Lucy - Besuch aus fernen Welten (Band 1) (German Edition)
gemacht hatte, es hatte zwar wehgetan, als ob der Arm gebrochen worden wäre, aber es war kein Schaden entstanden. Lucy wurde es kalt ums Herz. Langsam wurde ihr klar, wie ausgeliefert sie tatsächlich war. Diese brutalen, sadistischen Kerle konnten in der Tat noch ganz andere Dinge mit ihnen anstellen als das, was bisher passiert war. Wieder kroch die Angst ganz langsam von den Füßen hoch, bis sie in den Haarwurzeln angekommen war. Lucy hatte das Gefühl, dass alle Härchen am ganzen Körper abstehen würden. Glücklicherweise begann die Verhandlung, bevor auch Lucy die Beine vor Angst einknickten.
Die insgesamt fünf Personen hatten sich umständlich hinter das Richterpult gesetzt. In der Mitte saß der Admiral. Mit seinen kalten, hasserfüllten Augen musterte er jeden Einzelnen der Gefangenen. Er sah jeden der vier solange an, bis sie die Augen senkten.
»Hiermit eröffne ich die Verhandlung«, sagte er, nachdem er den letzten der Gefangenen gemusterte hatte. Er hatte eine tiefe, kalte Stimme.
»Ich habe das Protokoll der Aussagen gelesen. Haben die Angeklagten noch etwas hinzuzufügen?«
Wieder sah er die vier der Reihe nach an. Verzweifelt suchte Lucy nach einem Ausweg. Sie musste doch irgendetwas zu ihrer Verteidigung sagen können. Aber als sein Blick sie traf, war ihr Hirn leer gefegt. Sie war steif vor Angst. Sie wandte den Blick ab. Er sah Christoph an. Der räusperte sich.
»Wir machen hiermit unseren Status als Kriegsgefangene nach der Genfer Konvention von 1948 gelten und fordern, dass wir nach diesen Statuten behandelt werden«, sagte er mit erstaunlich fester Stimme.
Lars sah ihn mit heruntergefallenem Kiefer an. Lucy wurde sich bewusst, dass auch sie ihn nicht gerade mit einem intelligenten Gesichtsausdruck angestarrt hatte. Auch der Admiral sah ihn weiter an. Allerdings mit einem Ausdruck im Gesicht, den man aufsetzt, wenn man einen hässlichen, dicken Käfer entdeckt hat, den man im nächsten Moment zerdrücken wird. Jetzt senkte auch Christoph seinen Blick.
»Die Genfer Konvention ist ein Abkommen auf Terra, also dem Planeten, in dessen Orbit wir uns befinden, die …«, begann ein besonders kleiner und schmächtiger Luzaner, der am linken Rand des Richterpults saß. Der Admiral sah ihn mit einem Blick an, der noch um ein paar Grade eisiger war als der, mit dem er Christoph angesehen hatte. Der schmächtige Luzaner wurde immer leiser beim Sprechen und schien in sich zusammenzuschrumpfen.
»Haben wir ein Abkommen mit den Terranern?«, fragte der Admiral leise.
»Nein, nicht dass ich wüsste«, antwortete der schmächtige Luzaner mit zitternder Stimme, die kurz vorm Wegrutschen war.
»Und warum langweilen sie mich dann mit diesen Ausführungen«, schrie er plötzlich den kleinen Mann an. Der ganze Saal zuckte vor Schreck zusammen. Der Angesprochene sah aus, als würde er gleich in Tränen ausbrechen. Er nestelte an seinen Fingern und starrte betreten vor sich auf die Tischplatte.
»Hat sonst noch jemand etwas zu diesem Thema zu sagen?«, fragte der Admiral jetzt in gereiztem Ton.
»Wie ich sehe, nicht. Dann können wir uns jetzt den offenen Fragen zuwenden. Die erste und entscheidende Frage ist: Wo ist der Schlüssel?«
Er sah wieder die Gefangenen an.
»Ihr habt zu Protokoll gegeben, dass er verschwunden ist. Eines der wichtigsten Errungenschaften unserer Zivilisation löst sich also einfach in Luft auf, weil ein paar primitive Terraner in unsere Station eindringen.«
Er machte eine theatralische Bewegung mit der Hand zur Decke.
»Aber es ist wirklich so gewesen«, platzte Kim heraus. »Sie müssen doch wissen, was dort für Sicherheitsmaßnahmen eingebaut sind, ob er sich selbst zerstört, wenn man versucht ihn zu stehlen. Woher sollen wir das denn wissen?«
»So, so ihr wolltet ihn also stehlen. Woher wusstet ihr denn von dem Schlüssel?«
»Aber das haben wir doch schon alles gesagt«, schluchzte Kim. »Die Aranaer haben es uns erzählt. Und wir wollten unsere Erde – ich meine Terra – doch nur vor der Sklaverei retten.«
»Ja, das steht im Protokoll.« Der Admiral trommelte mit den Fingern auf das Pult.
»Hierzu muss ich anmerken, dass ich das für vollkommen unmöglich halte«, mischte sich jetzt der Vizeadmiral ein. »Es gibt bis heute kein einziges Anzeichen dafür, dass sie in unseren Schirm eindringen können. Sie können daher auch nicht mit den Terranern in Kontakt getreten sein.«
»Offensichtlich doch, sonst hätten diese Primitiven nicht in unsere Station
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