Lucy - Der Schlüssel (Band 5) (German Edition)
fast den ganzen Tag nur schläft.«
Es traf sie wieder wie ein Stromschlag. Lucy hatte das Gefühl in einen Strudel zu stürzen. Es fühlte sich an, als würde alle Energie aus ihr herausgesogen. Ihr wurde schwarz vor Augen. Glücklicherweise saß sie in einem Sessel, sonst wäre sie mit dem Kind auf dem Arm gestürzt.
»Lucy, was ist denn? Du siehst so blass aus. Ist dir nicht gut«, fragte ihre Mutter besorgt. »Du lässt ja fast das Kind fallen.«
Lucys Mutter nahm die Kleine wieder auf den Arm. Lucy hatte kaum die Kraft zu antworten. Die Sätze kamen nur leise und stammelnd aus ihrem Mund.
»Mir ist nur plötzlich so schwindelig. Das muss diese kom ische Raumkrankheit sein, die ich mir auf diesem merkwürdigen Planeten geholt habe, auf dem ich bei unserer letzten Aktion war«, log Lucy.
Die kleine Lina sah Lucy mit großen Augen an. So wach kannte Lucy sie bisher noch nicht. Sie verfolgte jede von Lucys Bewegu ngen.
»Unserem Linchen scheint es ja gefallen zu haben, dass du sie genommen hast.« Lucys Mutter strahlte übers ganze Gesicht. »Sieh mal, sie sieht dich die ganze Zeit an. Sonst schläft sie i mmer nur.«
»Ja, die ganze Energie, die mir jetzt fehlt, scheint auf sie überg egangen zu sein«, dachte Lucy bitter. Sie fühlte sich hundeelend.
»Da kann unser Mädchen noch ein bisschen bei uns bleiben und muss nicht gleich ins Bett«, redete Lucys Mutter auf das Kleinkind ein.
Lucy hatte durch die Aufregung nicht bemerkt, dass Nils hereingekommen war. Offensichtlich hatte er sich ein wenig beruhigt. Jetzt sah er Lucy neugierig an.
»Du warst auf anderen Planeten?«, fragte er bewundernd.
»Ja, auf ein paaren bin ich in den letzten zwei Jahren gewesen«, sagte Lucy bescheiden. Nils wollte gerade zur nächsten Frage ausholen, als ihre Mutter dazwischen funkte.
»Jetzt wollen wir über etwas anderes reden!«, sagte sie ene rgisch. »Von diesen ganzen außerirdischen Dingen will ich jetzt nichts mehr hören. Es reicht, dass die hier sind. Die müssen uns jetzt nicht auch noch den Tag kaputtmachen.«
Nils sah so aus, als würde er gleich explodieren und setzte schon zu einer Erwiderung an. Lucy kam ihm zuvor.
»Nils, wenn dich das interessiert, können wir uns nachher ja zu zweit unterhalten.«
Der Rest des Nachmittags verlief harmonisch. Lucys Mutter e rzählte davon, wie es in den letzten zwei Jahren ihren Verwandten und Bekannten ergangen war. Lucy erstaunte, wie wenig sich tatsächlich für die einzelnen Menschen seit der Invasion geändert hatte.
Die Alltagsprobleme schienen noch die gleichen zu sein. Da hatte sich ein älterer Cousin von seiner Frau getrennt. Eine b ereits sehr alte Tante von Lucy war verstorben. Alle möglichen älteren Kinder von Bekannten ihrer Eltern hatten Ausbildung oder Studium abgeschlossen. Lucy hörte von den Sorgen von Freunden ihrer Eltern, die sie sich um ihren Sohn machten, der die zweite Ausbildung abgebrochen hatte. Einige junge Frauen aus dem Bekanntenkreis ihrer Eltern hatten Kinder bekommen und so weiter.
Lucy hörte sich diese ganzen kleinen Alltagsgeschichten an und versuchte herauszubekommen, wie groß der Einfluss der Imperianer auf die Menschen in dem kleinen Städtchen tatsäc hlich war. Er schien sich vor allem auf die produzierenden Betriebe und deren Mitarbeiter auszuwirken. Nur in Nebensätzen erwähnte ihre Mutter möglichst beiläufig, dass der ein oder andere Bekannte jetzt keine Arbeit mehr hatte.
So verging der Nachmittag, bis Kim wiederkam. Sie sah ein w enig blass und ausgelaugt aus, aber als sie Lucys Eltern begrüßte, strahlte sie über das ganze Gesicht.
War es nur Eifersucht oder lächelten ihre Eltern Kim wirklich viel herzlicher an als sie selbst? Lucy spürte einen Stich irgendwo in ihrer Brust. Plötzlich konnte sie ihren kleinen Bruder verst ehen.
Kim kam auch zu ihr und nahm sie in den Arm, gab ihr sogar einen Kuss auf die Wange. Aus den Augenwinkeln sah sie, dass sich die Gesichter ihrer Eltern einen Tick verdunkelten. Bevor sie dar über nachgedacht hatte, nutzte Lucy ihre Chance. Sie nahm Kim ebenfalls in den Arm drückte auch ihr einen Kuss auf die Wange und sagte: »Na Schatz, wie ist es gelaufen bei der Arbeit.«
Ihre Eltern sahen die beiden entsetzt an. Auch Kim bekam einen ängstlichen Gesichtsausdruck. Sie drückte Lucy von sich weg und schlug ihr mit der flachen Hand auf die Schulter.
»Was soll denn das«, rief sie ärgerlich.
Ihr Blick wanderte zu den Eltern. Sie sah sie ängstlich an.
»Wir haben nichts
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