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Lucy - Besuch aus fernen Welten (Band 1) (German Edition)

Lucy - Besuch aus fernen Welten (Band 1) (German Edition)

Titel: Lucy - Besuch aus fernen Welten (Band 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred Kruse
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steil. Noch zehntausend Meter - sie zerrte mit allen Kräften an der virtuellen Steuerung. Schweißperlen traten ihr auf die Stirn. Noch tausend Meter - die Anzeige »Ausweichautomatik ausgeschaltet, bitte manuelle Steuerung benutzen« blinkte auf. Natürlich, die Geschwindigkeit war ja auch viel zu hoch und das Objekt - ein Mond, so groß wie ein kleiner Planet - war viel zu nah.
    Der Winkel war schon wesentlich schwächer, vielleicht war es noch zu schaffen. Sie musste es hinbekommen. Kalter Schweiß lief ihr den Nacken herunter. Noch hundert Meter - sie flog schon fast parallel, aber sie verlor noch immer rasant an Höhe. Das Warnsignal des Schutzschirms schrie gellend auf. Europa hat eine Atmosphäre, glücklicherweise eine sehr, sehr dünne, sonst wäre der Schirm jetzt zusammengebrochen und Lucy verglüht. Noch fünfzig Meter und sie war noch immer nicht parallel zur Oberfläche. Lucy sah sich schon auf ihr zerschellen und in eine der vielen Schluchten stürzen. Sie war einfach zu schnell. Sie drückte noch einmal alle Hebel und alle Schalter, die die Maschine hochreißen könnten, aber alles war ja schon auf Aufstieg geschaltet. Noch zehn – fünf – drei Meter – am liebsten hätte sich Lucy die Augen zugehalten. Das Warnsignal war kaum noch zu ertragen. Wenn sie nicht zerschellen würde, würde gleich der Schirm zusammenbrechen und sie verglühen. Wie gebannt starrte sie auf die Instrumente – noch zwei Meter – eins – null.
    Minus eins - Lucy hatte im letzten Moment eine Spalte in der Oberfläche entdeckt. Ohne nachzudenken, aus einem Reflex heraus, hatte sie die Maschine herumgerissen und in die Spalte gelenkt. Es war eine ca. hundert Meter tiefe Schlucht. Sie war nur etwa viermal so breit wie ihr schwarzer Pfeil, hier zu fliegen war eigentlich unmöglich bei dieser Geschwindigkeit. Aber Lucy musste es schaffen. Es war ihre einzige Chance. In das ständig heulende Warnsignal mischte sich nun ein immer wieder auftretendes Piepsen. Das war die Warnung davor, dass sie zu nah an eine der seitlichen Felswände herangekommen war. Bei dieser Geschwindigkeit war es praktisch unmöglich, einen gleichmäßigen Abstand zu halten. Eine winzigste Fehlkorrektur konnte eine so große Abweichung bringen, dass die Maschine an die Felswand gedrückt und zerschellen würde. Dabei verlief die Schlucht natürlich nicht gerade, sondern schlängelte sich durch die Mondoberfläche. Sie weitete sich an einigen Stellen und an anderen verengte sie sich soweit, dass der schwarze Pfeil nur gerade hindurchpasste. Lucy dachte nicht mehr nach, ihre Hände, ein Teil ihres Gehirns oder was auch immer, funktionierte automatisch. Sie führte minimalste Korrekturen an der Bahn durch. Die Maschine pendelte wild zwischen den beiden seitlichen Felswänden hin und her, aber sie schaffte es immer wieder, manchmal nur um Millimeter, dem Tod an der Felswand zu entgehen. Nach fünfzig weiteren Metern war der Sinkflug der Maschine endlich beendet. Sie begann zu steigen.
    Noch ein paar Meter, dann war sie wieder so hoch, dass sie die Schlucht verlassen hatte und dem Tod an einer der seitlichen Felswände entronnen war. Da raste plötzlich das Ende der Schlucht auf sie zu. Jetzt war es aus, jetzt war alles umsonst gewesen. Für einen Moment setzte Lucy der Herzschlag aus. Dann sauste sie nur wenige Zentimeter über das Ende der Schlucht und damit über die Mondoberfläche hinweg.
    Ja, die Höhe hatte gereicht. Sie war aus der Schlucht heraus. Sie war am Steigen, weg von diesem gottverdammten Mond. Und das Wichtigste war: Sie war noch am Leben. Lucy stieg kurz ein noch nie so gewaltig empfundenes Glücksgefühl zu Kopf. Sie wollte vor Glück schreien. Da sah sie das Gebirge vor sich. Der Jupitermond Europa hat nur wenige, sehr flache Gebirge, sonst wäre Lucy wahrscheinlich schon längst an einem von ihnen zerschellt. Aber auch diese relativ niedrigen Gebirge sind immerhin ein paar Hundert Meter hoch. Und dieses Gebirge näherte sich mit unglaublicher Geschwindigkeit. Lucy stockte der Atem. Sie hatte sich darauf eingerichtet, die steile Parabel, die sie flog, schnell wieder abzuflachen, um nicht unkontrolliert ins Weltall hinauszuschießen. Jetzt musste sie allerdings das Steigen beschleunigen. Doch auch das reichte nicht. Wieder riss sie die Maschine herum und flog nun haarscharf parallel zu dem Gebirge. Rechts neben sich konnte sie die zerklüftete, mit unzähligen Felsspitzen versehene Felswand sehen. Sie war verdammt nah, zu nah. Das Streifen

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