Lucy - Der Schlüssel (Band 5) (German Edition)
verschwunden. Aber das ging nicht. Sie hatte eine Aufgabe zu erfüllen, eine wichtige.
»Und wie machst du das mit der Ausbildung?«, fragte Lucy ihre Cousine, um überhaupt etwas zu sagen.
»Ach die habe ich erst mal abgebrochen. Daniel ist mittlerweile mit seinem Studium fertig und hat einen guten Job bekommen. Weißt du, gute Verwaltungsleute werden auch unter den heutigen Umständen gesucht und er verdient genug für uns drei«, sagte sie stolz, sah dann aber etwas ängstlich zu Lucys Vater.
Der saß mit ärgerlichem Gesicht auf seinem Stuhl. Lucy bemer kte, wie ihre Mutter ihm einen warnenden Blick zuwarf.
»Dann machst du jetzt nichts?«, fragte Lucy ungläubig.
»Na hör mal, du hast ja keine Ahnung, wie anstrengend das ist, den ganzen Tag mit der Kleinen. Ich komme kaum dazu den Haushalt zu machen«, erwiderte Christina empört.
Dafür war ihre Cousine also in der Schule immer eine Zensur be sser als sie gewesen, dachte Lucy, beschloss aber das Thema ruhen zu lassen.
Ihre Mutter setzte die Kleine Lucy auf den Schoss. Lucy gab sich Mühe, nett zu dem Kind zu sein, obwohl sie mit Kindern noch nie e twas hatte anfangen können. Das Ergebnis war dann auch, dass die kleine Mia zu nörgeln anfing, bis Lucy sie von ihrem Schoss ließ. Tapsig lief die Kleine durch die Küche und veranstaltete Chaos, in dem sie alles, was sich in ihrer Höhe befand, anfasste.
Als die beiden wieder gingen, hatte Lucy das Gefühl, dass nicht nur sie sich über die einkehrende Ruhe freute, obwohl sich ihre Mutter fast überschlug bei der Verabschiedung des Klei nkindes.
»Ach so Kinder sind doch süß!«, schwärmte sie, als sie zurück in die Küche kam.
»Die braucht man auch bald nicht mehr. Die werden auch abgeschafft. Kannst ja deine Tochter fragen«, brummte ihr Vater wütend.
»Stimmt das? Habt ihr Außerirdischen keine Kinder?«, fragte L ucys Mutter und sah sie dabei mit großen, entsetzten Augen an.
Das war zu viel. Lucy stiegen die Tränen in die Augen. Sie kon nte sich einfach nicht mehr zurückhalten.
»Ich bin doch immer noch eure Lucy«, schluchzte sie. »Ich bin keine Außerirdische. Ich bin noch immer eure Tochter. Ihr tut so, als wäre ich eine andere. Sogar mein Zimmer habt ihr aufg elöst, nur weil ich eine Zeit lang verhindert war. Ich konnte mich doch nicht melden. Ich wollte euch doch nicht in Gefahr bringen.«
Lucy rollten die Tränen aus den Augen. Ihre Mutter sah sie einen Moment erschrocken an. Dann nahm sie sie in den Arm. Sie stre ichelte Lucy übers Haar.
»Das hab ich doch nicht so gemeint«, sagte sie erschrocken. »Es ist nur, weil du so plötzlich aus dem Nichts aufgetaucht bist.«
Auch ihr Vater rückte ganz nah an Lucy heran und streichelte ihr unbeholfen über den Rücken.
»Es ist alles so durcheinander. Wir wissen alle nicht mehr, wie es weiter geht. Alles ist so fremd und selbst bei den Menschen weiß man nicht mehr wer Freund und wer Feind ist«, sagte er traurig.
Lucy wand sich aus den Armen der Mutter und setzte sich spontan auf den Schoss des Vaters, wie ein kleines Kind. Sie drückte sich ganz fest an ihn und legte ihren Kopf auf seine Schulter. So ließ sie sich eine Zeit lang von ihrem Vater durchs Haar streicheln. Dabei hielt sie ihre Mutter die ganze Zeit an der Hand fest.
»Es ist schön, wieder bei euch zu sein«, flüsterte Lucy.
»Ja, es ist schön, dass du wieder da bist«, sagte ihr Vater. Endlich lächelte er sie so liebevoll an, wie sie sich das vorher vorgestellt hatte. Ihre Mutter lächelte auch.
»Vielleicht sollten wir jetzt erst mal zu Ende frühstücken«, bee ndete Lucy schließlich die Situation. Es war ihr letztendlich doch ein bisschen peinlich, sich wie ein kleines Mädchen benommen zu haben.
Der Tisch sah aus wie ein Schlachtfeld. Keiner hatte zu Ende g egessen. Angebissene Brötchenhälften lagen auf den Tellern, kalter Kaffee stand in halb vollen Tassen. Auf dem halben Tisch war das Geschirr schnell in die Mitte geschoben worden, weil vorher die kleine Mia versucht hatte, Teller und Tassen zu ergattern und auf den Boden zu schmeißen.
Endlich saßen die drei ruhig am Tisch. Lucy lächelte ihren E ltern freundlich zu und die lächelten zurück. Jetzt stellte Lucys Mutter die Fragen, die sie besonders interessierten.
»Was ist eigentlich aus dem Lars geworden? Seid ihr jetzt ein Paar?«, fragte sie in so harmlosen Ton wie möglich.
»Ne, der hat eine andere Freundin«, antwortete Lucy vorsichtig.
»Eine Außerirdische?«, fragte ihre Mutter
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