Lucy - Der Schlüssel (Band 5) (German Edition)
und nahm sie in den Arm.
»Ich freue mich so, dass wir wieder etwas zusammen machen. Etwas wirklich Wichtiges«, sagte sie und drückte Lucy einen Kuss auf die Stirn.
»Oh, Linchen schreit!«, rief sie im nächsten Moment und sprang auf. »Jetzt hätte ich sie fast vor lauter Aufregung vergessen. Das arme Kind.«
Und schon rannte Kim aus der Küche. Mühsam rappelte Lucy sich vom Boden auf. Ihr tat jetzt nicht nur der Kopf weh. Au sgelaugt und müde setzte sie sich an den Küchentisch.
Es dauerte eine Zeit, dann kam Kim mit Lina auf dem Arm in die Küche.
»Jetzt hätte Mami dich fast vergessen«, redete sie auf die Kleine ein, die aber schon nicht mehr schrie. Das Kind sah noch schwächer und müder aus, als am Abend vorher. Träge sah es mit halb geöffneten Augen zu Lucy hinüber. Als Kim die Flasche an ihren Mund führte, bedachte sie auch diese nur mit einem unbeteiligten Blick, öffnete aber brav den Mund. Kim setzte sich zu Lucy an den Tisch und gab dem Kind die Flasche.
»Sie wird von Tag zu Tag schwächer. Ich weiß nicht, ob sie so eine Reise noch überstehen kann«, flüsterte Kim.
Lucy war auch in Sorge. Das Kind sah wirklich schwach aus. Lina hatte noch nicht einmal die halbe Flasche ausgetrunken, da schlief sie schon wieder ein.
»Komm Linchen! Trink noch einen Schluck! Komm Linchen! Einen Schluck noch für Mama«, redete Kim liebevoll auf die Kleine ein und neckte sie mit dem Schnuller am Mund. Lina wachte noch einmal kurz auf, saugte zwei Schlucke, dann schlief sie endgültig ein. Kim sah träumerisch auf ihre kleine Tochter.
»Aber süß ist sie doch. Nun sag schon Lucy.«
Lucy wusste nicht, was sie sagen sollte. Sie hatte sich für so kle ine Kinder noch nie interessiert. Wenn sie ehrlich war, sah Lina vor allem krank und ein wenig zurückgeblieben aus. Nur Kim, ihre Mutter, konnte ernsthaft glauben, dass dieses Kind ganz besonders süß war.
»Sie ist wirklich niedlich«, brachte Lucy heraus. Sie wollte Kim nicht verletzen.
»Komm, nimm sie doch einmal auf den Arm. Du bist jetzt doch sozusagen ihre Tante«, rief Kim begeistert.
»Ich weiß nicht. Ich konnte noch nie so gut mit Kindern. Die schreien meistens bei mir auf dem Arm«, versuchte Lucy abzuwe hren. Kim sprang schon auf.
»Quatsch, hier nimm sie mal.« Lächelnd legte sie Lina in L ucys Arm.
In dem Moment, als die Kleine Lucys Arme berührte, passie rte es. Es traf Lucy wie ein Schlag. Die Küche verschwamm blitzartig vor ihren Augen. Wieder wurde sie in den Strudel gezogen, den sie schon von der Eroberung des Schlüssels kannte. Es tauchten fast die gleiche Erscheinung auf wie damals in dem Turm. Damals, als sie versucht hatte, den Schlüssel zu greifen. Vielleicht fühlte es sich etwas weniger intensiv an. Alles drehte sich.
»Mein Gott Lucy, was ist denn los!«, drang Kims Stimme in ihr Bewusstsein. »Du hättest Linchen ja fast fallen lassen.«
Lucy machte die Augen auf. Es ging ihr schlecht. Ihr war übel, speiübel.
»Lucy, was ist denn? Du bist ja vollkommen blass! Ich dachte schon, du klappst mir zusammen. Vielleicht hätten wir die zweite Fl asche gestern doch nicht aufmachen sollen.« Kim klang ernsthaft besorgt. Sie presste die Kleine ängstlich an sich.
Lucy schüttelte den Kopf. Sie wollte sprechen. Es ging nicht. Ihr ganzer Körper war schwer wie Blei. Sie machte Kim ein Zeichen, einen Moment zu warten. Endlich fand sie zu ihrer Stimme zurück.
»Der Schlüssel!«, krächzte Lucy. »Lina hat ihn.«
Kim presste die Kleine noch enger an sich, so als müsste sie sie vor Lucy beschützen.
»Was meinst du?«, fragte sie misstrauisch.
Lucy nahm ein halb volles Glas Wasser, das auf dem Tisch stand, und trank es gierig aus. Endlich konnte sie wieder einen zusamme nhängenden Satz zustande bringen.
»Damals, als ich den Schlüssel genommen habe, hast du mich doch angefasst. Lina war auch schon dabei, in deinem Bauch. Das fehlende Teil des Schlüssels ist nicht auf dich, sondern auf Lina übergegangen.«
»Wieso bist du dir da so sicher?«, fragte Kim noch immer misstrauisch. Sie sah jetzt wie eine Löwin aus, die ihr Junges beschützt.
»Weil ich dich anfassen kann und Lina nicht«, keuchte Lucy. Sie hatte das Gefühl mindestens einen Fünfhundertmeterlauf hinter sich zu haben. »Lina und ich sind eben eine Verbindung eingegangen. Ich weiß nicht wieso, aber es muss mit dem Schlüssel zusamme nhängen. Es war wie damals in dem Imperiumsturm. Oh Kim, ich bin völlig am Ende!«
»Sieh mal, Lucy! Linchen!«,
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