Lucy - Der Schlüssel (Band 5) (German Edition)
richtigen Geldschein zu erkennen. Hinzu kam, dass es sich zum größeren Teil um Scheine handelte, die Lucy auch als Jugendliche auf der Erde noch nie in der Hand gehalten hatte. Damals hatte sie selten einen Hunderteuroschein gesehen. Jetzt hatte sie nur wenige Scheine dabei, die niedriger dotiert waren. Kim bekam große Augen. Schnell griff sie zu und zog einen Zehneuroschein aus dem Stapel und legte ihn mit unschuldigem Lächeln dem verwirrt aussehenden Busfahrer auf die Kasse. Kim steckte die Fahrscheine und das Wechselgeld ein.
»Wo hast du denn das Geld her. Das müssen ja Zigtausende von Euros sein«, fragte Kim flüsternd, als die beiden sich auf zwei Plätze in dem fast leeren Bus gesetzt hatten.
»Die hat Christoph gemacht«, flüsterte Lucy zurück.
»Gemacht? Ist das Falschgeld?« Kims Augen weiteten sich vor Entsetzen.
»Ich glaube kaum, dass das irgendjemand auf der Erde erkennen kann«, sagte Lucy leichthin. »Du weißt doch, dass wir auf der Station ziemlich fortgeschrittene Technologien haben.«
»Ihr werdet noch die ganze Wirtschaft hier ruinieren.« Kim grin ste.
»So viel ist es nun auch wieder nicht«, erwiderte Lucy unschu ldig.
Dann wurde sie wieder ernst.
»Wo fährt dieser Bus eigentlich hin? Wir müssen erst mal so weit weg wie möglich. Ich weiß nicht, woher die so schnell wussten, wo meine Fähre steht. Wenn die das schon wissen, werden sie demnächst sicher die ganze Gegend durchkämmen.«
Kim überlegte.
»Der Bus fährt nur eine Schleife und zurück in unser Heimatstädtchen. Dahin sollten wir lieber nicht zurück. Aber wir kommen an einer S-Bahn-Station vorbei, dort könnten wir umsteigen und in die nächste Großstadt fahren, und von da mit der Bahn, wohin wir wollen.«
Kim sah Lucy mit großen Augen an.
»Wohin wollen wir eigentlich?«
»Lass mich nachdenken! Ich habe noch keinen Plan. Wir mü ssen die Imperianer irgendwie von der Fähre weglocken. Sonst kommen wir nie von diesem Planeten herunter. Aber das ist der nächste Schritt. Erst mal müssen wir hier so weit wie möglich weg.«
Lucy unterdrückte ihre Nervosität. Sie versuchte, sich so unau ffällig wie möglich umzusehen. Bei jedem Halt betrachtete sie alle zusteigenden Passagiere genau. Bisher war noch niemand zugestiegen, den Lucy als Imperianer eingeschätzt hätte. Sie war sich sicher, dass die Besatzer nur ihre eigenen Leute einsetzen würden, um Kim und vor allem sie selbst in die Finger zu bekommen. Der Bus füllte sich langsam. Lucy wurde unruhig. Wenn jetzt ein Verfolger einsteigen würde, säßen sie in der Falle. Dieser Bus war zu eng zum Kämpfen und an den Ausgängen standen zu viele Leute, um fliehen zu können.
»Da, die nächste Haltestelle ist der S-Bahnhof. Von da ko mmen wir direkt zum Hauptbahnhof«, sagte Kim.
Als sie endlich aus der engen Falle herauskamen, atmete Lucy auf. Die beiden stiegen aus. Lucy beunruhigte, dass sie von ve rschiedenen Leuten gemustert wurden. Sicher war das darauf zurückzuführen, dass beide Frauen noch recht jung für ein Baby aussahen.
Sie standen nur wenige Minuten an dem Bahnhof, als die S-Bahn einfuhr. Noch hatte Lucy keinen verdächtig aussehenden Menschen auf dem Bahnhof gesehen. Die beiden setzten sich einer älteren Dame gegenüber. Lucy verstaute ihren Rucksack in der Gepäcka blage. Kim hatte die Tragetasche mit Lina auf dem Schoss. Die ältere Dame lächelte in bester Großmuttermanier Kim an und blickte immer wieder entzückt auf die Kleine.
Lucy wurde nervös. Warum fuhr diese Bahn nicht weiter? En dlich piepten die Türen und begannen sich zu schließen. Im letzten Moment stieg in die vier Eingänge, die Lucy von ihrem Platz aus überblicken konnte, jeweils eine Person ein.
»Fahrkartenkontrolleure«, dachte Lucy. »Gut, dass Kim darauf bestanden hat, eine Fahrkarte zu lösen.«
Erst als sie diesen Gedanken zu Ende gedacht hatte, fiel ihr auf, dass diese drei Männer und eine Frau viel zu hübsch für normale irdische Kontrolleure aussahen. Außerdem handelte es sich bei den Geräten, die sie in den Händen hielten, auch nicht um diese kleinen modernen Fahrscheinautomaten, sondern um imperianische Strahlenwaffen.
Lucy sah sich schnell nach hinten um, dort war niemand eing estiegen. Also waren sie zu viert. Nun entdeckte sie auch draußen auf dem Parkplatz den Transportroboter, mit dem sie gekommen sein mussten. Ein Mann sah sie direkt an und kam auf sie zu. Keine Frage, er hatte sie erkannt. Sie waren entdeckt.
»Pass auf Lina auf«,
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