Lucy kriegt's gebacken
weich, darunter die harten Muskeln. Ich lege eine Hand auf seine Brust, spüre seinen gleichmäßigen und starken Herzschlag. Dann sehe ich in seine Augen, golden und braun wie Herbstblätter in einem klaren Bach.
Er lehnt sich vor, bis seine Stirn die meine berührt. „Bist du sicher, Liebling?“
„Ja“, flüstere ich, und schon küsst er mich. Er lässt eine Hand unter mein T-Shirt gleiten und umfasst meine Brust. Mir stockt der Atem. Er schmeckt so gut, es fühlt sich himmlisch an, und ich kann einfach nicht fassen, dass ich so lange damit gewartet habe. Jetzt wandert er mit den Lippen zu meinem Hals, ein heißer Schauer durchjagt mich. Ich sinke zurück auf die Couch, die heiße Sonne auf meiner Haut, und lasse mich davontreiben.
Eines ist klar: Entgegen meiner besten Absichten habe ich mich am Ende also doch verliebt.
23. KAPITEL
Während wir in der Kajüte waren, hat der Himmel sich bewölkt, das Meer ist grau und bewegt. Auf der Rückfahrt sprechen wir nicht viel. Ethan hat alle Hände voll zu tun, um durch die hohen Wellen am Point Judith zu steuern. Immer wieder muss er die Segel trimmen. Wir sausen ganz schön schnell über das Wasser. An eine Klampe geklammert, beobachte ich ängstlich meinen Kapitän. Es steht zu befürchten, dass sich meine grausame Fantasie von vorhin doch noch bewahrheitet.
Everything‘s gonna be alright, everything‘s gonna be alright. Everything‘s gonna be alright, everything‘s gonna be alright . Mir ist schon klar, dass dieser Schnipsel aus dem Bob-Marley-Song nach Jimmys Tod mehr oder weniger zu meinem Mantra wurde. Jedes Mal wenn Ethan mich so verdammt glücklich ansieht, merke ich, wie die Angst mein Herz streift. Lass nicht zu, dass ich ihm wehtue, Jimmy, bete ich. Aber vielleicht will Jimmy ja gar nicht, dass ich einem anderen mein Herz schenke. Vielleicht will er ja für immer der Erste, der Beste und der Großartigste bleiben. Ich werde allen anderen entsagen bis ans Ende meiner Tage, so lautete unser Ehegelöbnis. Und dass ich jetzt Witwe bin … das ist nun wirklich etwas ganz anderes, als wenn Jimmy mich betrogen hätte. Wenn er meine Liebe aufs Spiel gesetzt hätte. Nein. Er ist einfach nur gestorben.
Ich überlege, wie es wohl wäre, wenn meine Seele Jimmy dabei zusehen müsste, wie er sich ohne mich durchs Leben kämpft. Natürlich würde ich mir wünschen, dass er eine wunderbare Frau findet. Aber ich muss auch gestehen, dass ich für immer die größte Liebe seines Leben sein wollte. Die eine, an der alle anderen gemessen würden.
„Alles klar bei dir?“, schreit Ethan über den Wind hinweg.
Als wir endlich den Hafen erreicht haben, kann ich es kaum erwarten, wieder festes Land zu betreten. Ethan wirft mir, während er eine Leine an der Klampe festmacht, einen Blick zu. „Du siehst etwas grünlich aus.“ Er ergreift meine Hand. „Soll ich dich nach Hause fahren?“
„Ich würde lieber zu Fuß gehen.“
„Okay.“ Er springt vom Boot und hilft mir beim Aussteigen. Wir stehen auf dem Holzsteg, der unangenehm schaukelt. Regenwolken ballen sich im Westen zusammen, Blätter flattern von den Bäumen.
„Komm später noch vorbei, ja?“
„Okay“, stimmt er sofort zu, und wieder krampft sich mein Herz zusammen, als ich das Lächeln in seinen Augen sehe.
„See you later, Alligator.“
„Lucy?“ Ich drehe mich noch einmal um. Sein Gesicht ist ernst. „Vielen Dank“, sagt er.
Mein Herz schwillt gefährlich an. „Ich danke dir auch, Ethan“, antworte ich zittrig. Dann senke ich den Kopf gegen den scharfen Wind und gehe nach Hause.
Ethan scheint zu wissen, dass ich Zeit für mich allein brauche - entweder das, oder er hat etwas zu erledigen. Was auch immer der Grund sein mag, er kommt erst gegen einundzwanzig Uhr. Fat Mikey, verstört darüber, dass er seinen Lieblingsmenschen in letzter Zeit so selten zu sehen bekommt, jault so lange, bis Ethan ihn auf den Arm nimmt und kräftig seine ramponierten Ohren krault. „Wie geht’s denn so, Fat Mikey?“, brummt Ethan, er gibt dabei eine ziemlich gute Mafiosi-Imitation ab. „Wie geht es meinem alten Kumpel hier?“
Seit ich nach Hause gekommen bin, stehe ich in der Küche und backe. Zuerst probierte ich noch ein Stück von meinem Kuchen, um sicherzustellen, dass das vorhin nicht nur ein Zufall war. War es nicht, Gott sei Dank. Das bedeutet wohl nichts anderes, als dass Ethan mir wirklich guttut. Daraufhin habe ich zuerst eine Crème brulée gemacht, seidig und saftig mit einer perfekten
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