Lucy - Der Schlüssel (Band 5) (German Edition)
mir nur gesagt, dass er sich schon länger mit dem Geda nken getragen hat, mit unseren Freunden eine imperianische Freundschaft einzugehen.«
»Also nicht!«, sagte Kim kalt und schüttelte mit dem Kopf. Sie weinte jetzt nicht mehr, aber ihr Gesicht war noch immer tr änennass und leicht gerötet. »Deine ›imperianische Freundschaft‹ hat er ›richtige Freundschaft‹ genannt. Unsere ›komische Beziehung‹ sollten wir zu einer ›richtigen Freundschaft‹ weiterentwickeln, hat er gesagt.«
Kim klang bitter.
»Ich habe alles gemacht, was er wollte, aber es ging nicht. Er hatte zu mir gesagt, dass er nach der Aktion auf jeden Fall zu Riah, Borek und den anderen eine ›richtige Freundschaft‹ aufbauen wollte. Ich sollte in der Zwischenzeit ausprobieren, ob ich so etwas nicht auch gut finden würde, dann könnten wir zusammenbleiben.« Kim traten wieder Tränen in die Augen.
»Was sollte ich denn tun? Ich wollte doch bei ihm bleiben. Ich war schwanger und konnte es ihm nicht sagen. Ich habe g edacht, wenn wir so zusammenleben, wie er sich das vorstellt, dann akzeptiert er vielleicht auch so ein primitiv entstandenes Kind.«
Lucy sah, wie Kim erneut verzweifelt gegen die Tränen kämpfte. Sie nahm einfach Kims Hand zwischen ihre Hände. Immerhin ließ sie es sich gefallen.
»Ich wusste doch, wie sehr du Borek mochtest und Riah auch. Ich wollte dir doch nicht wehtun. Deshalb bin ich in diese blöde imperianische Disco gegangen und habe da jemanden kennengelernt. Aber das hat nicht funktioniert. Ich konnte das nicht«, schluchzte Kim.
»Und als ich dir das erzählen wollte, hast du mich zusammeng estaucht. Du hast mir so wehgetan, dass ich ausgeflippt bin. Ich habe tagelang überlegt, wie ich mich bei dir entschuldigen kann, aber alle waren so beschäftigt und du warst so kalt zu mir. Ich war doch so allein.« Kim entzog Lucy ihre Hand und verbarg ihr Gesicht dahinter. Ein furchtbarer Weinkrampf schüttelte ihren Körper.
Lucy war geschockt. Wie hatte sie das nur übersehen können? Sie schämte sich. Wie hatte sie ihre Freundin nur so im Stich lassen können? Kim war völlig allein gewesen. Sie hatte das größte Pr oblem gehabt, das ein Mädchen in ihrem Alter nur haben konnte, und hatte mit niemandem reden können. Und sie selbst war so egoistisch gewesen. Sie hatte nur ihre eigenen Probleme gesehen. Lucy stiegen hilflose Tränen in die Augen. Wie konnte sie das jemals wieder gutmachen. Sie rutschte näher zu Kim und nahm sie in den Arm.
»Oh Gott, ich habe das doch nicht gewusst. Ich war so mit mir selbst beschäftigt. Ich war so egoistisch«, schluchzte sie. »Oh bitte, bitte verzeih mir.«
»Entschuldige bitte«, brachte Kim mit tränen erstickter Stimme hervor. »Ich wollte hier nicht so herumheulen. Ich bin doch eigentlich schon darüber hinweg. Ich bin dir doch gar nicht mehr böse.«
»Aber ich bin sauer«, schluchzte Lucy. »Auf mich!«
Kim schlang ihre Arme um Lucys Hals. Die beiden drückten sich fest aneinander.
»Ab jetzt erzählst du mir alles«, flüsterte Lucy unter Tränen.
»Dann musst du mir aber ab jetzt auch zuhören«, schluchzte Kim.
Es dauerte noch einen Moment, bis sich die beiden wieder ber uhigt hatten. Lucy strich Kim eine Haarsträhne aus dem nassen Gesicht.
»Und als wir dann auf der Rebellenstation waren, fühltest du dich in deinem Zustand eingeschlossen und bist durchgedreht, richtig?«, fragte sie mitfühlend.
Kims Gesicht hellte sich auf. Ihr freches Grinsen stand im krassen Gegensatz zu ihrem verweinten Gesicht.
»Ne«, sagte sie. »Ich habe verzweifelt überlegt, wie ich wieder auf die Erde komme. Da habe ich gedacht, wenn mich sowieso schon alle für hysterisch und leicht verrückt halten, dann spiele ich euch das doch vor, und zwar richtig. Das hat ja auch gut geklappt.«
»Dann warst du also gar nicht verzweifelt?«
»Doch verzweifelt war ich wirklich. Das brauchte ich nicht so nderlich zu spielen«, sagte Kim ernst. »Aber aus dem Schiff wäre ich nicht gesprungen, schon allein wegen Lina nicht.«
Lucy drückte sie noch einmal fest an sich.
»Warte mal einen Moment.« Kim sprang plötzlich auf.
Lucy bekam einen Schreck. Schnell und leise ging Kim aus dem Zimmer. Lucy hörte Türen knarren und Wasser laufen, dann kam Kim zurück.
»Ich habe nur schnell nach der Kleinen gesehen und mir dabei gleich das Gesicht gewaschen. Ich sehe furchtbar aus«, sagte sie.
»Wo ist denn die Kleine?«
»Sie schläft.«
»Um diese Zeit? Ist sie dann nicht nachts
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