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Lucy kriegt's gebacken

Lucy kriegt's gebacken

Titel: Lucy kriegt's gebacken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Higgins
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Dammriss - gar nicht so schlimm. Hat mich jedenfalls nicht umgebracht.“
    Ich reiche dem Mann sein Wechselgeld. „Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag. Bis zum nächsten Mal.“
    Es wird kein nächstes Mal geben, das kann ich Ihnen versichern. Er stürmt aus der Tür. Ich würde sogar jede Wette eingehen, dass er nie mehr einen Fuß auf unsere Insel setzt.
    „Iris, vielleicht könntest du … ein bisschen dezenter sein?“
    „Womit?“ Sie schnappt sich gekränkt einen Lappen und beginnt, die tadellos saubere Theke abzuwischen. „Womit soll ich dezenter sein?“
    „Nun, wenn du mich das nächste Mal anpreist wie ein Rind bei einer Auktion.“
    „Du sagtest doch, dass du jemanden kennenlernen willst, und ich helfe dir dabei, das ist alles.“
    „Das hatte schon eher den Anflug von Zuhälterei, gemischt mit einem Geburtshilfe-Crashkurs.“
    „Stell dich nicht so an. In der Not frisst der Teufel Fliegen.“
    „Ich bin nicht in Not! Ich … ich werde schon selbst jemanden finden. Es ist wirklich nett von dir, dass du mir helfen willst, aber bitte belästige nicht unsere Kunden. Das Geschäft geht auch so schon schlecht genug.“
    „Mit unserem Geschäft ist alles in Ordnung“, schnaubt sie. „Nun hör sich das einer an. Das Geschäft läuft schlecht. Siebenundfünfzig Jahre schlecht laufende Geschäfte, wie? Damit haben wir dir immerhin dein Schickimicki-Studium finanziert, oder nicht? Hm?“
    „Ja, Tante Iris. Natürlich. Ich finde nur, dass wir viel mehr aus dem Laden machen könnten, wenn wir ein paar Tische aufstellen und Kaffee anbieten würden und …“
    Iris’ prächtiges Augenrollen wird durch die Türglocke unterbrochen. Das sonst eher strenge Gesicht meiner Tante wird umgehend weich vor kriecherischer Anbetung. „Oh, Grinelda! Hallo, hallo! Komm herein, Liebes! Wie schön, dass du uns besuchst.“
    Ich unterdrücke ein Seufzen.
    Grinelda, eine selbst ernannte Zigeunerin, kommt regelmäßig ins Bunny‘s und wird von meinen Tanten und meiner Mutter vergöttert. Zigeuner haben einen festen Platz in ungarischen Herzen, und für die schwarzen Witwen - allesamt streng katholisch - werden Grineldas prophetische Fähigkeiten höchstens von der Johannesoffenbarung übertroffen. Wie Madonna oder Cher hat Grinelda keinen Nachnamen, was nichts anderes bedeutet, als dass man sie bar bezahlen muss. Und wie die eben erwähnten Popstars wirft sich Grinelda gern mächtig in Schale. Heute nach dem Motto „Aufmerksamkeitsstörung trifft auf Kindergärtnerin im Zuckerrausch“. Langer glänzend violetter Rock, der hinten kürzer als vorn ist, weil er erst den langen Weg über Grineldas beeindruckenden Hintern zurücklegen muss. Rote Bluse, die Schulternaht mit einem Klebeband zusammengehalten, fusseliger schwarzer Schal, klimpernde billige Armreifen und schmerzhaft aussehende Ohrclips.
    Mit einer nach fünfzig Jahren kleiner Zigarillos ziemlich heiseren Stimme krächzt sie eine Begrüßung. „Daisy, Iris, Rose - eure geliebten Männer warten auf ein Wort von euch.“
    „Lucy, Liebling, sitz hier nicht einfach so herum, bring ihr etwas zu essen!“, trillert Tante Rose, die gerade aus der Backstube gestürmt kommt, wo sie eine Hochzeitstorte mit ihrer Spezialmischung aus Backfett und Puderzucker bestrichen hat. „Mach schon!“ Sie reißt ihre Schürze herunter und glättet mit einer Hand ihr Haar.
    Ich tue, was mir aufgetragen wurde, arrangiere zehn von Bunny‘s buntesten Keksen auf einem Teller und rühre drei Löffel Zucker in eine große „Nur für Mitarbeiter“-Tasse mit Kaffee.
    Meine Mutter kommt aus dem Büro und zieht dabei schnell ihren Lippenstift nach. „Oh, gut, da ist sie. Lucy, möchtest du auch eine Sitzung? Elektrolyse, vielleicht?“
    Auf ihren Schnurrbart-Witz gehe ich nicht ein. „Nein, danke. Mom, Grinelda hat ungefähr so übernatürliche Kräfte wie ein Farn. Und einhundert Mäuse für eine Sitzung? Ich finde wirklich nicht, dass ihr …“
    „Psst! Sie wird dich noch hören, Liebling. Sei still und geh in die Backstube, wenn du so zynisch sein willst. Geh! Husch!“ Mom nimmt mir den Keksteller aus der Hand und nähert sich Grinelda so ehrfürchtig wie die Heiligen Drei Könige dem Jesuskind. „Grinelda! Willkommen!“
    Ich fand es schon immer merkwürdig, dass meine kluge Mom genauso begeistert von Grinelda ist wie ihre Schwestern, aber ich schätze, jeder hat so seine Schwachstellen. Und obwohl ich wirklich nichts von Grineldas Fähigkeiten halte, riskiere ich einen

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