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Lucy kriegt's gebacken

Lucy kriegt's gebacken

Titel: Lucy kriegt's gebacken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Higgins
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ist fertig. Er duftet unglaublich, ich kann es kaum erwarten, etwas davon zu kosten, Magenschmerzen hin oder her.
    Ich merke gar nicht, dass mir eine Träne über die Wange läuft, bis sie zischend auf die Backofentür fällt. Schnell wische ich mir mit einem Topflappen über die Augen und nehme den Kuchen heraus. Da taucht Ethan hinter mir auf und schlingt die Arme um meine Taille.
    „Es tut mir leid“, hauche ich.
    „Nein, Liebling.“ Er lehnt die Stirn an meine Schulter. „Vielen Dank.“
    „Schlechter Zeitpunkt“, räume ich ein.
    Er dreht mich zu sich um. Regen prasselt ans Fenster, und der Wind heult unter der Brücke. Es bleibt mir viel Zeit, den Naturgewalten zu lauschen, denn Ethan spricht erst nach einer Ewigkeit. „Du musst mich nicht daran erinnern, dass er als Erster hier war, Lucy.“
    „Ich war nun mal mit ihm verheiratet. Er war zuerst hier. Daran kann man nichts ändern, Ethan. Und das möchte ich auch gar nicht.“
    Ethan nickt. „Aber vielleicht muss er nicht die ganze Zeit hier sein.“
    Er bittet um das Unmögliche. Jimmy ist immer bei mir, und ich glaube nicht, dass sich das jemals ändern wird. „Dieser Brot-Typ sieht ihm ziemlich ähnlich“, sage ich unvermittelt.
    „Welcher Brot-Typ?“
    „Der von NatureMade.“
    Ethan hebt eine Augenbraue. „Tatsächlich.“
    „Ja. Er sieht Jimmy sehr ähnlich.“
    „Danke für die Vorwarnung.“ Er streicht mit den Händen über meine Arme, dann lässt er mich los.
    Ich sehe, dass Fat Mikey auf dem Tisch hockt und die Reste der Crème brulée aufschleckt, beschließe aber, dass mein Kater auch mal seinen Spaß haben darf. Der Muskel unter Ethans Auge zuckt, und nicht zum ersten Mal frage ich mich, wie viel er eigentlich zurückhält.
    „Ethan“, sage ich langsam. „Ich wollte damit nichts Bestimmtes andeuten.“ Mein Hals schnürt sich zusammen. „Ich wollte nur, dass du ein Foto von ihm hast, und das Paket ist heute zufällig gekommen. Ich hätte noch ein paar Tage warten sollen. Es tut mir leid.“
    Er nickt, nimmt meine Hand und mustert den getrockneten Teigfleck auf dem Handrücken. „Danke.“
    „Möchtest du etwas anderes essen?“, frage ich leise.
    Er verzieht den Mund. „Nein“, antwortet er, ohne von meiner Hand aufzusehen.
    „Wie wäre es mit einer Runde Scrabble?“, schlage ich ihm fast schon verzweifelt vor.
    „Vielleicht später.“ Dann küsst er mich mitten in der verwüsteten Küche, der Duft von frisch gebackenem Kuchen und Sahne liegt in der Luft, und mein Herz beginnt vor Erleichterung zu singen. Statt Buchstabensteine zu verteilen und Schreibweisen im Wörterbuch nachzuschlagen, landen wir im Bett. Fat Mikey sieht uns empört dabei zu, wie wir seinen Lieblingsschlafplatz zerwühlen.

24. KAPITEL
    Ein paar Tage später muss Ethan nach Atlanta, wo International Food Products sein Hauptquartier hat, und somit habe ich jede Menge Zeit, über mein momentanes Leben nachzudenken. Zwischen mir und Ethan läuft es recht gut, obwohl wir nach wie vor vorsichtig miteinander umgehen und das Thema Jimmy möglichst nicht ansprechen.
    Vor ein paar Tagen bin ich mit Nicky nach Providence gefahren, um Ethan bei der Arbeit zu überraschen. Während Nicky von den Mitarbeitern verwöhnt wurde - er durfte mehrmals hintereinander den Fahrstuhl rufen, seine Hände fotokopieren und dann einen Becher nach dem anderen am Wasserspender füllen -, hat Ethan mich seinen Kollegen vorgestellt. Ohne genauere Bezeichnung, einfach nur „Das ist Lucy“, aber ich habe die ganze Zeit seine Hand gehalten, um ihm zu zeigen, dass ich zu unserer Beziehung stehe. Er war so glücklich, so stolz auf seinen Sohn, und ich spürte errötend, wie so mancher Kollege mich fragend ansah.
    „Das hat mir viel bedeutet“, sagte Ethan später, als wir auf den Fahrstuhl warteten. Nicky drückte wieder und wieder auf den Knopf. Lächelnd küsste ich Ethan zum Abschied voll auf den Mund, meine Hände kribbelten.
    So langsam wird es. Seit er nach Georgia abgereist ist, haben wir uns ein paarmal am Tag E-Mails geschrieben und abends lange telefoniert. Wenn ich seine Stimme höre, beginnt mein Herz zu hüpfen, und obwohl sich das fast wie eine Panikattacke anfühlt, könnte es auch etwas anderes sein.
    Und glücklicherweise kann ich nach wie vor meine unglaublich leckeren Desserts genießen.
    Genau daran denke ich auch in diesem Moment, weil nächste Woche die Messe „Taste of Mackerly“ stattfindet, womit wir noch ein letztes Mal Touristen zu uns locken wollen,

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