Lucy kriegt's gebacken
wissen, dass ich diejenige war, mit der er zusammen sein wollte. Dann ging er an mir vorbei zurück in die Küche, blieb kurz stehen, um mich zu küssen und mit seinen starken Händen meine Schulter zu drücken, und da saß ich dann, eingehüllt in Knoblauchduft und Begehren.
Es war, als wäre ich mit einer lokalen Berühmtheit zusammen - mit jemandem, der immer sogar noch besser aussah als beim letzten Mal, der besser roch und bei dem mir ganz schwindlig wurde vor Liebe, wenn er die Arme um mich schlang und mich hochhob. Jeder kannte Jimmy, obwohl er erst etwa ein Jahr zuvor in die Stadt gezogen war, und er erinnerte sich an die Namen der Gäste, schickte ihnen einen Gruß aus der Küche an den Tisch, fragte nach den Kindern. Alle waren ganz verrückt nach ihm.
Er war ein fantastischer Freund, schenkte mir Blumen, versteckte kleine Liebesbriefe in meinem Studentenzimmer, wenn er einmal Zeit hatte, mich in Providence zu besuchen, und rief mehrmals am Tag an. Immerzu sagte er mir, wie schön ich wäre, mit ihm war ich glücklicher als jemals zuvor in meinem Leben. Er betrachtete mich, wenn wir zusammen im Ellington Park im Gras lagen, der Fluss plätscherte vorbei, der Geruch des Wassers mischte sich mit Blumenduft, die Sonne brannte auf uns herab, und dann vergaß er, was er gerade hatte sagen wollen, streckte eine Hand nach mir aus, berührte mein Gesicht mit den Fingern oder küsste meine Hand oder - noch besser - legte den Kopf in meinen Schoß. „Das ist alles, was ich brauche“, sagte er dann. „Das und ein bisschen was zu essen.“
Auch das Bunny‘s erlebte durch Jimmy einen Aufschwung. Er entschied, dass das Brot für Gianni‘s künftig bei uns gekauft wurde, außerdem empfahl er uns anderen Restaurants weiter. Der Lieferservice wurde ein riesiger Erfolg. Meine Mutter und die Tanten glaubten fortan, Jimmy könne auch übers Wasser gehen. „Dieser Jimmy“, sagten sie immer kopfschüttelnd. „Er ist wirklich etwas Besonderes, dieser Jimmy. Den musst du dir warmhalten, Lucy.“
Was sie mir wirklich nicht erst zu sagen brauchten.
Jimmy wartete bis zu meinem Abschluss, bevor er mir einen Heiratsantrag machte. Er lud mich eines Abends ins Gianni‘s zu einem späten Abendessen ein, nachdem alle anderen schon gegangen waren. Das machten wir ab und zu, stellten ein paar Kerzen auf und knipsten das Licht aus. Ich kann mich noch genau daran erinnern, wie an diesem Abend alles schmeckte - wie süß die Tomaten waren, wie weich das Brot, die leichte Wodkasoße auf den perfekt gekochten Nudeln, das zarte, buttrige Hühnchen.
Dann ging Jimmy in die Küche und kam mit zwei Portionen von Maries weltberühmtem Tiramisu zurück, eine kalte reichhaltige Mischung aus Schokoladencreme, Biskuit und Kaffeelikör und mit einer dicken Schicht Mascarpone obendrauf. Er stellte die Schale vor mich, und ich sah den Ring, den er in die Mascarpone gesteckt hatte. Ohne zu zögern, pickte ich ihn heraus, leckte ihn ab und steckte ihn mir an den Finger. Jimmy begann, laut und schmutzig zu lachen. Dann sah ich in sein lächelndes, unglaublich gut aussehendes Gesicht und wusste, dass ich diesen Mann für den Rest meines Lebens wie verrückt lieben würde.
Offensichtlich ist es anders gekommen.
Nachdem wir acht Monate verheiratet waren, fuhr Jimmy zu einer Küchenmesse nach New York. Er musste um fünf Uhr aufstehen, um rechtzeitig dort zu sein. Den ganzen Tag verbrachte er auf der Messe und informierte sich über neue Ofentechnologien und darüber, wie viel Zeit und Geld er durch einen Umbau seiner Küche sparen könnte. Er sah sich Hunderte neue Küchengeräte an und ging abends mit ein paar Kollegen essen.
Es war nach Mitternacht, als er mich aus dem zwei Stunden von Mackerly entfernt liegenden New Haven anrief.
„Du hast nicht zu viel getrunken, oder?“, fragte ich in unser Bett gekuschelt. Ich hatte auf ihn gewartet und war enttäuscht, dass er noch immer so weit weg war.
„Nein, Baby. Nur ein Glas Wein, das ist alles. Du kennst mich doch.“
Ich lächelte beruhigt. „Und du bist auch nicht zu müde, ja?“
„Ein bisschen erledigt bin ich schon“, gestand er. „Aber es geht schon. Ich vermisse dich. Ich möchte einfach nur nach Hause kommen, dein schönes Gesicht sehen, dein Haar riechen und von dir vernascht werden.“
Ich lachte. „Das ist witzig, weil ich nur dein schönes Gesicht sehen und ebenfalls vernascht werden möchte.“
Ich sagte nicht: Halte zumindest mal kurz auf einem Parkplatz und mache einen
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