Lucy - Der Schlüssel (Band 5) (German Edition)
Gespräch nichts geändert.
»Oh hallo Lucy, gehst du auch so gerne auf das Aussicht sdeck«, fragte eine zarte Stimme hinter ihr. Erst als sie sich umdrehte, erkannte Lucy den Sprecher.
»Hallo Libaruh«, begrüßte sie ihn.
Libaruh war ein Loratener. Lucy hatte ihn in den letzten zwei Jahren häufig gesehen. Er arbeitete, wie fast alle Loratener, vor allem in den Labors. Meistens war sie ihm im Zusammenhang mit Christoph begegnet. Über die Loratener wusste sie bisher von allen am Bord lebenden Spezies am wenigsten, schoss ihr durch den Kopf. Sie vermutete, dass Christoph sich von allen Besatzungsmitgliedern am besten mit ihnen verstand.
»Wir haben begonnen, deine ›Taube‹ auseinanderzunehmen«, sagte Libaruh.
»Ich hoffe, ihr macht sie nicht kaputt.« Lucy lächelte.
»Das würden wir uns nie trauen. Ich glaube, dann würde uns so ein kleiner, rothaariger Teufel zur Hölle schicken«, erwiderte Lib aruh schmunzelnd.
Lucy musste über das Bild lachen. Mit dem kleinen, rothaar igen Teufel meinte er natürlich Trixi, ihre Chefmechanikerin. Sie liebte ihre Schiffe über alles. Tatsächlich würde sie ziemlich sauer reagieren, wenn ihrem Lieblingsschiff, der ›Taube‹, etwas zustoßen sollte.
»Wie kommt ihr denn voran?«, fragte Lucy hoffnungsfroh.
»Das kann man jetzt noch nicht sagen. Es wird schon eine Zeit dauern. Hat Christoph dir das nicht gesagt?«, fragte Libaruh und sah Lucy aus seinen großen Augen fast ängstlich an.
Lucy wurde bewusst, dass sie über diese seltsame Spezies wir klich so gut wie gar nichts wusste. Libaruh hatte ein so zartes Gesicht, dass man ihn für ein Mädchen halten konnte, wenn man nur sein Gesicht sah. Er besaß aber einen eindeutig männlichen Körper. Besser gesagt, es fehlten ihm alle Eigenschaften, die ihn als Mädchen auszeichnen würden.
»Hast du einen Moment Zeit?«, fragte sie ihn. Als er nickte, zei gte Lucy auf eine der bequemen Bänke, auf die man sich setzen und die Aussicht bewundern konnte, und ergänzte: »Dann lass uns doch dort hinsetzen und ein wenig plaudern.«
»Was möchtest du denn wissen?«, fragte Libaruh mit seiner za rten Stimme und lächelte sie freundlich an.
»Bitte nimm es mir nicht übel, aber mir ist gerade aufgefallen, dass ich fast gar nichts über euch weiß. Also, ich meine euch Lor atener«, sagte Lucy vorsichtig.
»Das ist doch kein Problem. Was möchtest du denn wissen?«
Lucy registrierte, dass er in vielerlei Hinsicht wie ein genaues Gegenteil eines Aranaers verhielt. Er setzte sich so nah zu Lucy, dass sich ihre Arme ganz leicht berührten. Aranaer hielten normalerweise Abstand und vermieden, soweit sie konnten, Körperkontakt. Selbst als Lucy ein wenig rückte, um ihm Platz zu machen, rückte er wieder so nah an sie heran, dass sich ihre Arme leicht berührten.
Einen Moment wusste Lucy nicht, wie sie die Frage formuli eren sollte, die ihr seit der ersten Begegnung mit dieser Spezies auf den Lippen lag. Über den Trubel der letzten zwei Jahre hatte sie aber immer wieder vergessen nachzufragen. Ihr kam eine Idee. Sie grinste Libaruh frech an.
»Als Mädchen interessiert mich natürlich am meisten, warum von euch Loratener nur Jungs an Bord sind. Ich habe bisher noch kein loratenisches Mädchen gesehen«, bemerkte sie keck.
Lucy hatte gedacht, das wäre ein guter, lockerer Einstieg in das Gespräch, aber irgendetwas schien sie falsch gemacht zu haben. Libaruh wirkte verlegen.
»Da hast du aber gleich eine schwierige Frage gestellt«, sagte er vorsichtig. »Ich weiß, für euch Imperianer ist das Geschlecht eine wichtige Angelegenheit. Wir sind da anders.«
Jetzt war Lucy verwirrt. Sie sah ihn fragend an.
»Du weißt, dass das Geschlecht bei Materieabbildern so fes tgelegt wird, dass die Wesen, die zumindest theoretisch Nachkommen gebären könnten, als Mädchen dargestellt werden.«
»Ja, das weiß ich. Deshalb ist Ephirania als Materieabbild ja auch ein Mädchen«, antwortete Lucy stolz. Immerhin hatte sie diesen Teil der verwirrenden Technik verstanden.
Libaruh nickte. Er redete mit seiner zarten Stimme weiter.
»Das heißt aber auch anders herum, dass alle Wesen, die keine Nachkommen gebären können, als Jungs dargestellt werden.«
»Gut, also kannst du keine Kinder kriegen.« Lucy grinste ihn an.
»Das ist richtig, andererseits kann ich aber auch keine Nachko mmen zeugen. Deshalb bin ich auch kein Junge in eurem Sinn«, erwiderte Libaruh und zuckte entschuldigend mit den Schultern.
»Ja, aber«, stammelte
Weitere Kostenlose Bücher