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Lucy in the Sky

Lucy in the Sky

Titel: Lucy in the Sky Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paige Toon
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setze, kommt gleich der Kellner mit der Karte. Das kleine Lokal ist faszinierend.
    Die meisten anderen Tische sind besetzt: Es gibt Rucksacktouristen, ein paar ältere Leute, ein junges Pärchen ... Als Unterbau haben die Tische altmodische Nähmaschinen, und die Stühle sehen aus, als hätte man sie vor fünfzig Jahren aus einer Grundschule geklaut. Große weiße, rote und blaue Schirme schützen die Gäste vor Sydneys Regenschauern. Allerdings würde man sie heute nicht brauchen, denn der Morgen ist wunderschön, und die Sonne leuchtet hellgrün durch die Blätter der Bäume.
    Ich widme mich der Karte und entscheide mich für das Special: French Toast mit Ahornsirup und knusprigen Speckstreifen. Ein Omelett zu bestellen, bringe ich nicht übers Herz.
    Der Kellner notiert meine Wünsche und kommt kurz darauf mit meinem Tee in einer alten Silberkanne zurück. Ich bedanke mich.
    »Alles klar bei Ihnen? Sie sehen ein bisschen traurig aus so ganz allein.«
    »Nein, nein, alles in Ordnung, danke«, antworte ich hastig, während ich mich bemühe, die unvermeidlichen Tränenströme zurückzuhalten.
    »Na gut, dann überlasse ich Sie Ihren Gedanken«, meint er freundlich und geht wieder.
    Mein Handy klingelt. Hastig wühle ich in meiner Handtasche und ziehe es heraus.
    »Hallo?«
    »Lucy?«
    Es ist Molly.
    »Hi!« Was ich da hervorbringe, klingt wie ein Jaulen. »Wo bist du denn?«
    »Am Flughafen. Aber ich wollte dich unbedingt nochmal anrufen und dir einen guten Heimflug wünschen. Und mich bedanken. Vielen, vielen Dank, dass du hergekommen bist und für uns da warst. Ich werde dich schrecklich vermissen.«
    »Ich euch auch! Die Hochzeit war einfach wunderbar. Ich wünsche euch phantastische Flitterwochen! Und ruft mich an, wenn ihr zurück seid, ja?«
    »Mach ich. Und viel Glück mit James. Ich weiß, es wird alles gut. Er ist der Richtige für dich. Warte mal, Sam will auch noch was sagen.«
    Eine Sekunde später höre ich Sams Stimme.
    »Hey!«
    »Hi.«
    »Nochmal herzlichen Dank, Lucy. Wir bleiben in Verbindung, ja? Wir werden dich vermissen.«
    »Ich euch auch.«
    »Wein doch nicht, Lucy, sonst fang ich auch gleich an zu heulen.«
    »Tut mir leid.« Ich schniefe. Das ist mir einfach zu viel.
    »Geht alles klar mit der Fahrt zum Flughafen?«
    »Ja, kein Problem.« Ich wünsche mir nur, dein Bruder wäre bei mir!
    »So, wir müssen los. Alles Liebe!«
    »Euch auch.«
    Ich krame ein Taschentuch hervor und wische mir gerade die Augen, als der Kellner mit meinem Essen erscheint. Keine Ahnung, warum ich mir etwas bestellt habe, ich kriege doch sowieso nichts runter. Mit den Fingerspitzen ziehe ich mir einen Speckstreifen heraus und knuspre ein paar Sekunden darauf herum. Dann versuche ich mein Glück mit dem French Toast, komme aber auch nicht weit. Zum Glück fragt der Kellner nicht, warum ich keinen Appetit habe.
    Nach dem misslungenen Frühstück hole ich meinen Koffer an der Rezeption ab und winke mir ein Taxi heran, das mich auf genau derselben Route zurückfährt, auf der ich vor zwei Wochen gekommen bin. Ich fühle mich benommen, aber das ist auch gut so, denn so heule ich wenigstens nicht. Auf dem Flughafen ist nicht viel los, sodass ich direkt zum Schalter gehen und einchecken kann. Zum x-ten Mal ziehe ich das Handy aus der Tasche und starre es an. Es ist an und voll funktionsfähig. Der Akku ist voll. Keine Nachrichten. Keine Anrufe in Abwesenheit. Selbst wenn ich mich dazu bringen könnte, Nathan anzurufen – ich hab seine Nummer nicht! Aber ich hoffe immer noch, dass er sich meldet.
    Schließlich kann ich es nicht länger aufschieben, ich muss durch die Passkontrolle. Für den Fall, dass Nathan doch noch in letzter Minute auftauchen sollte, sehe ich mich ein letztes Mal gründlich in der ganzen Flughafenhalle um, aber anscheinend ist er wirklich mit seinen Freunden zur Beachparty gegangen. Und mit Amy. Nach einem letzten Blick zum Eingang reihe ich mich in die Warteschlange ein. Kurz darauf bin ich dran und zeige meinen Pass vor. Dann hab ich die Kontrolle hinter mir. Ein allerallerletztes Mal spähe ich über die Schulter. Kein Nathan. Er ist nicht gekommen, um mich aufzuhalten. Anscheinend passiert so was wirklich nur im Film.
    Als ich eine halbe Stunde später ins Flugzeug steige und meinen Platz neben einem rothaarigen Geschäftsmann einnehme, hole ich mein Handy wieder aus der Tasche und sehe es mir an. Genau wie vorhin – an und voll funktionsfähig. Akku aufgeladen. Keine Anrufe in Abwesenheit. Ich

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