Lucy - Besuch aus fernen Welten (Band 1) (German Edition)
Bustour kannten. Schnell sprach Qurks weiter.
»Stellt euch einen Steinzeitmenschen vor, den ihr in ein irdisches Flugzeug-Cockpit setzt. Dem könnt ihr auch nicht die Funktion der vielen Knöpfe und Regler dort erklären. Der weiß noch nicht mal, was ein Knopf ist. Der ist nur gewohnt mit der Keule auf etwas drauf zu schlagen, zumindest wenn er aus der Altsteinzeit stammt. Wenn er versucht, einen Knopf zu drücken, wird er ihn wahrscheinlich abbrechen oder gleich mehrere auf einmal erwischen, weil er kein Gefühl für solche Dinge hat. In seiner Welt sind solche Sachen nicht von Bedeutung. Ihr seid aber damit aufgewachsen und wisst, dass ein ganz kleiner Knopf eine Maschine in Gang setzen kann, die viel mehr Kraft als eine kräftig geschwungene Keule hat. Ihr habt von eurer Kindheit an die Feinmotorik erlernt, solche diffizilen Dinge zu bedienen.«
»Aber wir sind keine Steinzeitmenschen, verdammt! Wir werden euch schon zeigen, dass wir genauso gut ein Raumschiff fliegen können wir ihr! Lasst uns erstmal ran, dann werden wir es euch schon zeigen!«
Lucy konnte Lars gut verstehen, der mit hochrotem Kopf laut schimpfte. Es war wirklich gemein, ihnen ihren Entwicklungsstand vorzuhalten. Sie konnten nichts dafür, dass sie nicht mit den gleichen Möglichkeiten wie aranaische Kinder aufgewachsen waren.
»Ich sehe, jetzt habt ihr die richtige Motivation!«, lachte Jonny, der sich scheinbar köstlich amüsierte, zumindest wenn man bedachte, dass Aranaer doch angeblich keine Emotionen hatten. Jonny schien da wirklich die große Ausnahme zu sein.
Auf jeden Fall hatte er recht. Nachdem er ihnen ein paar Tipps gegeben hatte, wie sie nach den virtuellen Konsolen suchen mussten, und sie zur Übung an der Wand aufgezeichnet hatte, hatten alle sie bald, zumindest einmal vor ihrem geistigen Auge gesehen. Lars verbiss sich richtiggehend in die Aufgabe zu lernen, mit diesen Dingern umzugehen. Er hatte scheinbar auch das meiste Talent für diese Dinge. Schon am ersten Abend schaffte er es, die erste Tür zu öffnen. Lucy brauchte etwas länger, hatte aber bis zum Mittag des nächsten Tages auch den Bogen raus. Christoph schaffte es erst, nachdem Qurks ihnen erzählt hatte, dass man diese Fertigkeit brauchte, um die aranaische Bibliothek zu nutzen. Kim tat sich besonders schwer mit dieser Aufgabe. Erst als Lars begann sie massiv mit ihren fehlenden Fertigkeiten zu ärgern und sie auf dem Klo einsperrte, indem er einfach die Tür schloss, lernte sie es auch.
Die zwei Wochen Unterricht gingen schneller und spannender vorbei, als Lucy erwartet hatte. Am meisten Horror hatte sie vor dem Sport gehabt. Neben ein paar Aufwärm- und Fitnessübungen bestand der Sportunterricht in erster Linie aus Kampfsportübungen. Sie lernten eine Kampftechnik, deren Namen Lucy schnell wieder vergessen hatte. Sie schien sich aus Techniken verschiedener irdischer Kampfsportarten zusammenzusetzen, die aber alle auf der Grundlage modernster, aranaischer Erkenntnisse aus Naturwissenschaften und Medizin weiterentwickelt worden waren. Für jede Form eines Angriffs gab es eine Verteidigung mit Schlägen, mit Würfen und mit verschiedensten Fall- und Sprungtechniken. Es gab die verschiedensten Techniken, den Gegner zu entwaffnen oder ihn körperlich unter Kontrolle zu bringen. Es gab aber auch Schlagtechniken, mit denen man den Gegner bewusstlos schlagen, ihm diverse Knochen brechen oder ihn sogar töten konnte.
Lucy war erstaunt, wie schnell sie diese Techniken lernte und wie gut sie sie nach kurzer Zeit beherrschte. Ihr Körper war darauf vorbereitet, die Techniken auszuprobieren und da, ganz im Gegensatz zu dem bisherigen Sportunterricht in der Schule, ihr schon beim ersten Versuch die meisten Dinge recht gut gelangen, machte ihr der Sport mit jeder Übung mehr Spaß.
Die Schlagtechniken wurden natürlich nur an Puppen ausprobiert, die aber Eigenschaften von menschlichen Körpern haben sollten. Lucy hoffte, dass sie niemals eine dieser Techniken wirklich gegen einen Menschen anwenden musste. Die Wirkung war verheerend. Jeder zweite Schlag hätte einem Menschen einen Knochen gebrochen und einige dieser Schläge wären tödlich gewesen.
Die Abwehr-, Wurf- und Hebeltechniken wurden miteinander geübt, wobei anfangs die beiden Mädchen gegeneinander und die beiden Jungs gegeneinander kämpften. Aber schon nach wenigen Stunden stellte sich heraus, dass Lars Christoph weit überlegen war. Ebenso hatte Kim keine Chance gegen Lucy. Daher forderte Lucy Lars
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