Lucy - Besuch aus fernen Welten (Band 1) (German Edition)
Entfernung scannte sie den Gürtel auf die Stelle mit der geringsten Dichte. Sie hielt auf die Stelle zu. Nur in dem Gürtel könnte sie sich einen Vorsprung verschaffen. Auch Lars würde auf gerader Strecke so stark wie möglich beschleunigen und mit maximaler Geschwindigkeit fliegen. Auch er würde die engst möglichen Radien um die Monde und Planeten fliegen. An diesen Punkten konnte sie ihn nicht schlagen. Sie konnte ihn nur kriegen, wenn sie am geschicktesten und am schnellsten durch den Gürtel flog.
Sie bremste erst im letzten Moment ab und flog mit der maximalen Geschwindigkeit, die sie für diese Materiedichte berechnet hatte. Die Anzeige ihres Materieschutzschirms pegelte zwischen gelbem und rotem Bereich. Immer wieder piepste das Warnsignal auf, wenn der Pegel in den roten Bereich schwankte. Mehrmals schloss sie erschrocken die Augen, wenn ein besonders großer Gesteinsbrocken auf den Schirm aufschlug und die Lautstärke des nervenden Alarmtons anzeigte, dass der Pegel besonders weit in den roten Bereich ausgeschlagen hatte. Endlich zeigten die Instrumente das nahende Ende des Gürtels an. Es wurden nur noch Staub, Eis und recht kleine Gesteinsbrocken auf den Instrumenten angezeigt. Außerdem waren es nur noch wenige Kilometer bis zu seinem Rand. Die Anzeige für den Schutzschirm stand am unteren Ende des gelben Bereichs. Lucy beschleunigte ihre Maschine. Der Pegel stieg, das Warnsignal heulte auf, als der Pegel in den roten Bereich geriet und wurde beständig lauter. Gerade als Lucy meinte, ihre Beschleunigung übertrieben zu haben und schon abbremsen wollte, wurde das Warnsignal leiser. Die Materie wurde dünner und endlich tauchte vor ihr wieder das freie Weltall auf. Der Pegel sank in den grünen Bereich.
Ihr Schiff schoss als schwarzer Pfeil aus dem Gürtel. Sie sah sich um, scannte mit ihren Instrumenten den Raum. Lars war noch nicht aus dem Gürtel. Als er dann auftauchte und Lucy sah, dass sie sich tatsächlich den erhofften Vorsprung verschafft hatte, schrie sie laut »Ja« und schlug auf die leer aussehende Konsole vor ihr, in der die virtuellen Geräte, die sie nur in ihrem Kopf sehen konnte, eingebaut waren. Jetzt musste sie nur die Nerven behalten und den Vorsprung wahren. Bei der Vorstellung, wie Lars jetzt vor Wut schäumen würde, musste sie hysterisch lachen.
Es begann eine ruhige Zeit. Lucy flog mit Höchstgeschwindigkeit. Mehr ging nicht und so konnte Lars auch nicht aufholen. Die anderen zwei schwarzen Pfeile waren erst viel später hinter dem Gürtel aufgetaucht. Die beiden wären weder für Lars noch für sie ein Problem, selbst wenn sie es darauf anlegen würden zu gewinnen. Lucy entspannte sich und kontrollierte nur regelmäßig den Abstand zu Lars.
Endlich kam Jupiter, der größte Planet des Sonnensystems, in Reichweite. Jetzt durfte nichts schief laufen. Lucy nahm die engste Bahn, die sie für möglich hielt, schoss um den Planeten herum und hielt nach einer dreiviertel Umdrehung auf den Mond Europa zu. Sie flog mit der Geschwindigkeit, die sie für maximal zulässig für dieses Manöver hielt.
Da kam Lars um den Planeten geschossen. Er war viel zu schnell und jagte in einem halsbrecherischen Winkel auf den Mond zu. Mit Schreck bemerkte Lucy, dass er dabei ihre Bahn kreuzte. Ihm schien das egal zu sein. Er wich keinen Millimeter von seiner Bahn ab. Im Gegenteil, Lucy hatte den Eindruck, als hielte er direkt auf sie zu.
»Das kann doch nicht wahr sein«, dachte sie. »Der bringt uns ja beide um.«
Lucy beobachtete auf den Instrumenten, wie Lars’ Schiff direkt auf sie zu geflogen kam. Sie wollte natürlich nicht weichen, denn dann würde Lars sie überholen. Erst im letzten Moment, als alle Warnlampen blinkten und das Heulen des Warnsignals kaum noch auszuhalten war, bremste Lucy ab und lenkte ihr Schiff aus dem Gefahrenbereich.
Bei diesen Geschwindigkeiten hatte auch eine kleine Richtungskorrektur schon große Auswirkungen. Für so ein Manöver waren sie schon viel zu dicht an dem Jupitermond. Lucy wurde völlig aus der Bahn geschleudert. Sie raste auf den Mond zu. Verzweifelt lenkte sie dagegen, versuchte das Schiff in eine Flugbahn parallel zur Mondoberfläche zu bringen.
Die Oberfläche, die zum Glück recht ebenmäßig und flach ist, kam immer näher. Die Strukturen wurden immer deutlicher und immer noch stürzte sie auf die Oberfläche zu. Niedrige Berge und tiefe Schluchten wurden sichtbar, der Winkel, in dem sie auf die Oberfläche zustürzte, war noch immer zu
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