Lucy kriegt's gebacken
Alter waren, vielleicht weil wir an der Johnson & Wales studiert hatten, bevor er mich mit Jimmy verkuppelte.
In diesen ersten schwarzen Monaten war Ethan mein Fels in der Brandung. Er besorgte mir eine Wohnung direkt unter seiner. Er schenkte mir eine Playstation, und wir verbrachten viel zu viele Stunden mit Autorennen und Schießereien. Er kochte für mich, weil ich mich sonst ausschließlich von Kokosküssen und gefüllten Schokokeksen ernährt hätte. Er brachte mir mit Parmesan überbackene Auberginen, Hühnchen Masala, Hackbraten. Wir schauten zusammen Filme an, und es war ihm egal, wenn ich ein paar Tage nicht duschte. Wenn ich weinte, nahm Ethan mich geduldig in die Arme, streichelte mir übers Haar und sagte mir, dass es uns beiden eines Tages wieder besser gehen würde und dass er, wenn ich nicht aufhörte, sein Hemd vollzuheulen, ein Schockhalsband für mich besorgen und auch benutzen würde.
Dann wieder reiste er eine Woche lang durch die Gegend, um Kunden zu umgarnen, was schließlich sein Job war, für den er fürstlich bezahlt wurde. Er schickte mir E-Mails mit schmutzigen Witzen, brachte mir kitschige Souvenirs mit, mailte Fotos von seinen halsbrecherischen Abenteuern - Helicopter-Skiing in Utah, Surfen in Costa Rica. Es gehörte zu Ethans Job, den „Instead“-Konsumenten zu demonstrieren, welche Zeitverschwendung eine richtige Mahlzeit darstellte - Zeit, in der man stattdessen viele lustige Dinge tun konnte. Ironisch, wenn man bedenkt, wie gerne Ethan kocht und isst.
Nach den ersten sechs Monaten, als ich nicht mehr ganz so verheult war, zog Ethan sich ein wenig zurück und begann zu tun, was normale Männer eben tun. Etwa zwei Monate lang war er mit Parker Welles zusammen, einer reichen Sommertouristin, und ich fand, dass sie ganz gut zueinanderpassten. Ich mochte Parker, sie war respektlos und geradeheraus. Ethan schien die Richtige gefunden zu haben. Deswegen überraschte es mich, als Ethan mir von ihrer einvernehmlichen Trennung erzählte. Dann teilte Parker ihm mit, dass sie schwanger war, und schlug sehr höflich seinen Heiratsantrag aus. Sie blieb allerdings in Mackerly und zog in die riesige Villa ihres Vaters in der Ocean View Avenue, wo alle reichen Leute leben. Nach neun Monaten brachte sie Nick zur Welt. Warum sie Ethan nicht heiraten wollte, bleibt ein Rätsel, sie hat mir wieder und wieder gesagt, was für ein toller Kerl er ist - aber eben nicht für sie.
Nach Nickys Geburt verbrachten Ethan und ich wieder mehr Zeit miteinander. Ich schätze, die Sache mit den „gewissen Vorzügen“ musste einfach irgendwann geschehen, obwohl keiner von uns es geplant hatte. Genauer gesagt war ich richtig geschockt, als er zum ersten Mal … Nun, dazu später mehr. Ich sollte jetzt mal an etwas anderes als an Ethan denken.
Seufzend blicke ich mich in meiner Wohnung um. Hübsch ist sie - zwei Schlafzimmer, ein Wohnzimmer, eine große sonnige Küche mit genügend Abstellfläche zum Backen. Drucke hängen an den Wänden neben einem großen Foto von Jimmy und mir an unserem Hochzeitstag. Die Möbel sind bequem, der Fernseher hochmodern. Jimmy und ich hatten gerade ein Haus gekauft, als er ums Leben kam. Natürlich wollte ich dort nicht ohne ihn einziehen, also verkaufte ich es und zog hierher, in Ethans Nähe.
Ich dachte, es würde länger als zehn Minuten dauern, mich von Ethan zu trennen, und jetzt weiß ich nicht so recht, was ich tun soll. Es ist halb zehn an einem Freitagabend. Ab und zu kommt Ash, der Gothik-Teenager von nebenan, für ein Videospiel vorbei oder um einen Film zu gucken, aber heute Abend findet der Schulball statt, und ihre Mutter hat sie gezwungen, hinzugehen. Ich könnte noch einmal den Unterrichtsplan für den Backkurs durchgehen, den ich am Community College gebe, aber das wäre des Guten zu viel, da ich das schon letzte Woche erledigt habe. Mein Blick fällt auf den Fernseher.
„Fat Mikey, hättest du Lust, dir eine schöne Hochzeit anzusehen?“ Ich nehme meinen Kater auf den Arm und drücke ihn fest, was er tapfer über sich ergehen lässt. „Du hast Lust? Guter Junge.“
Die DVD ist schon eingelegt. Ich weiß, ich weiß, ich sollte sie mir nicht so oft ansehen. Aber ich tue es trotzdem. Wenn ich wirklich einen Mann finden will, sollte ich allerdings langsam damit aufhören. Ich überlege, stattdessen den Küchenboden zu schrubben, entscheide mich dann doch dagegen und drücke auf Play.
Im Schnellvorlauf lasse ich meine Hochzeitsvorbereitungen ablaufen, amüsiere
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