Lucy - Besuch aus fernen Welten (Band 1) (German Edition)
holte aus, seine Faust war über Lucys Gesicht. Sie konnte sich nicht wehren, konnte sich nicht einmal bewegen. Sie sah sie niedersausen. Aber er schlug ihr nicht ins Gesicht, wie sie es erwartet hatte, sondern direkt neben ihren Kopf aufs Bett, sodass ihr Kopf und sogar ein Teil des Körpers durch den Schwung der Matratze auf und nieder wippten.
Die kleine Luzanerin war vor Schreck von ihrem Stuhl aufgesprungen und stand zugriffsbereit vor dem Bett. Auch die Ärztin hatte sich instinktiv bereit gemacht einzugreifen. Lucy hatte sich so erschreckt, hatte solche Angst bekommen, dass auch der letzte Damm brach.
»Ich weiß doch auch nicht«, schluchzte sie und Tränen rannen aus ihren Augen. »Ich bin doch von der Erde. Ich kenne mich doch damit nicht aus. Ich bin doch noch nicht mal mit der Schule fertig.«
Sie weinte jetzt richtig. Normalerweise wäre ihr das ganz furchtbar peinlich gewesen. Aber jetzt war alles egal. Sie konnte nicht mehr.
»Die Aussage deckt sich hundertprozentig mit denen der anderen. Ich sehe keinen Grund das Verhör fortzusetzen«, stellte die Luzanerin mit eiskalter Stimme fest.
Der Imperianer sah sie hasserfüllt an. »Natürlich decken sich die Aussagen. Sie haben sie ja vorher auswendig gelernt. Das sind Rebellen und es ist im Interesse des ganzen Imperiums herauszubekommen, wer dahinter steckt und wo diese Person zu finden ist. Aranaer – so einen Quatsch kann doch wohl kein halbwegs intelligenter Mensch glauben.«
»Vielleicht keine Menschen, die sie für intelligent halten. Aber unser Kommandant und ich glauben diese Geschichte sehr wohl!« Die Stimme der Luzanerin war schneidend. Zum ersten Mal klang sie selbstsicher.
»Drehen Sie mir das Wort nicht im Mund herum! Wir müssen das Verhör fortsetzen!«
»Ich sehe dazu keine Veranlassung.« Jetzt sah die Luzeranerin richtiggehend arrogant aus. Der Imperianer explodierte.
»Raus hier, alle! Das ist ein Befehl!«, brüllte er aus Leibeskräften. »Raus hier!«
Er zeigte auf die Tür. Tatsächlich gingen die beiden Frauen hinaus, nicht ohne dass die Ärztin noch einen besorgten Blick auf ihre Patientin geworfen hatte. Als Lucy verzweifelt den Frauen nachblickte, sah sie, dass zwei Wachen an der Tür postiert waren. Sie hatten zwar keine dieser schwarzen Kampfanzüge an, aber schwere Waffen in der Hand. Auch diese beiden verließen das Zimmer auf einen Wink von ihrem Chef hin.
Lucy fühlte sich wie gelähmt vor Angst. Es konnte nicht wahr sein. Man hatte sie mit diesem Ungeheuer allein in dem Zimmer gelassen. Sie konnte sich nicht wehren. Sie war ihm schutzlos ausgeliefert. Kalter Schweiß bildete sich auf ihrer Stirn. Der Imperianer schritt in dem Raum ein paar Mal auf und ab, sagte dabei aber kein Wort. Scheinbar gedankenverloren griff er nach einem kleinen Gerät, dass Lucy noch nie gesehen hatte. Er kam zu ihr.
»Jetzt geht es los«, dachte sie. »Das ist sicher eines dieser modernen Foltergeräte.«
Er stand vor ihr, mit dem Gerät in der Hand. Lucy konnte es nicht verhindern. Sie zitterte am ganzen Körper. Ängstlich sah sie auf den kleinen grauen Kasten. Der Imperianer sah sie an, dann auf das Gerät. Er grinste fies.
»Na was denkst du Lucy? Was hat man dir erzählt? Dass die bösen Imperianer kleine Mädchen foltern? Du glaubst, das ist ein Foltergerät?« Er stellte die Fragen in einem normalen Plauderton. Sein Grinsen wurde eine Spur breiter. Es sah jetzt noch fieser aus. »Dies ist ein einfaches medizinisches Messgerät. Nichts, womit man jemandem wehtun könnte.«
Er legte das Gerät weg.
»Wir foltern nämlich im ganzen Imperium nicht. Wir haben hier Gesetze. Ja Lucy, jetzt bist du erstaunt. Ich habe Theater gespielt. Weißt du, was der Unterschied zwischen uns beiden ist? Du wusstest nicht, dass ich Theater spiele, aber ich weiß, dass du es tust. Das ist auch wieder so ein Punkt, wo wir Imperianer euch einfach überlegen sind. Allerdings muss ich dir ein großes Lob aussprechen. Die Stelle, an der du das kleine, unwissende Mädchen gespielt hast, war grandios.
Nachdem wir das nun geklärt haben, wie wäre es, wenn wir beide hier - ganz unter uns - Klartext reden würden. Vielleicht könnte ich dir dann ja auch weiterhelfen.
Wir beide wissen, dass du und deine Freunde zu den Rebellen gehören. Ich glaube dir gerne, dass du da reingeschlittert bist. Du bist schließlich von einem Planeten, auf dem sich noch nicht alle Einsichten durchgesetzt haben. Wie sollten sie auch, ihr kennt uns ja noch gar nicht. Daher
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