Lucy - Besuch aus fernen Welten (Band 1) (German Edition)
beste Material für einen richtigen Krieger.«
Er tätschelte Lars den Kopf, der zog ihn aber schnell mit angewidertem Gesicht weg.
»Als Erstes müssen wir glaube ich mal einen Begriff klären«, dozierte der Professor in seiner ruhigen emotionslosen Art weiter. »Unter ›Menschen‹ verstehen wir alle intelligenten Lebensformen in der Galaxis. Ihr seid Terraner, wir sind die Aranaer und unsere gemeinsamen Feinde sind die Imperianer. Auch wenn wir genetisch unterschiedlich sind, so sind wir alle Menschen. Das ist der Sprachgebrauch im bekannten Teil der Galaxie.«
Der Professor schob seine Brille zurecht, dann redete er weiter.
»Was die Ähnlichkeit zwischen den einzelnen Spezies angeht, so unterscheiden wir, die Aranaer, uns in der Tat von den Imperianern in einem wichtigen Punkt. Während die Imperianer, genau wie ihr, stark gefühlsgesteuert sind, steht bei uns die Logik im Vordergrund.«
Schlagartig wurde Lucy klar, dass das diese kühlen Augen erklärte. Irgendwo hatte sie gelesen, dass Augen der Spiegel zur Seele waren. Wahrscheinlich sahen Menschen, das heißt Terraner, tatsächlich nur die Gefühle in den Augen des Gegenübers. Und genau deswegen spiegelte sich in den Augen dieser Außerirdischen so gut wie gar nichts wider.
»Dann haben Sie gar keine Gefühle?«, fragte Kim mit großen, erschrockenen Augen.
»Das ist richtig. Was ihr als Gefühle empfindet, haben wir nicht. Bei uns steht die Logik im Vordergrund. Das, was ihr Gefühle nennt, ist eigentlich eine Programmierung in eurem Hirn, die in gewissen Situationen ganz bestimmte Reaktionen auslöst. Nehmen wir als Beispiel die Arterhaltung. Keine Spezies kann über einen längeren Zeitraum existieren, wenn die einzelnen Individuen der Spezies nicht darauf programmiert wären, ihre Art zu erhalten, also sich fortzupflanzen. Um das wirklich durchführen zu können, muss aber jedes Lebewesen ebenfalls darauf programmiert sein, sich selbst wenigstens so lange am Leben zu erhalten, bis es sich fortgepflanzt hat. Diese beiden Prinzipien gibt es bei allen Lebewesen. Ihr nehmt diese Prinzipien als Gefühle wahr. Also ihr habt Hunger, wenn euch Energie zum Weiterleben fehlt. Ihr habt Durst, wenn euer Körper zu wenig Wasser hat. Ja, und ihr verliebt euch, wenn ihr einen Menschen kennenlernt, den ihr als geeigneten Partner zur Fortpflanzung haltet. Für uns, die Aranaer, sind die gleichen Prinzipien die unterste Grundlage unseres logischen Denkens.«
»Aber wenn sie sich auch fortpflanzen, dann müssen Sie doch auch lieben können?«, fragte Kim nach. Sie war plötzlich hellwach.
»Ich fürchte, Liebe in eurem Sinn empfinden wir nicht. Wie ich schon sagte, für uns steht die Logik im Vordergrund. Natürlich gibt es auch bei uns Menschen, die besser zueinanderpassen, als andere. Sie haben dann eine ähnliche Denkweise. Das ist vielleicht am ehesten mit eurer Liebe oder Zuneigung zu vergleichen«, erklärte der Professor.
»Wie richtige Liebe hört sich das aber nicht an«, sagte Kim enttäuscht.
»Leider habe ich nur eine vage Vorstellung, was ihr unter Liebe versteht«, sagte der Professor sachlich. »Aber ich glaube der wichtigste Unterschied von uns zu euch – und zu den Imperianern – ist, dass wir unsere Gefühle nie über die Logik stellen würden. Wir würden uns zum Beispiel nie bedingungslos verlieben, wie ihr das nennt, und uns damit im schlimmsten Fall ruinieren.«
»Aber die Liebe – ich meine überhaupt Gefühle – sind doch das Wichtigste!« Kim klang mehr als enttäuscht.
»Ihr solltet bedenken, dass Gefühle nicht nur positiv sind. Es gibt auch negative Gefühle, Hass, Rachsucht, Sadismus, ja und Eifersucht. In eurer Geschichte und in der Geschichte der Imperianer gibt es Tausende von Beispielen, in denen eure hochgelobten Gefühle das schlimmste Leid angerichtet haben.«
Lars wurde immer unruhiger. Er konnte sich nicht mehr zurückhalten.
»Aber was hat das denn nun mit uns zu tun?«, rief er aus. »Warum sollten wir ausgerechnet Ihnen helfen, wo sie doch noch nicht mal so fühlen wie wir?«
»Ihr sollt doch gar nicht uns helfen, sondern euch selbst. Wie unsere Kommandantin euch bereits erklärt hat, steht eine Invasion der Imperianer bevor.«
»Na und? Vielleicht bringen die uns ja den Fortschritt und wir sollen euch jetzt helfen, weil ihr, aus welchen Gründen auch immer, nicht wollt, dass wir mit denen gemeinsame Sache machen.« Lars war hartnäckig.
»Ich habe ja gleich gesagt, wir müssen ihnen den Film zeigen«,
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