Lucy - Der Schlüssel (Band 5) (German Edition)
Schreckliches. Ich wollte dich von dem Schlüssel wegziehen. Aber dann habe ich so etwas Ähnliches wie einen Schlag bekommen und bin ohnmächtig geworden. Ich weiß noch, dass ich Angst hatte, Linchen wäre dabei etwas zugestoßen. Mir war so elend bei dem Gedanken, dass ich mich übergeben musste.«
Lucy nickte ungeduldig.
»Weißt du, Professor Gurtzi, Christoph und die anderen haben jetzt festgestellt, dass der Schlüssel, der sich in mir festgesetzt hat, nicht vollständig ist. Es fehlt ein Teil. Dieser Teil muss auf dich übergegangen sein, als du mich angefasst hast.«
»Ist das sicher?«, fragte Kim unglücklich.
»Das kann man natürlich erst sagen, wenn wir dich untersucht haben. Aber wo sollte er sonst geblieben sein?«
Kim sah zu Boden.
»Ich weiß nicht. Ich habe gesagt, ich mache das nie wieder. Sieh dir Lina an! Sieh, was ich meinem Kind angetan habe!« Kim klang unendlich traurig.
»Aber Kim, es geht um alle Menschen! Es geht auch um die Erde, um dich und um Lina. Ich habe da eine Idee. Wir nehmen sie mit. Auf unserer Station ist der einzige imperianische Arzt, zu dem du mit ihr gehen kannst. Vielleicht gibt es ja noch Hof fnung für sie.« Lucy sprach, als müsse sie eine Schlange beschwören.
Kim schüttelte den Kopf.
»Ich denke darüber nach«, sagte sie müde.
»Aber Kim, du hast gesagt, du hast dir überlegt zu riskieren nach Gorgoz geschickt zu werden, wenn du Lina retten kannst. Dann ve rsuch doch wenigstens, mit mir zu kommen und Lina zu Tareno zu bringen. Vielleicht kann er für sie etwas tun!«
»Lucy, nun dränge mich doch nicht so. Ich habe doch gesagt, ich denke darüber nach.«
Lucy hatte noch immer die rechte Hand in ihrer Hosentasche. Das Gerät schien zu glühen. So kam es ihr jedenfalls vor, obwohl es mit Sicherheit nur die Körpertemperatur von Lucys Hand angenommen hatte. Wenn sie Kim nicht überreden konnte, würde sie es benutzen müssen. Kim war doch ihre Freundin. Sie stand war ihr genauso nah wie Riah.
Lucy hielt es nicht mehr aus. Sie nahm die Hand aus der T asche und legte das Gerät auf den Tisch. Da lag es nun. Es war grau und hatte zwei dunkelgraue Ausbuchtungen an einer Seite. Mit diesen berührte man einen Menschen. Kim starrte auf das Gerät und dann auf Lucy.
»Was ist das?«, fragte sie.
»Das ist ein Gerät zum Betäuben. Es wirkt sofort und ist absolut frei von Nebenwirkungen. Wenn du nicht freiwillig mitkommst, werde ich dich damit betäuben und dich gegen deinen Willen mitschleppen.«
Kim sah Lucy ungläubig an.
»Ich habe doch versprochen, dich nicht mehr anzulügen«, sagte Lucy leise und traurig.
Sie erwartete, dass Kim sauer werden würde, dass ihre Freun dschaft damit endgültig zu Ende ging. Aber Kims Mund verzog sich zu einem breiten Grinsen. Sie sah Lucy frech in die Augen.
»Da wirst du mich aber heimlich von hinten niederstrecken mü ssen. Ich bin nämlich wirklich gut in Form«, sagte sie grinsend.
Vielleicht hemmte Lucy die schreckliche Situation, vielleicht lähmte sie der Rest des Alkohols, der vom Vorabend noch in ihrem Körper steckte. Sie reagierte erst, als Kim schon in ihrer Reichweite war.
Ihre Freundin schoss auf sie zu. Lucy hatte jede Menge Schwierigkeiten den plötzlichen Angriff abzuwehren. Es fühlte sich fast an, als kämpfe sie gegen Luwa.
Gegen Luwa hatte Lucy keine Chance. Einmal war Luwa ausg erastet und hatte Lucy angegriffen, als sie versuchte, das Mädchen davor zu bewahren, einen wirklich widerlichen Typen zu Tode zu prügeln. Der Kampf zwischen den beiden Freundinnen entschied sich schnell. Luwa saß über Lucy und fixierte sie so, dass sie sich nicht mehr wehren konnte. Lucy blickte in das wutverzerrte Gesicht des Mädchens. Die holte mit ihrer Faust schon zum endgültigen, tödlichen Schlag aus. Als Lucy dachte, jetzt wäre es um sie geschehen, veränderte sich Luwas Gesichtsausdruck. Luwa war nach diesem Vorfall tagelang geknickt. Wie ein kleiner treuer Hund lief sie hinter Lucy her und entschuldigte sich und versicherte, dass so etwas nie wieder passieren würde. Es nutzte auch nichts, dass Lucy ihr hundertmal versicherte, dass sie den Vorfall schon längst vergessen hatte. Sie hatte es niemandem erzählt und auch Luwa verboten, mit irgendjemandem über diesen Vorfall zu reden, schon gar nicht mit Riah. Luwa hätte nie mehr mit Lucy mitfliegen dürfen, hätte ihre Freundin von der Sache erfahren.
Auch dieser Kampf dauerte keine zehn Minuten. Kim saß gena uso über ihr wie damals Luwa. Es gab einen
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