie hat kein Recht, sich zu beschweren. Schließlich ist sie verheiratet …”
“Wie können Sie es wagen!”
“Verheiratet mit … wie nannten Sie es noch gleich? XO? Sie ist mit Ihrem XO verheiratet.”
“Lucy und ich sind befreundet .” In seinen Augen tobte ein Gewitter. Sein selbstgerechter Zorn war keineswegs gespielt. “Sie liebt ihren Mann. Und Blue … Er ist … er ist einfach der Beste.”
Sein Zorn verrauchte, machte etwas anderem, Ruhigerem, Kühlerem Platz. “Ich würde Blue McCoy geradewegs in die Hölle folgen”, sagte Luke leise. “Ich würde niemals etwas mit seiner Frau anfangen. Niemals !”
“Es tut mir leid”, erwiderte Syd. “Ich schätze … Sie … Sie haben mir erzählt, dass Sie grundsätzlich nichts sonderlich ernst nehmen. Deshalb dachte ich …”
“Tja, nun, Sie haben sich geirrt.” Er starrte aus der Windschutzscheibe, beide Hände fest um das Lenkrad gelegt. “Stellen Sie sich das mal vor.”
Syd nickte. Dann kramte sie in ihrer Handtasche herum und fischte einen kleinen Notizblock und einen Stift heraus. Sie schlug eine leere Seite auf und schrieb das Datum nieder.
Luke warf einen Blick zu ihr hinüber und zog die Brauen hoch. “Was …?”
“Ich irre mich so selten”, eröffnete sie ihm, “dass ich es mir einfach notieren muss, wenn es einmal passiert.”
Sie verzog keine Miene, während er sie endlose Sekunden lang musterte.
Dann lachte er leicht auf und blieb bei einem angedeuteten Lächeln hängen. “Sie machen Witze.”
“Nein”, gab sie zurück, “ganz und gar nicht.” Aber sie lächelte und verriet sich damit. Dann kletterte sie aus dem Wagen. “Bis später.”
“Nein”, erwiderte er.
“Doch.” Sie schlug die Wagentür zu und kramte in ihrer Handtasche nach ihrem Autoschlüssel.
Er lehnte sich durchs Fahrerhaus hinüber zur Beifahrertür und kurbelte das Fenster hinunter. “Nein”, sagte er. “Ehrlich, Syd, ich muss mit Lucy und Bob reden können, ohne dass …”
“Elf Uhr”, unterbrach sie ihn. “Skippy’s. Ich werde dort sein.”
Damit stieg sie in ihr Auto und fuhr davon. Ein Blick in den Rückspiegel zeigte ihr, dass Luke ihr nachschaute.
Nein, diese Besprechung würde wohl kaum um elf Uhr bei Skippy’s stattfinden. Der Zeitpunkt konnte nicht verschoben werden – Lucy McCoy hatte gesagt, sie könne nicht früher Feierabend machen.
Aber wenn sie Navy Ken wäre, würde sie Lucy und Bobby anrufen und einen anderen Treffpunkt vereinbaren. Dann säße Syd um elf Uhr allein und kochend vor Wut in Skippy’s Harborside.
Bobby – wie war noch gleich sein Nachname?
Syd hielt an einer roten Ampel, blätterte in ihrem Notizblock und suchte
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