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Lucy im Himmel (German Edition)

Lucy im Himmel (German Edition)

Titel: Lucy im Himmel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Mohr
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umsorgte? Oder Ute, die gerade so hemmungslos in seinen Armen geheult und sich von ihm hatte trösten lassen?
         Ich war jedenfalls sehr mit mir zufrieden. Nicht nur hatte ich es binnen Wochenfrist geschafft, die ständigen Gedanken an mich aus Gregors Kopf und den größten Teil meiner persönlichen Gegenstände aus unserem Haus zu bekommen. Sondern mir war es auch gelungen, meinen Mann fröhlicher und entspannter zu stimmen und ihn für die Damenwelt zu interessieren, die den attraktiven Witwer rege umgarnte.
     
    Leider teilte nicht alle Welt meine Einschätzung, dass ich gute Arbeit geleistet hatte, wie sich nur ein paar Stunden später herausstellen sollte.

Zwanzigstes Kapitel
    In dem Gabriel Lucy ordentlich die Leviten liest
     
    Ein schrilles Klingeln riss mich aus dem Tiefschlaf. Laut Wecker war es zwanzig nach sieben. Und das am Sonntagmorgen! Ach, Gregor, das wäre nun wirklich nicht nötig gewesen. Bis zu deinem Date mit Claudia um zehn war noch lange hin. Es hätte absolut genügt, wenn wir eine Stunde später aufgestanden wären! Und dann rührte sich der Mann an meiner Seite nicht einmal. Wie konnte er nur diese ohrenbetäubende Geräuschkulisse überhören?
         Endlich ging mir auf, dass es mein Handy war. Ich sprang aus dem Bett und rannte ins Erdgeschoss, wo ich in der Nacht meine Tasche im Wohnzimmer hatte liegen lassen. Völlig außer Atem meldete ich mich.
         »Wurde aber auch Zeit, dass du rangehst«, giftete mich eine übelgelaunte Isolde an. Bevor ich ihr in ebensolchem Ton erklären konnte, dass auf der Erde Sonntag und damit der Tag war, an dem die Menschen üblicherweise ausschlafen durften, zischte sie schon weiter. »Der Chef erwartet dich um Punkt acht Uhr dreißig zum Rapport.« Damit knallte sie den Hörer auf die Gabel, dass man es sogar noch hier unten scheppern hörte.
         Mein Gott, hatte die schlechte Laune! Wahrscheinlich hatte sie wieder Überstunden abfeiern wollen, aber leider nicht freibekommen. Dabei fiel mir ein, dass sie gar nicht gesagt hatte, wer mich abholen würde. Ob Manuel im Dienst war? Ich hoffte es sehr. Er war einfach ein Süßer. Andererseits: Sollte mich ein anderer Liftboy in den Himmel bringen, hätte ich zumindest eine Vergleichsmöglichkeit, ob er uns wirklich so rennfahrermäßig durch die Lüfte steuerte, wie es mir meine Eingeweide nahelegten.
         Jedenfalls war nun genau das eingetreten, was ich befürchtet hatte: Gabriel wollte einen Sachstandsbericht. Nur gut, dass ich nicht untätig gewesen war und einiges vorweisen konnte. Allerdings hoffte ich, dass es nicht zu viel des Guten war und er meinen Aufenthalt auf Erden drastisch verkürzte. Ich musste unbedingt noch eine beste Freundin für Bea finden. Und genau das würde ich ihm zur Not auch sagen, sollte er meine Mission für beendet erklären, weil bei meinem Mann alles so überaus perfekt lief.
     
    Wer schon einmal versucht hat, am Sonntagmorgen vor acht Uhr mit den öffentlichen Verkehrsmitteln von A nach B zu kommen, wird den Albtraum nachvollziehen können, dem ich in der folgenden Stunde ausgesetzt war: Mein Bus fuhr nur alle vierzig Minuten. Na bravo! Bis der nächste kam, hätte ich schon fast am Friedhof sein müssen. Sollte ich zurückgehen und mit meinem Auto fahren? Aber was war, wenn unterwegs jemand einen Wagen ohne Fahrer sah? Oder mein Mann aus irgendeinem Grund in die Garage schaute und dort kein Audi stand? Er musste glauben, dass er gestohlen worden war. Mir blieb also nichts anderes übrig, als zu laufen. Stöckelschuhe hin oder her. Denn natürlich hatte ich wieder vergessen, in mein weißes Himmelskleidchen und die dazugehörigen Badelatschen zu schlüpfen.
         Als ich endlich an der Haltestelle ankam, an der ich umsteigen musste, fuhr mir natürlich der andere Bus vor der Nase weg. Aber immerhin erwischte ich mit knapper Not die Straßenbahn. Die letzten Meter spurtete ich durch die Gräberreihen, wobei ich mich jedoch nicht dazu hinreißen ließ, wie eine Hindernisläuferin darüber zu springen. Wenn es aber mal wirklich pressierte, und ich andere Schuhe anhatte, konnte ich so sicher auch noch mal ein paar Sekunden gutmachen. Engel Manuel musterte mich kopfschüttelnd, wie ich völlig außer Atem in die Gruft trat.
         »Was ist? Habe ich Lippenstift an den Zähnen?«, herrschte ich ihn an. »Oder hast du noch nie eine Frau gesehen, die hundert Meter in zehn Komma neun Sekunden sprintet? Danach ist man eben ein klein wenig

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