Lucy im Himmel (German Edition)
mochte.
Gregor nickte. Ein bisschen Bewegung kam ihm immer gelegen.
Während Sabine das Geschirr in die Küche trug und die Hundeleine holte, klingelte sein Diensthandy, das er in der Hosentasche bei sich trug.
»Hi! Hier ist Claudia. Ich wollte fragen, ob du Lust hast, mit mir bei dem schönen Wetter eine Runde joggen zu gehen.«
Offenbar brüllte sie nur so ins Telefon, denn ich konnte problemlos mithören, was sie sagte.
»An und für sich gerne, aber im Moment ist es leider ganz schlecht«, bedauerte mein Mann.
»Und später?«
Heute geht es gar nicht! , ich schaute Gregor fest an. So langsam sollte irgendjemand dem Mädel mal klarmachen, dass man seinen Chef nicht derart schamlos anbaggerte.
»Wenn du magst, können wir uns morgen Vormittag treffen«, schlug mein Mann vor.
Was fand er nur an dem jungen Ding?!, fragte ich mich.
»Prima! Ich hol dich um zehn ab. Oder ist dir das zu früh?«
»Nein, ganz und gar nicht.«
»Ich kann auch eher kommen«, schob sie sofort nach.
Das muss nun wirklich nicht sein!
»Nein, das passt schon. Um zehn bei mir. Ich freu mich.«
»Dringender Einsatz?«, fragte Sabine Gregor scheinheilig. Als hätte sie nicht zumindest das Ende des Gesprächs genauso gebannt verfolgt wie ich!
Er schüttelte den Kopf. »Bloß eine Verabredung mit einer Kollegin zum Joggen.«
»Du bist sehr sportlich, nicht wahr?«
»Sollte ich in meinem Job doch auch sein, findest du nicht?« Er legte den Kopf schief und musterte sie. Irgendeine Sportart musste auch sie treiben, sonst wäre sie in ihrem Alter nicht so in Form.
»Dann könnt ihr morgen früh gleich meinen Übernachtungsgast ausführen, und ich kümmere mich solange ums Frühstück. Deine Kollegin ist herzlich eingeladen.«
Chapeau! Ein raffinierter Schachzug. Auf diese Weise lernte sie ihre potenzielle Konkurrentin nicht nur kennen, sondern brachte sich ihr gegenüber sogar noch in eine vorteilhafte Lage. Claudia wäre die Frühstückseinladung sicher ganz und gar nicht recht – vor allem, wenn sie Gefahr lief, mal wieder eine Kaffeetasse umkippen zu lassen. Oder sollte sie sich vielleicht so ungeschickt anstellen und den Honigtopf über ihrem T-Shirt auskippen?
Mit einem Auge linste ich zum Himmel, mit dem anderen in Richtung meiner Handtasche, in der sich mein Handy befand. Aber alles blieb ruhig. Vielleicht mochte Gabriel Claudia genauso wenig wie ich?
Neunzehntes Kapitel
In dem Lucy fast ein Malheur beim Einkaufen passiert
Nach dem Spaziergang mit Sabine und dem Hund saßen wir noch keine zehn Minuten lang an unserem Küchentisch, als Gregors Diensthandy erneut klingelte. Bestimmt war es schon wieder Claudia! Sie schaffte es einfach zu stören, wo sie nur konnte: Gerade im Moment versuchte ich, meinem Mann einen Einkaufszettel zu suggerieren. Daher war ich sekundenlang geneigt, ihn nicht rangehen zu lassen. Da es andererseits aber nun mal sein Diensthandy war, und es durchaus ein wichtiger Anruf sein konnte, nahm er das Gespräch natürlich an.
Hinter der unterdrückten Rufnummer versteckte sich jedoch meine frühere Kollegin Ute, mit der mein Schatz heute Abend verabredet war. Ich stellte mich ganz nah neben ihn und drückte mein Ohr an seinen Kopf, um mithören zu können.
»Hallo, Gregor. Du, ich wollte dich etwas fragen ...« Sie machte eine Pause, als brauche sie eine Ermutigung fortzufahren.
»Jaaa?«, sagte er dann auch prompt.
»Also, ich wollte fragen, ob wir vielleicht ein bisschen früher zum Essen gehen könnten und du danach noch ins Fremdsprachenkino mitkommen magst.« Hektisch holte sie Luft. »Ich mein ... wenn du Lust hast. Im Roxy beim Südfriedhof kommt nämlich ein Film in der Spätvorstellung, den ich unheimlich gerne sehen würde. Aber allein mag ich nicht hingehen und außer dir kenne ich niemanden, der so gut Französisch spricht, dass ich ihn fragen könnte, ob er mich begleitet.« Sie klang nervös.
Arme Ute. So viel Aufregung, nur weil sie einen Mann fragte, ob er mit ihr ins Kino gehen mochte. Ich schaute Gregor an.
»Wie heißt denn der Film?« Er klang zögerlich, aber nicht völlig abgeneigt.
»›La tête en friche‹. Mit Gérard Depardieu und Gisèle Casadesus. Er läuft nur diese Woche.«
»Dann müssen wir die Chance
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