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Lucky - Nur eine Frage der Zeit

Lucky - Nur eine Frage der Zeit

Titel: Lucky - Nur eine Frage der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anita Sprungk Suzanne Brockmann
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bestimmte Dinge wiederholten, überlegte Lucky, während er Syd musterte, die ganz am anderen Ende der Couch saß, so weit wie nur irgend möglich von ihm entfernt. Jetzt war er an der Reihe. Jetzt spielte er das gleiche Spiel wie seinerzeit seine Mutter. Er gab vor, aus einer Notwendigkeit heraus zu handeln, um ein übergeordnetes Ziel zu erreichen. Dabei ging es ihm in Wirklichkeit um ganz persönliche Wünsche.
    Er tat so, als würde er – wenn es denn wirklich unumgänglich war – die Unannehmlichkeit in Kauf nehmen, Tag und Nacht mit Sydney zusammen zu sein.
    Ja, klar doch! Als ob er nicht insgeheim die Hoffnung hegte – so wie seine Mutter in Bezug auf Isidro –, dass unter dem Druck des ständigen Beisammenseins eine Art unvermeidlicher und unaufhaltsamer sexueller Explosion ausgelöst werden würde. Dass früher oder später – wenn nicht schon heute Nacht, dann vielleicht morgen oder übermorgen – Syd seine Schlafzimmertür aufstoßen würde und erklären, sie halte es keine Minute länger aus und müsse ihn jetzt sofort haben.
    Er lachte. Oh ja. Das war ja so unglaublich wahrscheinlich.
    “Worüber lachst du?”, fragte sie.
    Fast hätte er es ihr gesagt. Aber irgendwie schaffte er es, stattdessen nur mit den Schultern zu zucken. “Ellen wurde etwa ein Jahr nach ihrer Hochzeit geboren. Die Ehe wurde ziemlich schnell zu einer richtigen Ehe.”
    Sie nickte verständnisvoll und schaute hinüber zur Wand, an der das Foto seiner Mutter hing. “Tja, die Wirkung körperlicher Nähe. Sie war schön, und wenn sie ihn liebte … Wahrscheinlich hatte er gar keine Chance.”
    “Er hat mir oft von seiner anderen Familie erzählt”, entsann sich Lucky. “Ich glaube, er hat meiner Mutter nicht viel darüber gesagt, aber ich fragte ihn danach, und er hatte das Bedürfnis, darüber zu reden. Ich bin mit ihm zu Versammlungen gegangen, wo er von den fürchterlichen Menschenrechtsverletzungen sprach, die er in seinem Heimatland erleben musste. Die Dinge, die er mit ansah, Syd, die Dinge, von denen er berichten konnte …” Er schüttelte den Kopf. “Er ermahnte mich, meine Freiheit als Amerikaner höher zu schätzen als alles andere. Jeden Tag erinnerte er mich daran, dass ich in einem freien Land lebte. Jeden Tag hissten wir die amerikanische Flagge vor unserem Haus. Er erzählte mir, dass er sich abends schlafen legen konnte in der Gewissheit, dass niemand ins Haus eindringen und uns aus den Betten reißen würde. Niemand würde uns auf die Straße zerren und uns eine Kugel in den Kopf jagen, nur weil wir an etwas glaubten. Durch ihn habe ich gelernt, die Freiheit zu schätzen, die die meisten Amerikaner als selbstverständlich betrachten. Isidro brachte mir eine ganze Menge bei, aber das ist ganz besonders hängen geblieben. Weil er mit der Angst gelebt hatte. Weil seine andere Familie ermordet worden war.”
    Syd betrachtete ihn schweigend.
    “Er nahm die amerikanische Staatsbürgerschaft an, als ich dreizehn war”, fuhr Luke fort und verlor sich ein wenig in ihren sanften Augen. “Diesen Tag werde ich niemals vergessen. Er war so stolz darauf, ein richtiger Amerikaner zu werden. Und, stell dir vor …” Er lachte. “Im November fanden Wahlen statt. Er nahm mich und Ellen mit ins Wahllokal, sodass wir zusehen konnten, wie er wählte. Und er nahm uns das Versprechen ab – Ellen war noch so klein, dass sie kaum sprechen konnte –, dass wir, wenn irgend möglich, immer zur Wahl gehen würden.”
    “Also ist dein Stiefvater der Grund, warum du zu den SEALs gegangen bist.”
    “Mein Vater”, berichtigte er sanft. “Ich habe ihn nie als Stiefvater empfunden. Ja, die Dinge, die er mir beigebracht hat, habe ich nie vergessen.” Luke zuckte die Achseln. Er wusste, dass eine zynische Reporterin die Dinge vermutlich nicht so sehen würde wie er. Und wie Isidro. Er wusste, dass sie vermutlich lachen würde, hoffte aber zugleich, sie würde es nicht tun, und er wollte es ihr unbedingt erklären. “Ich weiß, dass in unserem Land eine ganze Menge nicht in Ordnung ist, aber vieles ist gut. Ich glaube an Amerika. Und ich bin zur Navy gegangen, genauer gesagt zu den SEALs, weil ich meinem Land etwas zurückgeben wollte. Ich wollte meinen Teil dazu tun, dass wir das Land der Freien und Tapferen bleiben. Ich bin länger bei der Navy geblieben, als ich mir hätte träumen lassen, weil ich letztlich genauso viel zurückbekommen wie gegeben habe.”
    Sie lachte.
    Er versuchte sich seine Enttäuschung nicht anmerken

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