Lucy in the Sky
mich zu überzeugen. Er wartet nur ab, wie ich reagiere.
»Ich möchte nicht, dass du sie wiedersiehst«, sage ich schließlich.
»Was?«, fragt er verwirrt.
»Ich möchte nicht, dass du sie wiedersiehst«, wiederhole ich entschlossen.
»Lucy, das ist doch lächerlich.« Er lacht. »Ich arbeite mit ihr. Wir sind befreundet. Ich muss sie wiedersehen.«
»Willst du was von ihr?«, frage ich. »Nein!«, ruft er.
»Ich glaube dir nicht.«
»Ich will aber nichts von ihr«, zischt er. »Das ist wegen Nathan, richtig?«, fragt er dann. Ich werfe ihm einen vielsagenden Blick zu, schweige aber. »Ach zum Teufel«, stöhnt er schließlich.
»Nathan ist auch nur ein Freund«, erkläre ich ihm. »Genau wie Zoe. Er hat nichts Falsches getan.«
»Das ist nicht das Gleiche.«
»O doch«, entgegne ich fest, und eine Weile hält James den Mund. »Vielleicht sollten wir irgendwann mal zu viert ausgehen«, füge ich hinzu. »Nur so als Freunde. Um zu sehen, wie wir miteinander auskommen.« Es ist klar, dass er von der Idee nicht begeistert ist. »Im Ernst«, fahre ich trotzdem fort. »Ich finde, du solltest Nathan kennenlernen. Und er ist wirklich ein Freund, James. Ich möchte mit ihm befreundet sein. Einfach nur befreundet«, schließe ich mit sanfterer Stimme.
»Okay«, bringt er schließlich heraus. »Aber wenn er dir jemals zu nahe kommt, dann kriegt er eins aufs Maul.«
Kapitel 22
Am Freitagabend versuchen die Mädels, mich zu überreden, auf ein paar Drinks mitzukommen, aber ich bin fest entschlossen, einen ruhigen Abend zu Hause zu verbringen. Ich erkläre ihnen James’ Verhalten auf Primrose Hill und seine Beziehung zu Zoe, aber noch während ich dabei bin, weiß ich, dass es absolut lahm klingt. Wahrscheinlich glauben die beiden nichts davon, aber wenigstens tun sie so, und obwohl ich nicht gerade froh darüber bin, dass meine Freundinnen meinem Freund nicht trauen, kann ich anscheinend nichts dagegen machen.
James geht mit seinen Kollegen aus, und ich bitte ihn, nicht zu spät heimzukommen. Als ich ihm gegen zehn eine SMS schicke, wo er bleibt, und er nicht sofort antwortet, rufe ich ihn an. Keine Antwort. Ich versuche es noch einmal. Endlich geht er dran, und der Lärm der Bar im Hintergrund ist ohrenbetäubend. Ich brülle ins Telefon, aber er versteht mich nicht. Ich schreie so laut ich kann – ich mache mir schon Sorgen wegen der Nachbarn – und bitte ihn, rauszugehen, damit wir reden können. Er schreit zurück, dass er bald nach Hause kommt. Und das war es dann leider.
Anderthalb Stunden später erscheint er. Inzwischen bin ich längst im Bett und versuche zu schlafen. Aber als ich ihn höre, setze ich mich auf und frage ihn, ob sie auch da war.
»Wer war da?«, fragt er zurück und versucht, weniger betrunken zu klingen, als er offensichtlich ist.
»Du weißt genau, wen ich meine«, fauche ich. » ZOE !«
»Nicht so laut, Lucy, aua!« Er stolpert, als er sich die Ohren zuhält.
»Ich rede so laut ich will«, erwidere ich, und er lässt sich stöhnend aufs Bett sinken.
»Ich dachte, das hätten wir hinter uns«, meint er traurig. Und sofort tut es mir leid. Ja, ich bin genervt, weil er so lange weggeblieben ist, und nein, ich fühle mich mit der ganzen Zoe-Geschichte überhaupt nicht wohl, vor allem jetzt, wo meine Arbeitskolleginnen involviert sind, aber ich möchte Nathan wiedersehen. Und wenn das heißt, dass James sich weiterhin mit Zoe trifft, tja …
»Na gut«, sage ich freundlich und schlüpfe unter die Decke zurück. »Vergessen wir es einfach.«
Am nächsten Tag rufe ich Nathan an, und zwar absichtlich in James’ Anwesenheit. Keine große Sache, gebe ich damit zu verstehen, wir können doch alle Freunde sein.
»Hey«, antwortet Nathan. »Ich hab gerade an dich gedacht.« Da James mehr oder weniger neben mir steht, kann ich ihn leider nicht fragen, was genau er gedacht hat, obwohl ich fast vor Neugier sterbe. Stattdessen erkundige ich mich nach seiner ersten Arbeitswoche. Ich will, dass alles wieder ganz normal wird.
»Gut, danke. Kleiner Kulturschock.« Er arbeitet an einem großen Hotel beim Wembley-Stadion, und wie es aussieht, ist sein Boss im Vergleich mit dem Typen, für den er an dem Hotel in Manly gearbeitet hat, ein ganz schön harter Brocken. Außerdem gibt es wesentlich mehr Mitarbeiter und weit weniger Eigenverantwortung. Mit anderen Worten: weniger Herausforderung und weniger Spaß. Ich glaube, er vermisst auch seine Haus-Renovierungsarbeit.
»Hast du schon ein
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