Lucy in the Sky
dachte, es klingt ein bisschen wie das Mädchen, das damals auch mit uns in der Bar war.«
»Zoe? Aber die hat einen Freund!«
»Das hab ich auch gedacht!« Chloe schlägt mit der flachen Hand auf den Tisch. »Wahrscheinlich gibt es keinen Grund zur Aufregung«, fügt sie hinzu. »Aber ich – wir, besser gesagt – wir dachten, du solltest es wissen, bei dem ganzen
Schlamassel, in dem du momentan steckst.«
»Weiß Gemma von Nathan?«, frage ich Chloe.
»Äh … « Sie rutscht unbehaglich auf ihrem Sitz herum.
»Schon okay.« Ich lächle sie beide etwas gezwungen an.
»Danke, dass ihr es mir gesagt habt.« Ich weiß, dass es keinen Spaß macht, schlechte Neuigkeiten zu überbringen.
Der Nachmittag zieht sich endlos hin. Das habe ich in meinem Job noch nie erlebt. Ich will James nicht anrufen, ich möchte sein Gesicht sehen, wenn er mir erklärt, was er auf Primrose Hill zu suchen hatte, denn dann kann ich vielleicht besser einschätzen, ob er das Blaue vom Himmel runterlügt oder nicht.
Um halb fünf halte ich es nicht mehr aus und frage Mandy, ob ich gehen kann, weil ich mich nicht gut fühle. Sie ist nicht gerade erfreut, weil wir gerade an einer neuen PR -Kampagne für eine tolle junge Schmuckdesignerin arbeiten und ich eigentlich nicht mal Zeit für die Stunde Mittagspause gehabt hätte, aber sie lässt mich trotzdem gehen.
Ich kann weder die U-Bahn noch den langen Fußmarsch ertragen, also nehme ich mir ein Taxi und gebe Geld aus, das ich eigentlich nicht habe. Damit vergrößere ich das schlechte Gewissen, das ich sowieso schon habe, weil ich so früh von der Arbeit weggegangen bin. Na super.
Zu Hause schreibe ich James eine SMS , in der ich ihn bitte, so schnell wie möglich nach Hause zu kommen, weil wir reden müssen. Er schreibt zurück:
Warum?
Ich antworte nicht.
Um sieben kommt er mit einem seltsamen Gesichtsausdruck zur Tür herein. »Was ist los?«
»Wo warst du am Samstagabend?«, frage ich ihn und beobachte genau, wie er reagiert. Er lacht verlegen. »Beantworte meine Frage«, verlange ich.
»Ich hab dir doch gesagt, das geht dich nichts … «
»Antworte gefälligst.« Er geht an mir vorbei in die Küche.
»James!« Ich folge ihm dicht auf den Fersen. »Wer zum Teufel ist sie? Die Brünette?
Auf Primrose Hill?
«
Er dreht sich zu mir um. »Zoe«, antwortet er tonlos, und ich starre ihn mit blitzenden Augen an. Eigentlich hatte ich erwartet, er würde alles abstreiten.
»Wie meinst du das? Warum Zoe? Hat sie mir diese SMS damals geschickt?« Meine Stimme wird mit jeder Frage lauter und dringlicher. »Nein, hat sie nicht!«, protestiert er. »Ich hab dir doch gesagt, das waren die Jungs von der Arbeit. Zoe ist bloß eine Freundin!«
»Ich wusste gar nicht, dass du mit ihr befreundet bist«, hake ich nach.
»Doch, natürlich sind wir befreundet. Ich arbeite ja mit ihr zusammen.«
»Warst du Samstagnacht auch bei ihr?«
»Ich habe bei ihr übernachtet, ja«, antwortet er ein bisschen defensiv.
»Und wo war Jim?«, frage ich, obwohl ich genau weiß, was jetzt kommt.
»Sie haben sich getrennt.«
Was für eine Überraschung!
»Du erzählst mir doch nichts als Scheiße!«, erwidere ich mit einem bitteren Lachen. »Lucy, beruhige dich!«
»Wag es nicht, mir zu sagen, dass ich mich beruhigen soll! Meine Freundin hat dich gesehen! Du hattest den Arm um ihre Schulter gelegt. Erzähl mir nicht nochmal, dass ihr nur befreundet seid, denn DAS GLAUB ICH DIR NICHT !«
»Wir sind aber nur befreundet«, entgegnet er ruhig, doch er bleibt auf Distanz.
»Lügner!«
»Lucy, beruhige dich.« Mit niedergeschlagenem Gesichtsausdruck kommt er auf mich zu. »Wir sind nur befreundet«, beharrt er. »Ich musste sie trösten. Weil ihr Freund, den du in Spanien so nett fandst, sie verdammt nochmal BETROGEN hat!« Mit jedem Wort wird er wütender. Er fährt sich mit der Hand durch die Haare und wendet sich dann etwas ruhiger wieder mir zu. »Ist dir überhaupt klar, wie viel Glück du hast?«, fragt er. »Ist dir das klar? Ich musste Samstagnacht bei Zoe rumsitzen, während sie sich wegen diesem verlogenen Arschloch die Augen aus dem Kopf geweint hat. Die Arme war total außer sich. Also, weißt du, dass du dich glücklich schätzen kannst, Lucy? Ist dir bewusst, was für ein Schweine-Glück du hast, dass ich dir so was niemals antun würde?« Ich sehe ihn an, aber ich weiß nicht, ob er lügt oder die Wahrheit sagt. Ich möchte ihm glauben. Ich möchte ihm wirklich glauben. Aber er versucht nicht,
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