Lucy - Der Schlüssel (Band 5) (German Edition)
Sie werden alle begeistert sein, wenn sie dein ›Liebesleben‹ mit dir teilen dürfen.« Riah schwieg einen Moment und sah Lucy fragend an.
»Was siehst du mich so an. Nichts anderes habe ich gestern Abend gemacht. Bist du jetzt eifersüchtig oder was?«, konterte L ucy. Sie wusste, was als Nächstes kommen würde, und sie wusste, dass Riah recht hatte.
»Lucy, Lucy!« Riah schüttelte enttäuscht den Kopf. »Ich ve rstehe ja nicht so recht, was ihr Terraner immer so für Spielchen miteinander spielt und erst recht verstehe ich nicht, dass ihr euch immer gegenseitig wehtun müsst, wenn es bei euch um Liebe geht. Aber auf diesem Schiff sind fast alle Imperianer. Der Junge, den du gestern Abend für deine Spielchen benutzt hast, ist vollkommen durcheinander, wie ich gehört habe. Für ihn hat sich gestern sein größter Traum erfüllt. Seine größte Heldin wollte eine Freundin von ihm sein. Dann hast du einfach deine Bedürfnisse befriedigt und bist gegangen. Wirklich klasse.«
»Ich habe einfach auch einmal ein Bedürfnis nach körperlicher Liebe gehabt. Ihr macht das doch dauernd. Und dann habe ich g emerkt, dass es ein Fehler war. Ich wollte hinterher allein sein«, verteidigte Lucy sich.
»Du hast wirklich gar nichts kapiert«, sagte Riah enttäuscht. »Vie lleicht habe ich dich überschätzt und du bist doch einfach nur eine primitive Barbarin und trampelst auf den Gefühlen anderer herum.«
Das war zu viel. Lucy hatte doch auch so schon ein schlechtes Gewissen. Lucy ließ ihren Kopf auf die auf dem Tisch liege nden, verschränkten Arme sinken. Tränen stiegen ihr in die Augen.
Sie spürte, wie Riah einen Arm um sie legte. Sie war um den Tisch herum gegangen und hatte sich neben sie gesetzt. Sie stre ichelte Lucy durchs Haar und drückte sie an sich.
»Ich fühle mich so einsam«, schluchzte Lucy.
»Warum kommst du nicht zu deinen Freunden?«, fragte Riah. »Sieh mal dieser Junge, der wollte dein Freund sein und nicht nur für ein kurzes Bedürfnis von dir benutzt werden. Weißt du eigentlich, wie er heißt?«
Lucy schüttelte heulend den Kopf. Jetzt wurde es richtig pei nlich. Sie wusste nicht mehr, wie er hieß. Es besaß einen langen Namen. Lucy konnte sich komplizierte, imperianische Namen mit mehr als drei Silben nicht merken.
»Oh Gott«, stöhnte Riah. »Lass ihn das bloß nicht merken. Macht ihr das auf Terra immer so?«
Lucy schüttelte wieder den Kopf.
»Du musst mit ihm reden. Gib ihm wenigstens das Gefühl, dass er nicht Schuld an allem ist.«
»Aber was soll ich denn sagen?«
»Am besten erzählst du ihm einfach, wie es ist. Du kannst ihn ja damit trösten, dass du ihm sagst, warum du gerade ihn ausg esucht hast. Ich hoffe doch, du hast nicht einfach gewürfelt.«
»Du hältst mich wirklich für eine Barbarin«, schluchzte Lucy.
Riah drückte sie noch fester an sich.
»Lucy, das hab ich doch nur gesagt, um dich zu dir zurückzuh olen. Du bringst das in Ordnung, ja?«
Riah sah ihr in die verweinten Augen.
»Noch was«, sagte sie sanft. »Das nächste Mal kommst du zu deinen Freunden. Du magst Borek am liebsten von uns nicht wahr?«
Lucy wusste nicht, was sie sagen sollte.
»Das kannst du mir ruhig sagen. Glaub mir, gerade ich kann das verstehen.«
Riah grinste sie an. Endlich sah sie wieder wie ihre Freundin aus. Lucy ließ sich einfach ganz in ihre Arme fallen und noch ein wenig knuddeln.
***
Lucy stand auf dem Aussichtsdeck und sah in die Sterne. Sie b efanden sich noch immer nicht in der Nähe irgendeines Planeten. Sie fühlte sich so leer.
Riah hatte natürlich recht gehabt. Es war gut gewesen, mit dem Jungen zu reden. Er hatte sie angestrahlt wie ein Honigk uchenpferd. Genau darin bestand das Problem. Wie konnte sie sich in jemanden verlieben, der in ihr nur die große, unerreichbare Heldin sah. Natürlich wollte sie von den Jungen, die sie mochte, auch bewundert werden, aber nicht auf diese Weise. Sie sollten sie als Mensch mögen, nicht als eine lebende Sagengestalt.
Das Gespräch war ihr leichter gefallen, als sie befürchtet ha tte. Ja, ja, Lucy die große Heldin hatte sich kaum getraut, mit dem Jungen zu reden. Wieso fiel es ihr bloß so schwer mit Menschen zu reden, die ihr zu nahe kamen.
Es war schon frustrierend. Der Junge hielt sie jetzt für eine noch größere Heldin, weil sie sich auch noch so nett ihm gegenüber ve rhalten hatte. Ein ganz komisches Gefühl beschlich sie bei dem Gedanken. An ihrem schlechten Gewissen hatte sich auch durch das
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