Lucy im Himmel (German Edition)
während er in seinem Kalender blätterte. »Gut, sagen wir gegen vierzehn Uhr? Aber rufen Sie am Vormittag bitte noch mal kurz durch, damit ich auch wirklich hier bin.«
Keine zehn Minuten später piepte mein Handy. Eine SMS von Bea: Hast du Lust, heute ca. 17.00 zu mir zum Essen zu kommen? Ich mache Lasagne.
Hmmm. Das klang lecker. Andersrum würde ich bis zum Spätnachmittag wohl nicht zurück sein, wenn ich Gregor begleitete. Ich seufzte. Die Einsätze liefen immer gleich ab: Anfahrt, Lagebesprechung, warten, warten, warten und wenn es gut lief ein Zugriff mit anschließender Durchsuchung und Vernehmung sowie oftmals stundenlanger Nachbearbeitung bis tief in die Nacht. Das versprach nun nicht gerade ein Ausflug zu werden, bei dem Gregor meine Unterstützung brauchte. Er würde seine Gedanken voll und ganz bei den bevorstehenden Festnahmen haben. Ich gab mir einen Ruck. Wenn ich sowieso überflüssig war, konnte ich genauso gut hierbleiben, es mir auf Beas Sofa bequem machen und meinen zweiten Schützling betüddeln. Kurzerhand schrieb ich ihr zurück: Supergern ... freu mich! :)
»Tobias hat vorgeschlagen, dass ich bei euch mitfahre. Ist das okay für dich?« Claudia war in das Büro meines Mannes gekommen.
»Natürlich. Warum sollte mir das nicht passen?« Gregor klang geistesabwesend. Auf einmal hob er mit einem Ruck den Kopf, ganz so, als habe er gerade erst mitbekommen, dass jemand mit ihm redete. Überrascht blickte er seine Kollegin an. »Schicke Bluse, Claudia.«
»Danke.« Sie strahlte über das ganze Gesicht.
Ich musterte meinen Mann eindringlich. Das waren ja ganz neue Töne. Sollte er die junge Beamtin am Ende etwa sympathisch finden? Vielleicht hätte ich ihn doch besser zum Einsatz begleiten sollen, anstatt Bea zu besuchen? Aber nun konnte ich ihr nicht mehr absagen.
Sobald mein Mann und seine Kollegen gegen ein Uhr aufgebrochen waren, verließ auch ich die Dienststelle und machte mich auf den Heimweg. Ich wollte mir einen Verwöhn-Nachmittag gönnen und mich für ein Stündchen in die Badewanne legen. Vorher holte ich jedoch zwei Flaschen Rotwein aus dem Keller, die ich Bea anstelle von Blumen mitbringen würde.
Ich hatte zunächst überlegt, ob ich Gregor ein bisschen Geld aus dem Portemonnaie »klauen« sollte, um bei einem Floristen einen schönen Strauß zu besorgen. Aber dann hatte ich den Gedanken verworfen, obwohl ich mir sicher war, dass Bea sich riesig darüber gefreut hätte. Für mich wäre es jedoch mit einem enormen Aufwand verbunden gewesen, in einem Laden unauffällig einen bereits fertig gebundenen Blumenstrauß zu entwenden und das Geld dafür heimlich in die Kasse zu schmuggeln. Während ich in der dampfenden Badewanne lag und meine Finger und Zehen herrlich schrumpelig wurden, kam mir allerding die Idee, auf dem Feld an der Erlanger Straße ein paar Sonnenblumen zu schneiden. Die passten ganz wunderbar zu Beas sonnigen Gemüt. Und wenn ich sie in meine Tasche steckte, die ihr Volumen an die darin verstauten Gegenstände anpasste, konnte sie auch niemand sehen.
Mit Geschenken beladen wie ein Weiser aus dem Morgenland klingelte ich schließlich zwei Minuten nach fünf bei ihr.
»Großartig, dass du heute so spontan Zeit und Lust hast«, begrüßte sie mich freudig. »Komm rein, das Essen ist gleich fertig.«
»Schau mal, ich habe dir was mitgebracht: Ich dachte, du würdest dich vielleicht über ein paar Sonnenblumen freuen?«
»Und wie!« Strahlend nahm sie mir das in Zeitungspapier gewickelte Bündel ab und ging voran in die Küche, in der es ganz köstlich duftete. Als ich den liebevoll gedeckten Tisch sah, stockte mir Sekundenbruchteile lang der Atem: Auf einer orangefarbenen Tischdecke standen große, weiße, rechteckige Teller sowie rote Wassergläser. Auf den ebenfalls roten Stoffservierten lag blitzblank geputztes altes Silberbesteck. Das Schönste aber waren die vielen brennenden Teelichter in kleinen grünen Glasschälchen und die unzähligen Gänseblümchen, die auf dem Tisch verstreut lagen. Ich fühlte mich, als hätte ich Geburtstag.
»So einen toll gedeckten Tisch habe ich seit Jahren nicht mehr gesehen«, murmelte ich schier zu Tränen gerührt.
Bea lächelte zufrieden und stellte die Sonnenblumen in eine große Vase. Dann holte sie zwei langstielige Rotweingläser aus dem Schrank, öffnete eine der beiden mitgebrachten Flaschen und
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