Lucy im Himmel (German Edition)
prusteten beide vor Lachen los. Der Anblick der mit allen Vieren gleichzeitig in die Luft springenden Dogge war aber auch zu witzig – allerdings nur bis zu dem Moment, in dem sie den Riegel der Schiebetür mit einem lauten ›Rums‹ umlegte. Das war genau zu hören, weil Gregor den Rasenmähermotor Sekundenbruchteile vorher abgestellt hatte.
»Lass das jetzt nicht wahr sein«, murmelte Frau Schneider. Mit einem Satz war sie an der Tür und rüttelte daran. »Scheiße!« Sie wurde rot. »Entschuldigung.« Ob sie damit den Kraftausdruck meinte oder die Tatsache, dass das Monster uns ausgesperrt hatte, blieb offen. »Und jetzt?« Sie schaute Gregor flehentlich an. Manche Frauen setzten schon ein merkwürdiges Vertrauen in Männer. Glaubte sie, er könne zaubern und die Tür werde sich wie Sesam öffnen, wenn er sie berührte?!
»Haben Sie irgendwo einen Ersatzschlüssel?«
»Am besten noch unterm Blumentopf neben der Haustür oder was? Ich dachte, Sie arbeiten bei der Polizei!«
»Beim Zoll.«
»Na, das ist natürlich etwas anderes. Da kann man nicht wissen, dass man derlei nicht macht. Aber um auf Ihre Frage zurückzukommen: Nein, habe ich nicht.«
»Mist!« Mein Göttergatte schaute an der Fassade hinauf, dann lief er einmal ums gesamte Haus. Alle Fenster waren geschlossen. »Uns wird nichts anderes übrigbleiben, als den Notdienst zu rufen.«
»Und womit?«
Gregor griff in die Hosentasche, zog seine Hand jedoch leer heraus. Er hatte sein Handy genau wie Haus- und Autoschlüssel in den Aktenkoffer gelegt. Und der stand im Wohnzimmer bei der Dogge.
»Wir klingeln einen der Nachbarn heraus und fragen, ob wir bei ihm telefonieren dürfen«, brummte er verhalten.
Geschlagene anderthalb Stunden später kreuzte endlich der Herr vom Schlüsseldienst auf. Bis dahin hatte mein Schatz nicht nur begonnen, den Rasen zu mähen, sondern war schon dreimal damit fertig. Untätigkeit war ihm verhasst.
Um die Haustür zu öffnen, benötigte der Spezialist keine fünf Minuten. Dass er der Nachbarin dann aber zweihundertfünfzig Euro in Rechnung stellte, empfand nicht nur ich angesichts der langen Warte- und kurzen Arbeitszeit unverhältnismäßig. Sobald der Betrag beglichen und der Handwerker wieder gegangen war, schnappte sich Gregor seinen Aktenkoffer und verabschiedete sich ebenfalls von Frau Schneider.
»Sag mal, wo hast du denn gesteckt?«, fragte die Sekretärin meinen Göttergatten, kaum dass er in sein Büro gekommen war. »Ich wollte schon fast eine Vermisstenanzeige aufgegeben.«
»Ausgesperrt«, lautete die knappe Antwort.
»Ach Gott. Man sollte halt doch immer irgendwo einen Ersatzschlüssel verstecken. Es muss ja nicht gerade unter dem Fußabtreter sein.« Sie seufzte. »Frau Middelhauve war da.«
»Verdammter Mist! An den Termin habe ich in dem ganzen Tohuwabohu überhaupt nicht mehr gedacht«, schimpfte Gregor.
Auch ich schnitt eine Grimasse. Arme Bea! Jetzt hatte ihr mein Mann bei ihrer Geschichte wieder nicht weiterhelfen können. Sicher würde sie das gesamte Wochenende wie auf Kohlen sitzen.
»Ich habe versucht, dich auf dem Handy zu erreichen.«
»Das war lieb gemeint, aber das Telefon lag im Aktenkoffer und der stand im Haus.«
»Frau Middelhauve hat fast eine Stunde gewartet, bevor sie wieder gegangen ist.«
»War sie arg angefressen?«
»Schwer zu sagen. Ich habe mein Möglichstes getan, um sie bei Laune zu halten. Sie hat jedenfalls noch gelacht, als sie ging.«
Gregor nickte und griff ganz ohne mein Zutun zum Telefonhörer. Da Bea sich nicht meldete, hinterließ er ihr eine kurze Nachricht auf der Mailbox: Er entschuldigte sich bei ihr und erklärte, was passiert war.
Achtzehntes Kapitel
In dem Lucy der Sache mit den Frühstücksbrötchen auf den Grund geht
Als wir am Abend in die Schwimmhalle des Sportpark Ebensee kamen, war Anna-Lena schon da und schwamm auf derselben Bahn, die sie bereits am Mittwoch belegt hatte. Gregor schien sie im gleichen Augenblick zu entdecken wie ich. Er legte seine zwei Handtücher auf die dafür vorgesehene Ablage, bevor er zum Becken ging und neben ihr eintauchte. Es dauerte keine Minute, bis die junge Frau sich von ganz allein seinem Tempo anpasste und sie gemeinsam ihre Runden zogen.
Ich gähnte und setzte mich in einen der Liegestühle. Was
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