Lucy in the Sky
bin, greife ich wieder nach dem Handy. Und da meldet er sich endlich.
»James! Warum gehst du denn nicht ans Telefon?«
»Scheiße, hast du versucht, mich anzurufen?«
»Ja, ungefähr zwanzig Mal!«
»Oh, das tut mir leid. Ich hab es gestern Abend hier liegen lassen«, stöhnt er.
»Was meinst du damit, du hast es liegen lassen? Wo bist du denn?«
»Jetzt bin ich zu Hause. Aber gestern Abend bin ich ausgegangen. Ist ziemlich spät geworden.«
»Ich dachte, du wolltest es dir zu Hause gemütlich machen und früh ins Bett.«
»Lucy, sprich bitte leise, mein Kopf tut höllisch weh.«
Ich hole tief Luft, ehe ich weiterspreche. »Wo warst du denn?«
»Ein paar von den Jungs aus dem Büro haben mich zu einer Party geschleppt«, antwortet er.
»Und ich wette, du hast dich mit Klauen und Zähnen dagegen gewehrt.«
»Was?« Er klingt verwirrt. »Lucy … « Jetzt hat er die Nase voll. »Was ist denn das Problem? Wenn du hier wärst, hättest du mitgehen können. Was soll denn das Theater?«
Ich will ihn eigentlich gar nicht nerven, aber ich kann nicht anders. »Warum bist du nicht ans Handy gegangen?«
»Weil ich es versehentlich hiergelassen habe.«
»Ich hab um Mitternacht angerufen«, erkläre ich.
»Ja, und ich war bis eins weg«, antwortet er ziemlich ruhig.
»Oh. Heute Morgen hab ich es auch schon probiert.«
»Gott, warst du das? Ich dachte, ich träume. Ich war total fertig!« Er seufzt.
»Na ja, okay, jetzt weiß ich, dass es dir gut geht, also lass ich dich weiterschlafen.«
»Danke, Süße«, murmelt er.
Ich bin alles andere als glücklich über den Stand der Dinge. Warum muss er sich ständig mit seinen bescheuerten Kollegen rumtreiben? Ich kann die Typen nicht ausstehen!
Mums und Terrys Teestube ist total gemütlich: Rotweiß karierte Tischdecken, hübsche Holzstühle und ein paar nette Kleinigkeiten in den Regalen an den Wänden.
»Ich bin gleich bei dir«, ruft Mum, als ich sie dort am Nachmittag dort besuche. Ein paar Minuten später erscheint sie mit Tee und Sandwichs für die späten Lunchgäste.
Es ist halb drei, wir haben also mindestens noch eine halbe Stunde, bis die Teezeit richtig losgeht. Es ist Osterwochenende, und in Dunster, mit seinem mittelalterlichen Schloss und der malerischen High Street, ist einiges los. Mum bringt eine Kanne Tee und zwei Porzellantassen, dazu ein paar Scones mit Marmelade und Clotted Cream.
»Oh, danke, Mum.«
»Die hat Terry heute Morgen frisch gebacken.« Mum lächelt.
»Also, wie geht es dir denn, Lucy? Ist mit James alles in Ordnung?«
»Äh … «
Sie wartet geduldig und mustert mich aufmerksam über den Rand ihrer Teetasse hinweg. Auf einmal bricht es aus mir heraus, und ich erzähle ihr alles.
Alles
.
»Liebst du ihn?«, fragt sie, als ich am Ende angekommen bin. Sie meint Nathan.
»Ich weiß es nicht«, antworte ich wahrheitsgemäß. »Ich glaube eigentlich nicht. Aber als ich weggegangen bin, hat es sich so angefühlt. Vielleicht war es mal wieder eine von meinen obsessiven Verliebtheiten.« Sie kennt meine ganze Dreiecks-Vergangenheit.
»Na ja, wenigstens bist du über Sam mittlerweile hinweg … «
»Ja, stimmt. Aber mal ehrlich – was ist das denn mit diesen elenden Wilson-Brüdern?«
Sie lächelt, wird aber rasch wieder ernst. »Und du bist auch noch in James verliebt?«
»Ja.«
»Hast du ihm erzählt, was du für Nathan empfindest?«
»Nein Mum, bist du verrückt? Das könnte ich ihm nie erzählen, er würde total durchdrehen!«
»Nun, Lucy, du musst rausfinden, was du willst, mein Schatz, denn du solltest keinen der beiden jungen Männer zappeln lassen, wenn sie nicht die Richtigen für dich sind.« Sie sieht mich scharf an.
»Ich lasse Nathan doch nicht zappeln, oder?«, gebe ich frustriert zurück. Meine Mum nennt die Dinge beim Namen.
»Vielleicht Nathan nicht, aber was ist mit James?«
»Aber Mum, was ist, wenn er mich tatsächlich betrogen hat?«, entgegne ich.
»Und was, wenn nicht? Was für einen Beweis hast du, abgesehen von dieser SMS ?« Sie mustert mich fragend, aber ich antworte nicht. Allmählich beginne ich es zu bereuen, dass ich ihr überhaupt etwas erzählt habe. Aber ich werde ihre Ehrlichkeit garantiert wieder genauso zu schätzen wissen, wenn ich erst mal Zeit gehabt habe, in Ruhe darüber nachzudenken.
»Lucy«, meint sie sanft. »Wie würde es dir gehen, wenn James so für ein anderes Mädchen empfinden würde, wie du für Nathan empfindest?«
Einen Augenblick zögere ich. Mir wird übel,
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