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Lucy im Himmel (German Edition)

Lucy im Himmel (German Edition)

Titel: Lucy im Himmel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Mohr
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nun bei uns in der Dienststelle ist, hast du ihr nicht sonderlich viel Aufmerksamkeit gewidmet. Wenn sie etwas wissen wollte, musste sie sich stets an mich wenden. Das war früher anders, da hast du die Neuen betreut.«
         »Ich weiß«, murmelte Gregor und fuhr sich in einer müden Geste mit der Hand übers Gesicht. »Ich habe im letzten Jahr einiges schleifen lassen. Aber manchmal ...« Er hielt inne. »Manchmal fühle ich mich einfach steinalt und verbraucht.«
         »Das gestern war doch ein guter Anfang. Vielleicht kannst du dir in Zukunft immer mal wieder ein bisschen Zeit für sie nehmen.«
         Gregor nickte. »Ich gelobe Besserung. Wenn sie demnächst Fragen hat, schickst du sie zu mir, okay?«
         Ich seufzte. Wenn Claudia bloß keine Vegetarierin wäre. Ob ich ihr das vielleicht ausreden konnte? Denn, dass ich es schaffte, Gregor von seinen Fleischeslüsten zu befreien, hielt ich für ziemlich ausgeschlossen. Nun ja. Versuchen konnte ich es. Sowohl bei dem einen wie auch bei dem anderen.
     
    Am Nachmittag klingelte das Telefon. Gregor meldete sich und hörte einen Augenblick lang zu, bevor er bat, man möge »sie« durch die Sicherheitsschleuse lassen, er werde »sie« an der Tür abholen. Offenbar bekam er Besuch. Noch dazu weiblichen! Na, da war ich aber mal gespannt, welche holde Maid nun so unangemeldet hereinschneien würde, denn im Terminkalender hatte nichts gestanden.
         Gregor erhob sich und ging aus dem Büro. Ich setzte mich vorsichtshalber gleich auf einen Hocker in der Ecke, auf dem normalerweise Akten lagen, damit ich nicht erneut blitzartig vom Stuhl hechten musste, sollte sich die Besucherin ausgerechnet meinen Platz aussuchen.
         Nach ein paar Minuten hörte ich die Stimme meines Mannes etwas Unverständliches sagen, und unmittelbar darauf erklang ein belustigtes Lachen.
         »Entschuldigen Sie mich einen kleinen Augenblick? Ich müsste noch schnell zur Toilette, bevor wir loslegen. Aber als Erstes hole ich Ihnen einen Kaffee. Mit Milch und Zucker?«
         »Nein, Herr Theiss. Ich fange auch heute nicht wegen Ihnen an, diese Brühe zu trinken, die eine gewöhnliche Maschine ausspuckt. Ich mag nur Latte Macchiato.«
         Gregor seufzte. »Entschuldigung. Das hatte ich wieder vergessen.«
         »Macht nichts, irgendwann merken Sie es sich schon noch.«
         »Schön, dass Sie sich da so sicher sind. Nehmen Sie bitte einstweilen Platz, Frau Middelhauve. Ich bin sofort zurück«, sagte mein Mann und trat zur Seite, um Bea ins Zimmer zu lassen.
         Ich riss die Augen auf. Im ersten Moment war es Verwunderung – im zweiten Entsetzen.
         »Lucy? Was machst du denn hier?«
         Das hätte ich Bea auch gerne gefragt. Mein Göttergatte war zum Glück schon außer Hörweite. Ich bekam eine Gänsehaut. Nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn er gemeinsam mit ihr hereingekommen wäre und sie mich vor ihm begrüßt hätte. Er wäre imstande gewesen, sie postwendend in die Psychiatrie einweisen zu lassen – und man hätte es ihm nicht einmal verdenken können.
         »Bea! Das ist aber eine Überraschung.« Ich sprang auf, schnappte mir meine Handtasche und lief an ihr vorbei zur Tür. »Ich kann leider nicht bleiben, ich habe jetzt noch einen wichtigen Termin. Ich melde mich morgen mal bei dir. Tschüss.«
         »Warte, Lucy!« Bea kam hinter mir her.
         In einem Anflug von Panik schaute ich den Gang rauf und runter. Noch war niemand zu sehen.
         »Bea, ich muss wirklich weg. Gregor wird sicher gleich zurück sein.« Automatisch hatte ich die Stimme zu einem Flüstern gesenkt. »Setz dich schon mal hin.«
         Sie rührte sich keinen Millimeter.
         Ich blickte sie fest an und schickte ihr einen Gedanken: Du willst dich jetzt hinsetzen und aus dem Fenster schauen.
         »Warum soll ich aus dem Fenster schauen wollen?« Bea musterte mich mit gerunzelter Stirn. »Lucy, ist mit dir alles in Ordnung?«
         »Nein! Natürlich nicht!« Hinter mir näherten sich Schritte. »Um Himmelswillen, tu so, als hättest du mich nicht gesehen, ja? Ich ruf dich an. Ciao!« Damit drehte ich mich um und rannte davon. Gerade noch rechtzeitig, denn Sekundenbruchteile später trat mein Mann ins Zimmer.
         »Frau Middelhauve, Sie hätten doch nicht stehenbleiben müssen. Bitte, nehmen Sie Platz«, war das Letzte, was ich ihn sagen hörte, bevor er die Tür schloss.
     
    Ach du grüne Neune!

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