Lucy - Der Schlüssel (Band 5) (German Edition)
kannst deine Persönlichkeit verlieren.«
»Und warum haben sie dann dich manipuliert?«
»Das waren nicht die Imperianer. Das waren die Aranaer. Sie haben uns damals benutzt. Glücklicherweise haben wir es im letzten Moment noch gemerkt.«
»Die Aranaer? Das kann nicht sein. Mit denen kann man sich doch nicht im gleichen Raum aufhalten«, widersprach Nils.
Lucy erklärte Nils die Technik der Materieabbilder, natürlich nur so weit, wie sie sie selbst verstanden hatte. Sie erzählte die Geschichte, wie sie von den Aranaern benutzt worden waren. Natürlich bekam Nils eine sehr vereinfachte und etwas geschönte Geschichte zu hören. Lucy brachte es nicht übers Herz zu erzählen, dass sie um ein Haar geholfen hätten, die ganze Erde zu zerstören.
Nils hörte Lucy zu. Er sah jetzt noch frustrierter aus als vo rher. Langsam begriff er, dass er nie ein großer Raumpilot werden würde. Nach Lucys Erzählung folgte eine Zeit lang Stille. Lucy hielt seine Hand, während er in Gedanken versunken auf den Boden starrte. Plötzlich lächelte er, auch wenn es ein wenig angestrengt aussah.
»Und wie sieht es mit deinem Liebesleben aus Schwesterherz. Bist du da jetzt auch eine richtige Imperianerin«, fragte er gri nsend. Lucy schüttelte den Kopf.
»Soweit haben sie mich nicht manipuliert«, sagte sie und dann rutschte ihr aus tiefsten Herzen ein »leider« heraus.
Nils sah sie neugierig an und wartete auf eine Fortsetzung. Lucy wusste nicht warum, aber plötzlich hatte sie das dringende Bedürfnis ihrem Bruder ihr Leid zu klagen. So erzählte sie ihm von ihrer unglücklichen Liebe zu Borek.
»Dann stimmt es also, was du Vanessa, Felix und mir über die imperianischen Beziehungen erzählt hast«, sagte Nils. An seiner Stimme erkannte Lucy deutlich, dass er ihr nicht geglaubt hatte. Lucy nickte.
»Und deshalb kann ich nicht mit einem imperianischen Jungen zusammen sein. So richtig, meine ich«, sagte sie traurig.
»Ich habe mir das eigentlich immer ganz nett vorgestellt«, sa gte Nils und grinste seine Schwester frech an. »Zwei Freundinnen gleichzeitig zu haben, wäre doch ganz spannend.«
»Klar«, sagte Lucy locker. »Wenn das für dich in Ordnung ist, dass sie auch mehrere Jungs hat. Stell dir einfach vor, deine Vane ssa hat gleichzeitig noch eine Freundin. Sie versteht sich mit ihr richtig gut, auf allen Ebenen versteht sich. Du möchtest dich mit ihr treffen, aber sie ist schon bei ihrer Freundin. Du möchtest sie in den Arm nehmen, aber sie hat mehr Lust darauf, bei ihrer Freundin im Arm zu liegen und so weiter. Würdest du damit wirklich klarkommen?«
»Ich kann mir irgendwie nicht vorstellen, auf ein anderes Mä dchen eifersüchtig zu sein«, erwiderte Nils vorsichtig.
»Und was ist mit Felix?«, fragte Lucy.
»Was soll mit dem sein?«, fragte Nils patzig zurück. »Das ist mein bester Freund.«
»Vielleicht liegt Vanessa gerade in seinen Armen, vielleicht schmusen sie in diesem Moment miteinander, vielleicht sind sie aber auch schon einen Schritt weiter«, sagte Lucy und sah ihrem Bruder tief in die Augen. Sie wurden feucht.
»Lucy, bitte hör auf«, bat er sie leise.
»Du magst sie sehr gern, nicht wahr?«, stellte Lucy fest. Nils nic kte. »Glaub mir, du würdest das nicht aushalten. Du hängst dich doch nur an diesen Felix, weil du dich nicht traust, sie selbst anzusprechen.«
Nils sah einen Moment so aus, als wolle er Lucy heftig wide rsprechen. Aber dann senkte er traurig den Kopf.
»Nils, du musst mit dem Mädchen reden. Ruf sie an! Am Be sten jetzt gleich. Du kannst sie doch nicht diesem Typen mit seinen verdrehten Ideen überlassen. Sie will das doch gar nicht.«
»Meinst du, dass ich eine Chance bei ihr habe?«, fragte Nils schüchtern. Er tat Lucy leid. Sie nickte aufmunternd.
»Sie ist vorhin nicht mit ihm gegangen. Sie ist bei dir geblieben. Wenn du nicht so blöd reagiert hättest, könnte sie jetzt schon hier in deinem Zimmer sitzen. Komm ruf sie an, sofort!«
Nils sah Lucy verzweifelt an, stand dann aber auf und ging in den Flur zum Telefon. Lucy starrte vor sich auf den verschlissenen Te ppich. Jetzt wurde sie auch noch zur Beziehungsberaterin. Das war sicher der Job, für den sie eine besondere Qualifikation besaß, dachte sie kopfschüttelnd.
Zehn Minuten später stürzte Nils ins Zimmer.
»Sie ist zuhause, allein«, erzählte er atemlos. »Wir haben uns für morgen nach der Schule verabredet. Danke Lucy!«
Er drückte ihr einen schnellen Kuss auf die Wange und wurde knallrot.
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