Lucy - Der Schlüssel (Band 5) (German Edition)
worden.
Kim wuselte durch die Wohnung, stellte für beide Gläser auf den Tisch, holte eine Flasche Wasser und eine Tüte Saft aus der Küche und baute alles vor Lucy auf dem Tisch auf. Der machte den Ei ndruck, als hätte er schon bessere Zeiten gesehen. Zum Schluss stellte sie eine Tüte Kekse auf den Tisch.
»Das sind nur ganz Einfache. Ich bin ein bisschen blank im M oment«, entschuldigte sich Kim. »Ich muss noch schnell telefonieren, dann haben wir alle Zeit der Welt.«
Kim war schon wieder aus dem Zimmer gelaufen. Sie hantie rte mit dem Telefon. Lucy sah sich im Zimmer um. Es war ausschließlich mit alten ausrangierten Möbeln eingerichtet. Auf einer alten Kommode standen Fotos. Alle zeigten Kim mit Christinas Baby und einer Frau, die Lucy noch nie gesehen hatte.
»Das wird sich doch wohl bis morgen verschieben lassen«, hörte sie Kims ärgerliche Stimme aus dem Flur. »Nein, auf einen Tag kommt das nun wirklich nicht an, sonst passiert schließlich auch m onatelang nichts.«
Nachdem Kim ein paar Sekunden in den Hörer gelauscht ha tte, sagte sie genervt: »Ja, natürlich werde ich morgen pünktlich sein.«
Und nach ein paar weiteren Sekunden: »Das ist kein Problem, da kümmern sich dann meine Eltern drum. Also bis morgen.«
Kim kam wieder ins Wohnzimmer.
»Mensch, kann der einem auf die Nerven gehen«, stöhnte sie.
Sie ließ sich neben Lucy aus Sofa fallen.
»Aber jetzt haben wir Zeit bis morgen Nachmittag. Du kannst mir alles erzählen, was in den letzten zwei Jahren passiert ist.« Kim ha kte sich strahlend bei Lucy ein.
»Also ähm, ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll«, sagte Lucy. »Erzähl du doch erst mal, wie es dir geht.«
»Das ist auch nicht so einfach. Da weiß ich auch nicht, wo ich anfangen soll«, redete auch Kim sich heraus.
»Ich dachte, du könntest mir erzählen, was hier seit der Inv asion passiert ist. Bei meinen Eltern war es irgendwie ganz komisch«, sagte Lucy.
»Die haben sich ganz viele Sorgen gemacht am Anfang. Ich habe ihnen natürlich erzählt, dass es dir gut geht, aber ich kon nte ihnen ja nicht die ganze Wahrheit erzählen. Das hatten wir ja so besprochen. Na ja, ich glaube, als du dich dann die ganze Zeit nicht gemeldet hast, haben sie irgendwann geglaubt, dass du verschollen oder tot bist.«
Beide Mädchen schwiegen einen Moment betroffen.
»Weißt du eigentlich, dass du richtig liebe Eltern hast?«, fragte Kim plötzlich. »Sie haben mich bei sich aufgenommen. Ich bin jetzt ganz offiziell ihr Pflegekind. Du hast jetzt eine Stiefschwester oder wie immer das in so einem Fall heißt.«
Lucy sah sie mit großen Augen an. Dass die Sache offiziell war, hatte ihr noch nicht einmal ihr Bruder erzählt.
»Wie hast du das übrigens mit deinem Bruder die ganze Zeit ausgehalten? Früher habe ich dich ja immer beneidet, dass du nicht allein warst und einen Bruder hattest, aber der Kerl ist ja so etwas von eifersüchtig! Das geht einem wirklich auf den Zeiger.«
Lucy grinste. Ihr Bruder war ihr früher auch ziemlich auf die Nerven gegangen, aber Kim hatte es mit ihm sicher noch schw erer.
»Warum haben meine Eltern das denn so offiziell gemacht? Du hättest doch auch so bei ihnen wohnen können«, fragte Lucy.
»Wegen der ganzen Situation. Ich war doch noch minderjährig zu dem Zeitpunkt.«
Lucy sah Kim verständnislos an.
»Haben deine Eltern dir denn nichts erzählt? Aber Nils wird doch ordentlich über mich hergezogen sein?«, fragte Kim überrascht.
»So lange habe ich ihn nicht gesehen. Die meiste Zeit hat er sich mit meinem Vater gestritten.«
»Dann weißt du es also noch nicht. Und du hast nichts geahnt?«
»Vielleicht kannst du mir einfach mal erzählen, was du meinst.« Lucy gab sich Mühe, den aufkeimenden Ärger zu unterdrücken.
Kim stand auf und ging zu der alten Kommode und kam mit einem der Bilder wieder, das ohne Rahmen an einer Vase mit einer vertrockneten Blume gelehnt hatte. Wie alle Bilder zeigte es die fremde Frau und Kim mit dem Baby von Lucys Cousine auf dem Arm.
»Wer ist denn die Frau auf dem Bild?«, fragte Lucy.
»Die kann'ste knicken«, antwortete Kim und knickte das Foto tatsächlich so, dass nur noch sie mit dem Kind auf dem Arm zu sehen war.
»Und warum hast du hier überall Fotos, auf denen Christinas B aby drauf ist?«, fragte Lucy weiter.
Kim sah sie entsetzt an.
»Mensch Lucy, du bist wohl total blind«, rief sie aus. »Das ist doch nicht Mia. Das ist Lina. Das sieht man doch. Lina ist doch viel süßer als Mia.
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