Lucy im Himmel (German Edition)
zu schließen. Dann raste sie den Weg zurück, den sie gekommen war.
»Da stimmt was mit der Kupplung nicht«, behauptete das Töchterchen kess, sobald sie schwungvoll in die Einfahrt gebrettert und ausgestiegen war. »Tut mir leid, aber die Kiste kommt für mich nicht infrage. Ich habe von vornherein gesagt, dass ich ein neues Auto will und keine so alte, gebrauchte Karre.«
Der Mutter blieb nach dieser Ansage nur, sich vielmals für die verschwendete Zeit zu entschuldigen.
Gregor fuhr meinen Audi, an dem garantiert nichts mit der Kupplung war, wieder in die Garage und schickte sich gerade an, ins Haus zu gehen, als jemand seinen Namen rief. Ich drehte mich um. An der Gartentür stand eine Frau Mitte dreißig. Sie trug schwarze Leggins und ein sommerlich-buntes Top. Ihre sehr blond gefärbten Haare hatte sie zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden.
»Ja, Frau Schneider? Wie kann ich Ihnen helfen?«
Ich schaute meinen Mann überrascht an. Woher kannte er denn nun schon wieder diese Dame?
»Mein Rasenmäher ... ich bekomm ihn einfach nicht an.«
Aha. Die Gute war offenbar eine Nachbarin. Sie musste in eins der neugebauten Häuser eingezogen sein, nachdem ich gestorben war.
»Hat das bis heute Abend Zeit? Ich wollte mir nämlich eigentlich noch schnell etwas zum Essen machen, bevor ich zurück in die Arbeit muss. Ich bin nur kurz heimgekommen, weil sich jemand für das Auto meiner Frau interessiert hat.«
»Na ja«, sagte sie zögerlich, »ich bekomme heute Nachmittag Besuch und wollte deswegen vorher den Rasen mähen, damit die Kinder ihn nicht völlig ruinieren. Aber wenn es bei Ihnen jetzt so gar nicht geht, ist es eben nicht zu ändern.«
Gregor seufzte. »Überredet, dann schaue ich mir das Teil halt doch gleich an.«
Schlagartig hellte sich ihr Gesicht auf. »Wenn Sie möchten, kann ich Ihnen in der Zwischenzeit etwas kochen. Ein Geschnetzeltes mit Nudeln ist in null Komma nix fertig.«
»Nein, nein, machen Sie sich keine Umstände.« Gregor griff nach seinem Aktenkoffer und ging zum Gartentürchen.
»Ich würde mich gerne bei Ihnen revanchieren. Und außerdem habe ich auch noch nichts gegessen.«
Neugierig folgte ich den beiden in das neugebaute Haus schräg gegenüber. Die offene Küche war vom Wohnzimmer lediglich mit einem Bartresen abgetrennt. Plötzlich kam ein Hund mit den Ausmaßen eines Kalbes angetrottet, um meinen Mann zu begutachten.
»Seit wann haben Sie denn eine Dogge?«, fragte er und tätschelte dem Koloss den Kopf.
»Bloß übers Wochenende. Eine Freundin musste kurzfristig für eine erkrankte Kollegin einspringen und hat niemand gefunden, der auf ihn aufpasst. Ist aber ein ganz schön anstrengendes Vieh, für immer möchte ich den nicht haben.«
Während sich Frau Schneider daranmachte, Zwiebeln klein zu schneiden und das Nudelwasser auf zu setzen, guckte ich mich in ihrem Haus um. Im Erdgeschoss gab es eine Toilette und einen Abstellraum. In der Mansarde inspizierte ich das Schlafzimmer – mit Doppelbett –, ein geräumiges Badezimmer – in dem ich jedoch ausschließlich weibliche Gebrauchsartikel erspähte – und einen begehbaren Kleiderschrank. Darin hingen neben schicken Klamotten eine ganze Reihe Stewardessen-Kostüme.
Als ich wieder hinunterkam, roch es bereits ganz lecker. In einer Pfanne brutzelten Putenstreifen und Zwiebeln, im Topf daneben kochten Makkaroni. Anstatt sich um den Rasenmäher zu kümmern, hatte sich mein Mann mit der Nachbarin verquatscht. Wie ich dem Gespräch entnahm, gab sie ein paar amüsante Anekdoten zum Besten, die sie auf ihren Flügen erlebt hatte.
Unmittelbar nach dem Essen gingen wir dann aber endlich nach draußen, um uns das Corpus Delicti anzusehen. Zurück im Haus blieb nur das liebe Hündchen, das die ganze Zeit keinen Mucks von sich gegeben, sondern wie ein steinerner Götze in der Küche gelegen hatte.
Kaum machte sich Gregor jedoch am Mäher zu schaffen und erweckte ihn – nach einigen Versuchen – knatternd zum Leben, kam das Vieh angeschossen und führte sich hinter der Terrassentür, die zum Glück zugezogen war, auf wie ein Berserker. Entweder mochte er keine lauten Geräusche, oder er wollte meinen Mann darauf aufmerksam machen, dass er die Mittagsruhe nicht einhielt.
Gregor und Frau Schneider sahen sich einen Augenblick lang an, dann
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