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Lucy - Besuch aus fernen Welten (Band 1) (German Edition)

Lucy - Besuch aus fernen Welten (Band 1) (German Edition)

Titel: Lucy - Besuch aus fernen Welten (Band 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred Kruse
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nur einer solchen Spitze würde reichen das ganze Schiff aufzureißen und sie würde zerschellen. Sie hatte schon einen recht steilen Winkel nach oben, da machte das Gebirge einen Schwenk nach links. Zum Ausweichen war es zu spät. Lucy hielt den Atem an. Würde die Höhe reichen, war der Winkel steil genug? Sie würde es schaffen, sie musste es schaffen. Da tauchte auf der Spitze noch ein kleiner Vorsprung auf, den Lucy bei dieser Geschwindigkeit übersehen hatte. Das Warnsignal des Materieschirms, der sich mittlerweile wieder ausgestellte hatte, heulte plötzlich in einer Lautstärke auf, wie Lucy sie noch nicht in diesem Schiff gehört hatte. Die Anzeige schlug kurz am Ende des roten Bereichs an. Das ganze Schiff wurde wie ein Ball, der gegen einen Gegenstand geschleudert worden ist, aus der Bahn geworfen und unkontrolliert ins All katapultiert.
    Für einen Moment verlor Lucy die Kontrolle über das Schiff. Es schoss direkt auf Jupiter zu. Der ohnehin riesige Gasplanet wurde beängstigend schnell noch größer. Lucy erkannte die riesigen Wolkenbänder und gigantischen Wirbelstürme in der Atmosphäre, die in erster Linie aus Wasserstoff und Helium besteht, also nicht mit der irdischen Atmosphäre zu vergleichen ist. Sie hatte aber keine Zeit das Schauspiel zu genießen. Verzweifelt versuchte sie, das Schiff an dem riesigen Planeten vorbei zu lenken, bevor es in die Atmosphäre eintreten und verglühen würde. Es kam ihr unendlich langsam vor, bis sich die Nase des Schiffes endlich in Richtung Horizont des Planeten bewegte. Sie streifte die Atmosphäre mit dem Schutzschirm. Das Schiff prallte von der Atmosphäre ab, als hätte es einen riesigen Ball gestreift. Diesmal wurde es wieder ins All, weg von dem riesigen Gasplaneten, geschleudert. Auch wenn Lucy erneut das Gefühl hatte, dass der plötzliche Ruck ihr fast den Kopf abgerissen hatte, war sie froh, der Gefahr entkommen zu sein. Aber ihr Aufatmen war wieder verfrüht. Diesmal schoss sie auf Amalthea, einem der kleineren Monde des Jupiters, zu. Lucy kämpfte einen Moment mit der Verzweiflung. Es war einfach zu viel. Sie kam sich vor wie eine Kugel in einem riesigen Billardspiel, die von einer Bande zu anderen geschleudert wurde.
    Aber dieser kleine Mond ist viel kleiner als der irdische Mond und eigentlich nur ein riesiger Gesteinsbrocken mit einem Durchmesser von weniger als 170 Kilometern. Lucy riss ihren schwarzen Pfeil kurz vor dem Himmelskörper herum. Das Schiff schoss wenige Meter an der höchsten Erhebung des kleinen Jupitermondes vorbei.
    Endlich konnte Lucy aufatmen. Als die Anspannung ein wenig nachließ, blieb nur Wut, eine riesige Wut auf Lars. Als sie um den Jupiter herum bog, um ihr Schiff wieder in Richtung Erde auszurichten, sah sie zwei andere schwarze Pfeile. Schon leuchtete das völlig blasse Gesicht von Kim auf ihrem Bildschirm auf.
    »Um Gotteswillen Lucy! Bist du in Ordnung? Ist dir was passiert?«
    Bevor Lucy antworten konnte, war ein ebenfalls blasser Christoph auf dem zweiten Bildschirm aufgetaucht.
    »Heiliger Strohsack, das war verdammt knapp! Alles heil überstanden? Kannst du weiterfliegen?«
    »Klar, aber was trödelt ihr hier so rum! Ihr wollt doch den Kerl jetzt nicht gewinnen lassen?«
    Lucy freute sich natürlich, dass ihre beiden Freunde Anteil an ihr nahmen, auch wenn sie nicht wusste, wie sie das zeigen sollte. Viel schlimmer war aber, dass sie so eine Wut im Bauch hatte. Eine Wut, die ihr die Tränen in die Augen trieb und aus der heraus sie am liebsten geheult hätte. Aber gerade das wollte sie nicht den anderen zeigen. Nicht, wenn sie an der Steuerung dieses Schiffs saß und schon gar nicht in diesem Rennen.
    »Los, den schnappen wir uns!«, stieß sie aus.
    Dann schaltete sie die Schirme ganz aus, drückte aufs Gas und schoss davon. Das war natürlich Unsinn. Kim und Lars waren nicht mal in der Lage, Lucy zu folgen und Lars hatte einen Vorsprung, den auch sie bei allem Glück der Welt nicht mehr aufholen konnte. Aber jetzt war sie wieder allein, die Schirme waren ausgeschaltet und sie konnte ihren Gefühlen freien Lauf lassen. Sie brüllte einmal so laut sie konnte und schlug auf das Armaturenbrett. Dann bekam sie einen Heulkrampf. Es war eine Mischung aus Erleichterung, ein wenig Trauer über diesen Verrat und einer riesigen Menge Wut.
    Sie fegte bis zum Asteroidengürtel. Die Tränen hatte sie sich mittlerweile wieder abgewischt. Wütend, wie sie war, hatte sie keine Lust abzubremsen. Sie suchte sich wieder eine

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