Lucy im Himmel (German Edition)
beim Schopf ergreifen. Wann fängt er an?«
»Um halb elf.«
»Genügt es, wenn ich um sieben bei dir bin?«
»Ja. Ja, natürlich. Oh, das ist großartig!«
»Gut, dann bis nachher. Ich muss jetzt nämlich noch schnell einkaufen gehen.«
»Ich freu mich.«
»Ich mich auch. Bis später.«
Gregor und ich fuhren wieder zu dem großen Supermarkt in der Rollnerstraße, in dem wir auch letztes Mal gewesen waren. Schon auf dem Parkplatz war die Hölle los. Mir graute richtiggehend vor den langen Schlangen an der Kasse. Mit einem Einkaufswagen und der Liste bewaffnet zogen wir in den Kampf – zumindest fühlte ich mich so. Gregor hingegen hatte in den vergangenen Tagen viel von seiner Zuversicht zurückgewonnen. Ob das nun an den Begegnungen mit den vier Mädels lag, die ihm alle schöne Augen machten, oder daran, dass ich ihm nach wie vor regelmäßig den Gedanken soufflierte, dass es mir im Himmel gut ging, konnte ich nicht beurteilen.
Jedenfalls lief er in seiner gewohnt stoischen Ruhe durch die Regalreihen und dachte nicht daran zu desertieren wie letzte Woche. In unserem Einkaufswagen landeten nach und nach Obst und Gemüse, Milch und Joghurt, Wurst und Käse, Reis und Nudeln, Aufbackbrötchen und Knäckebrot, Spülmaschinen-Tabs und Waschmittel – und noch einiges mehr.
Gott sei Dank waren wir schon fast am Ende der Liste angekommen, als es passierte: Ich drehte mich um, weil ich das Gewürzregal suchte und entdeckte Bea mitten in dem Gewühle. Mein erster Impuls ihr zuzuwinken, dauerte nur den tausendsten Teil einer Sekunde. Dann wurde mir klar, dass sie mich unter gar keinen Umständen sehen durfte, da sie mich sonst freudestrahlend begrüßt hätte – mich, eine für alle anderen unsichtbare Person. Die Folgen eines solchen Zusammentreffens wären nicht auszudenken gewesen. Deshalb blieben mir nur zwei Möglichkeiten: Entweder ließ ich Gregor im Stich und wartete draußen bei unserem Auto auf ihn, oder wir begaben uns beide auf die Flucht vor Bea.
Ich entschied mich für Letzteres, was aus unserer Einkaufstour ein Katz-und-Maus-Spiel machte. Ging sie den einen Gang entlang, nahmen wir den anderen. Lief sie nach links, bogen wir nach rechts ab. Nur gut, dass Frauen multitaskingfähig sind: Ich musste ja nicht nur meinen Schatz durch die entgegengesetzten Gänge lenken, während ich ihm immer wieder einen Einkaufen-macht-Spaß -Gedanken schickte, sondern gleichzeitig auch noch versuchen, die Regale anzusteuern, in denen sich die noch fehlenden Waren befanden.
Leider schlug uns Bea auf der Zielgeraden: Sie schaffte es vor uns an die Kassen. Also ließ ich Gregor eine Hundertachtzig-Grad-Wende hinlegen und suggerierte ihm, dass er unbedingt Süßigkeiten kaufen müsse. Wir hatten Glück: Diese Woche gab es seine Lieblingsschokolade sogar im Angebot. Vorsichtig linste ich um die Ecke. Bea legte gerade ihre Einkäufe aufs Band. Hm! Was könnten wir sonst noch kaufen? Wein! Schließlich hatte ich zwei Flaschen stibitzt und beabsichtigte, das in der kommenden Woche zu wiederholen. Bis wir einen guten Bordeaux ausgesucht hatten, war die Luft rein, sodass wir uns aus unserer Deckung hervor wagen konnten.
Da wir wegen dem Versteckspiel viel Zeit vertrödelt hatten, geriet unser Zeitplan ziemlich durcheinander; insbesondere, weil Gregor vor seinem Date unbedingt duschen wollte. Tja, ich war eben mit einem reinlichen Mann verheiratet, der wusste, was Frau sich wünschte, wenn sie mit ihm ausging. Also ließ ich ihn versehentlich drei Tüten im Auto vergessen und schickte ihn ins Bad, während ich die Taschen heimlich in die Küche trug und dort alles an seinen Platz räumte.
Bis er fertig war, war ich es auch. Und ich staunte nicht schlecht, als ich ihn sah: Ganz ohne mein Zutun hatte er sich für eine dunkelblaue Jeans und ein hellgraues Poloshirt entschieden. Gerührt streichelte ich ihm über die frisch rasierte Wange und schnupperte an seinem Rasierwasser.
Wäre er nicht schon mein Mann gewesen, ich hätte sofort Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt um ihn mir zu angeln. Ich seufzte. Und nun tat ich alles dafür, ihn in die Arme einer anderen Frau zu treiben. Ich seufzte noch einmal. Aber dann riss ich mich wieder zusammen. Auf geht's – los jetzt! Mal sehen, was Ute zu bieten hatte.
Meine frühere Kollegin hatte sich für ein eng geschnittenes Sommerkleid entschieden, das ihre Figur
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